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Ilma sah den König stirnrunzelnd an. »Ich glaube kaum, dass er sich für eine der beiden Optionen entscheidet.« Sie seufzte leise, gab allerdings nach, als sie den fordernden Blick von Thranduil sah. » Ich werde es natürlich dennoch versuchen.« Einen kurzen Moment wartete sie noch auf eine Antwort von Thranduil, als ihr allerdings klar wurde, dass sie darauf lange warten würde drehte sie sich mit einem leisen Seufzen um und griff nach den Zügeln von Storm. Eine Wache hatte ihn während der ganzen Zeit gehalten. Mit einem letzten Blick zu Thranduil schwang sie sich elegant auf ihr Pferd und lenkte es in Richtung des Tores. Thranduils Blick brannte in ihrem Rücken aber trotzdem drehte sie sich nicht um. Sie versuchte ihr inneres Chaos unter Kontrolle zu bekommen, während sie Storm aus der Stadt lenkte.

Sobald sie durch das Tor geritten war trieb sie ihr Pferd an. Rhythmisch trommelten seine Hufe über die Brücke, als er Ilma aus der Stadt in Richtung Erebor trug. Der Elbenkönig stand auf der Mauer von Thal und sah der Elbin schweigend nach. Er konnte seinen Blick einfach nicht von ihr abwenden, als sie über die Ebene in Richtung Erebor ritt. Auch wenn sie vor kurzem noch schwer verwundet war strahlte sie jetzt trotzdem Eleganz und Selbstbewusstsein aus. Nichts wies darauf hin, wie hilflos sie vor einigen Tagen noch gewesen war.

Thranduil bekam nicht mal mit, dass Gandalf mit ihm über das weitere vorgehen sprach. Der alte Zauberer legte seine Stirn nachdenklich in Falten und folgte dem Blick des Elbenkönigs. Ilma schien ihn ja ganz schön abzulenken. Auch Legolas hatte das Starren seines Vaters aufmerksam verfolgt und schüttelte jetzt nur Grinsend den Kopf. Na das konnte ja noch etwas werden! Er wollte Ilma doch gar nicht wegschicken, warum tat er es dann?

Erst eine ganze Weile später realisierte Thranduil, dass Gandalf mit ihm gesprochen hatte. Schnell wandte er seinen Blick von Ilma ab und drehte sich zu Gandalf. Der Zauberer seufzte leise, während er auf den gegenüberliegenden Hügel deutete. »Ich fürchte, dass es nicht bei einem Kampf zwischen Elben, Menschen und Zwergen bleiben wird. Es liegt ein größerer Krieg in der Luft.« Thranduil sah den Zauberer unruhig an und sein Blick schnellte sofort wieder zurück zu Ilma. Wenn sie auf dem freien Feld war und andere Parteien sie dort angriffen, dann konnte er sie nicht schützen.

Ilma ahnte nichts von den Sorgen des Königs. Sie war mittlerweile fast am Erebor angekommen. Die Zwerge hatten nicht gesehen, dass die Elbenarmee angerückt war. Sie sahen nur Ilma, die alleine auf den Erebor zuritt. Mit einem lauten Rasseln zogen die Zwerge das Fallgitter nach oben, während Ilma von ihrem Pferd absprang. Sie gab Storm einen sanften Klapps auf den Hals und er drehte sich schnaubend weg und fing an ruhig an vor den Toren des Erebors zu grasen.

Der erste, der Ilma in die Arme fiel war Kili. Auch Thorin war sofort herbeigeeilt, als Ilmas Ankunft verkündet wurde. Die Elbin hatte es geschafft aus dem Düsterwald zu entkommen. Selbst Thorin hatte sich so langsam Sorgen um sie gemacht.
»Haben die Widerlinge dir etwas getan? Du bist eine Freundin von uns. Du wirst an unserer Seite stehen, wenn die Elben uns angreifen!« Schnell musterte er die Elbin um sicherzugehen, dass es ihr auch wirklich gut ging und sie keine Wunden hatte. Zufrieden legte er eine Hand auf ihre Schulter und nickte stolz. Er hatte doch gewusst, dass sie anders war als all die anderen Spitzohren. Er konnte ja nicht ahnen, dass der König Ilma die ganze Wahrheit über den Krieg zwischen den Elben und den Zwergen erzählt hatte. Unzufrieden musterte Ilma den Zwerg. Seine Freude sie zu sehen machte es für sie nur noch schwerer diesen Verrat an ihm zu begehen. Immer wieder redetet sie sich ein, dass sie es nur für ihn tat um ihm zu helfen den Krieg vorzubeugen.

Nicht alle Zwerge waren so leichtgläubig, wie Thorin. Balin durchbohrte Ilma förmlich mit seinem wissenden Blick. Wie konnte Thorin die Lüge hinter ihrer Ankunft nicht erkennen? Ihr ging es gut, sie hatte alles im Düsterwald, was sie brauchte also weshalb hätte sie hierherkommen sollen, wo es nichts außer nutzlosem Gold und Juwelen gab. Balin hatte Thranduil bereits um Hilfe gebeten, als sie kurz im Düsterwald waren um Ilma zu holen. Er hatte schon damals besorgt mitangesehen, wie Thorin immer mehr der Drachenkrankheit verfiel. Es war kein Zweifel, dass er Ilma geschickt hatte.

Thranduil - Der eiskalte König ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt