Ich starrte meine Zimmerdecke an. In meinem Zimmer war es dunkel, aber ich wusste sowieso schon, dass sie weiß war. Ich konnte nicht schlafen und wusste nicht genau wie spät es war, aber es musste wohl schon sehr spät sein, weil Natalie vor einer Ewigkeit ihre Zimmertür gegenüber von meiner zugemacht hatte.
Sie putzte oft bis spät in die Nacht, weil sie tagsüber von Job zu Job rannte, um die Rechnungen rechtzeitig zu bezahlen. Nebenbei versuchte sie noch zu lernen und zu Kursen zu gehen, um vielleicht einen Job mit gesicherten Einkommen zu bekommen. Sie war erst 21 und sie tat so viel für mich und Harlow, dass ich oft ein schlechtes Gewissen hatte. Ihr Traum war es immer gewesen ans College zu gehen und Medizin oder irgendetwas anderes Interessantes zu studieren. Sie war schlau und ihre Lehrer (und vermutlich jetzt auch meine Lehrer) hatten immer gesagt, sie würde ein Stipendium bekommen, wenn sie sich nur anstrengte. Sie hätte es auch tatsächlich geschafft, das weiß ich, aber sie hat es nicht einmal versucht.
Natalie war schon immer das komplette Gegenteil einer Optimistin gewesen. Ich war dreizehn als sie dabei war die Schule fertig zu machen und ich hatte nur Scheiße im Kopf. Ich denke, ich habe immer noch Scheiße da drin, aber damals war's echt Riesen-Kacke, die ich da zustande brachte. Und sie war immer gegen das Pflegeheim gewesen, weil sie nicht damit leben konnte, das Gefühl zu haben genau an den selben Stellen wie unsere Eltern versagt zu haben. Sie war immer viel zu entschlossen und ehrgeizig gewesen. Das tat ihr oft nicht gut.
Ich drehte mich auf die Seite und blickte auf mein Handy, das auf meinem Nachttisch lag. Ich und Wyatt hatten heute Nummern ausgetauscht. Das war aber nicht unbedingt positiv, weil ich jetzt schon viel zu oft drauf geguckt hatte, um zu schauen, ob er mir vielleicht eine Nachricht geschrieben hat. Es war mir egal was. Ich wusste, es würde mich ohnehin ein bisschen zu sehr freuen.
Ich hatte bestimmt auch mindestens genauso oft drauf geguckt und überlegt, ob ich ihm vielleicht etwas schreiben sollte. Irgendwas, das war mir auch egal. Hauptsache ich höre mich nicht wie der größte Depp an. Und immer, wenn ich mich dazu entschieden hatte jetzt etwas zu schreiben, fiel mir nichts ein, was nicht wie ein Riesen Haufen Scheiße klang.
Ich seufzte und griff nach dem Handy, um zu schauen wie spät es war. Es war viel hell und ich kniff instinktiv die Augen zusammen. 23:36 Uhr.
Ich hätte gedacht es wäre später, aber wahrscheinlich sollte ich das positiv sehen, weil ich noch genügend Zeit hatte, um meinem Schönheitsschlaf zu bekommen.
Mein Seufzen klang genauso armselig, wie ich mich füllte. Ich wusste nicht mal, warum ich nicht einschlafen konnte, aber wenn ich so drüber nachdachte musste es irgendwas mit Wyatt zu tun haben. In letzter Zeit - seit wir angefangen hatten abzuhängen (wenn das überhaupt abhängen ist), um genau zu sein - drehte sich alles in meiner kleinen beschissenen Welt nur um ihn.
Mein Handy in meiner Hand schwebte schon wieder über den Nachttisch, als ein leises Bing zu hören war und sich mein Bildschirm wieder aufhellte.
Jemand hatte mir eine Nachricht geschrieben.
Welcher Geistesgestörte schrieb mir um diese verfickte Uhrzeit noch?!
Wenn meine Freunde etwas von mir gewollt hätten, hätten sie mich besucht, egal wie spät es ist. Wir waren noch nie Fans von WhatsApp und was es sonst noch alles gab gewesen, obwohl es natürlich alle hatten. Wir sind schon immer lieber bei dem anderen vorbeigekommen, um etwas abzuklären.
Aber außer Sofia, Leo und Oskar (die Jameson-Zwillinge waren zwar lustig, aber ich würde sie wahrscheinlich nicht als Freunde bezeichnen) hatte ich nicht wirklich Freunde. Vor allem keine, die mir eine Nachricht schreiben würden.
Natalie war gefühlt die einzige, die mir Nachrichten schrieb, die meistens aber gar nicht ankamen und da sie im Zimmer nebenan war, machte es keinen Sinn, dass es eine Nachricht von ihr war.
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Different Worlds | bxb
Romansa„Kann man dir vielleicht helfen?", fragte ich und legte den Kopf schief. Ein Grinsen konnte ich mir auch nicht verkneifen. Er hob den Kopf noch ein wenig weiter. „Nein", meinte er giftig und blinzelte mich böse an. „Ich brauche keine Hilfe. Jedenfal...