Kapitel fünf | Das habe ich mir irgendwie anders gedacht...

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Heute war Montag. Viele sagten, es wäre der schlimmste Tag der Woche, doch alle Tage der Woche waren Scheiße, wenn man es genau betrachtete. Sah ich zu mindestens so.

Man merkte langsam, dass der Herbst kam. Ich hatte heute früh meine Jacke heraussuchen müssen, die ich vor ein paar Jahren auf einem Flohmarkt mit Natalie gekauft hatte. Sofia beschrieb sie immer als ‚voll Vintage'. Im Endeffekt war sie das ja auch. Wie ich das vom Verkäufer mitbekommen hatte, war das ein Geschenk seines Vaters zum 16. Geburtstag gewesen irgendwann in den 90ern.

Dafür, dass ich spät dran war, waren noch ziemlich viele Schüler auf dem Schulhof auf den Weg in das Schulgebäude. Auch wenn ich ein langes Gespräch mit Natalie am Samstag gehabt hatte über mein ‚unverantwortungsbewusstes Verhalten', hatte sie mich heute früh wieder damit nerven müssen. Manchmal waren große (und verantwortungsbewusste) Geschwister echt für'n Arsch. Sie konnten genauso gut nerven wie kleine – manchmal waren sie sogar noch schlimmer.

Wie immer hatte ich die Kapuze meines Hoodies tief ins Gesicht gezogen. Mein Superhelden Cape. Deshalb sah ich Sofia und Oscar nicht kommen. Ich zuckte leicht zusammen, als sie plötzlich neben mir standen.

„Hallo du Wichser", begrüßte mich meine beste Freundin und schlang einen Arm über meine Schulter um meinen Hals. Freundlich wie immer. Der Sonnenschein in Person.

Hola puta", brummte ich nur zurück.

Oscar grinste und strich sich seine blonden Locken aus dem Gesicht. Er bekam oft das Kompliment Ähnlichkeit mit Michelangelos David zu haben. „Hat da jemand Spanisch Vokabeln gelernt?", feixte er. Er wandte sich zu Sofia, die den Eindruck machte, als würde sie es gar nicht gehört haben. „Was hat er gesagt? Hallo...?"

„Schlampe." Sofia sah mit einem gleichgültigen Blick zwischen uns hin und her.

„Oh." Oscars Lächeln verrutschte kaum merklich. Er kannte Sofia noch besser als ich selbst. Manchmal hatte ich das Gefühl er konnte in ihren Kopf gucken. „Dafür hat er bestimmt ein Wörterbuch benutzt, was ich als positiv empfinde", meinte er dann und zwinkerte mir zu. Er äffte Mr. Morse nach. Unseren Politik Lehrer.

„Immer alles positiv sehen", lachte Sof und drehte sich wieder zu mir. „Übrigens: du hast Oscars mega Tanzeinlage am Freitag verpasst. Wo warst du so schnell hin, Warholden?"

Ich verdrehte innerlich die Augen. Ich hätte wissen müssen, dass diese Frage kommen würde. „Hatte Natalie versprochen früh nach Hause zu kommen wegen Harlow."

„Aha."

Ich seufzte. „Du klingst nicht überzeugt."

„Bin ich auch nicht", grinste meine beste Freundin. „Ganz ehrlich, du helle Birne: uns musst du erst richtig schocken, um uns zu überzeugen."

Ich verdrehte die Augen als sie sich zu Oscar umdrehte. „Hab ich Recht oder hab ich so was von Recht?"

Er lächelt nur sein Sofia-ich-mag-dich-wirklich-sehr-aber-jetzt-fahren-wir-wieder-runter-Lächeln. „Du hast Recht, Schnucki."

○●○

Französisch war zum kotzen. Ehrlich. Ich meine, klar, eine wunderschöne Sprache dies das, aber warum ist sie verdammt nochmal so kompliziert. Stöhnend drehte ich mich zu Oscar um als unsere Lehrerin Mrs. Downs in den letzten fünf Minuten uns dazu aufforderte Vokabeln mit unserem Sitznachbarn zu üben.

„Was heißt essen?", fragte mein Freund unbeirrt und schien absichtlich mein Elend zu

ignorieren. So ein Arschloch.

„Kein Plan", murmelte ich und legte mich mit meinem Oberkörper auf den Tisch. Alles. War. Scheiße. Alles war verdammt nochmal für'n Arsch.

Wow, heute mal wieder super gut gelaunt, sagte die Stimme in meinem Kopf sarkastisch. ‚Mensch, das ist ja mal was ganz neues!'

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