Kapitel drei | Gespräch mit einem doch nicht so Fremden

332 27 13
                                    

Es herrschte Stille zwischen uns als wir nebeneinander her liefen. Ich hatte Wyatt erklärt, dass ich weder Auto noch Führerschein besaß und ihm vorgeschlagen ihn nach Hause zu Fuß zu begleiten. Wyatt war damit einverstanden gewesen. Mich beschlich das Gefühl, dass er nur Angst davor hatte allein zu sein und mich für einen Fremden hielt, den er nie wieder in seinem Leben sehen würde. Tja, nur leider lag er damit falsch.

„Wie heißt du eigentlich?", fragte er mich nach einer Weile und blickte auf sein Handy in den Händen, mit welchem er uns den Weg leuchtete. Seine Taschenlampe hatte sich als heller herausgestellt und er hatte mehr Akku gehabt als ich.

Kurz war ich überrascht. „Maverick."

„Ich bin Wyatt."

Ich musste mir auf die Zunge beißen, damit mir kein ‚Ich weiß' herausrutschte. „Cool", sagte ich stattdessen und musterte ihn von der Seite. Er blickte zu Boden und schien dabei äußerst konzentriert. Seine dunkelblonden, sonst sehr aufwendig gestylten Haare fielen ihm leicht ins Gesicht. Das Haarspray hielt sein 24-Stunden-Versprechen anscheinend nicht, obwohl er dafür viel mehr Geld ausgab, als ich mir jetzt vorstellen konnte. Teuer heißt nicht gleich besser, Wyatt.

Scheiße, sprach ich jetzt schon in Gedanken mit ihm?

Ich war echt alle.

„Es tut mir leid." Er blickte auf und ertappte mich mit seinen braunen Augen wohl oder übel beim starren. Super.

Ich ließ mir aber nicht anmerken, dass mir das ganze irgendwie peinlich war. Stattdessen runzelte ich die Stirn. „Was tut dir leid?"

„Naja", seine Mundwinkel hoben sich deutlich und er zeigte mir ein peinlich berührtes Lächeln, „ich bin mir sicher du hättest nicht geplant irgendeinen weinenden Jungen nach Hause zu begleiten, weil er Angst hatte allein zu gehen. Noch dazu sind wir uns völlig fremd."

Vielleicht nicht so fremd wie du denkst, dachte ich mir. Ich schenkte ihm ein Grinsen. „Nein, das hatte ich tatsächlich nicht", gab ich verschmitzt zu. „Aber wenn du es so sagst klingt's eindeutig abgefuckter als es wirklich ist."

Er lachte leise. „Wahrscheinlich hast du Recht." Sein Blick ging wieder zu Boden – so wie meiner.

Scheiße, ich kann nicht glauben, dass das hier Realität ist. Wenn Leute immer darüber gesprochen hatten, dass sie sich hatten kneifen müssen um herauszufinden, dass ihre ganze Situation kein Traum war, hatte ich mir nicht vorstellen können so etwas auch mal zu fühlen. Es klang einfach nur beschissen.

„Wie alt bist du?"

Mein Kopf drehte sich wieder in seine Richtung. Versuchte er gerade tatsächlich ein Gespräch aufzubauen und mich irgendwie kennenzulernen?

„Dafür, dass du dachtest, dass ich vielleicht irgendein besoffener Perverser bin, bist du jetzt doch sehr neugierig."

Ich konnte es nicht zu 100% erkennen, doch ich dachte zu sehen, dass er leicht Rot wurde.

„Tut mir leid", meinte er sofort beschämt.

Ich musste lächeln, doch er sah es nicht- er mied meinen Blick. Irgendwie war er schon süß (und ich hasste mich ein wenig, weil meine Gedanken so verdammt kitschig waren). Vielleicht war die Reaktion nicht die gewesen, die er erwartet hatte.

„17."

Er blickte auf und sah mir direkt in die Augen. Die Fragezeichen darin leuchteten mir entgegen wie das reflektierte Licht einer Disco Kugel.

„Du hast gefragt wie alt ich bin", half ich ihm grinsend auf die Sprünge und zwinkerte.

Er blickte mir immer noch in die Augen und obwohl es totaler Unsinn war, hatte ich das Gefühl, dass dieser Moment etwas intensives an sich hatte. Fuck. Ich war viel zu verknallt. Doch ich konnte den Blick nicht von ihm lösen und es schien ihm ähnlich zu gehen. Zu mindestens bildete sich das irgendein kranker Teil meines Gehirns ein. Ich meine, er wusste nicht wer ich bin, obwohl wir im selben Geschichtskurs saßen.

Different Worlds | bxbWo Geschichten leben. Entdecke jetzt