202 - Erklärung

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Fröhlich hoppelte der junge Drache zu seiner Reiterin Moira zurück und ließ sich auf den Arm nehmen. Der unerwartete Anblick des Kükens hatte alle Anwesenden völlig vereinnahmt. Es war Marlenas Mutter Arya die als erste ihre Sprache wieder fand.
"Nun, ich denke Glückwünsche dir gegenüber sind angebracht Tochter des Zwergenvolkes."
Die Worte der Elfe klangen sehr förmlich aber Marlena kannte ihre Mutter besser. Die war nicht entgangen, dass durchaus freundschaftliche Wärme die nüchterne Erklärung begleitet hatte. Arya indes sprach weiter.
"Ich wüsste aber gerne sie es dazu gekommen ist, dass dieser junge Sculblaka dich gewählt hat Moira. Soweit ich weiß befindet sich im Moment kein Ei in der Obhut deines Volkes."
"Da hat meine Gefährtin recht." schloss sich Eragon an. "Wenn ich mir aber die Farbe der Schuppen so ansehe kommt sie mir bekannt vor. Haben wir nicht vor einem halben Jahr den Menschen ein Ei dieser Farbe übergeben?"
Moira griff diesen Punkt von Eragon auf und nickte.
"Das stimmt Meister Eragon. So ist es. Es ist so, dass mein Vater der Meinung ist, dass die Aufregung um Begeisterung die das Volk ergriffen hat in konstruktive Bahnen gelenkt werden muss. Ihr wisst wie tief unser Glaube verwurzelt ist. Es ist eine Sache von den großen Taten der Götter in heiligen Schriften zu lesen oder Priester davon sprechen zu hören aber hier ist die Situation eine andere. Ein Teil unserer heiligen Schriften hat sich manifestiert. Leider rächt sich nun, dass so wenig über Marantera bekannt war. Vor den Ereignissen der letzten Wochen und Monate wussten die wenigsten Zwerge, dass sie überhaupt existiert. Ihr Name war einfach ein Schimpfwort. Eine unverzeihliche Beleidigung aber die wenigsten haben sie mit unseren Göttern in Verbindung gebracht. Die jüngsten Taten ihrer Anhänger haben aber dazu geführt, das Wissen über sie durchgesickert ist. Schließlich hat mein Vater ja auch erlaubt, dass ihr Name ausgesprochen wird falls jemand Informationen über ihre Gefolgschaft an offizielle Beamte weitergeben will. Als die Kreaturen Maranteras und dann bedrohten am ihrer Anhänger an jeder Ecke ihre dunklen Lehren verkündet. Die Stimmung war aufgeheizt und das Volk verängstigt. Daher haben viele zugehört."
"Das verstehe ich natürlich." murmelte Eragon ebenso zu sich selbst wie zu allen Umstehenden. "In Zeiten der Not sucht jeder nach Orientierung aber was hat das mit diesen jungen Drachen zu tun."
"Darauf wollte ich gerade kommen." sagte die Zwergin und fuhr fort. "Als die Bedrohung durch Marantera schließlich abgewendet war ein Mein Vater das Ende der Bedrohung natürlich verkünden lassen. Er und seine Berater haben beschlossen, dass ein dreitägiges großes Fest stattfinden soll um das Geschehene gebührend zu feiern. Dabei soll die Reaktion des Volkes in konstruktive Bahnen gelenkt werden. Da der Orden der Reiter maßgeblich an der Bewältigung der Krise beteiligt war wollen wir auch unsere Bande zu ihm stärken. Es war geplant im Zuge der Feierlichkeiten einer Reiterprüfung abzuhalten. Wie ihr schon richtig erkannt habt stammt mein kleiner Talin hier aus dem Ei, welches dem Volk der Menschen übergeben wurde. Mein Vater hat König Jalhod über einen magischen Spiegel kontaktiert und ihm die Situation hier geschildert. Der Herrscher von Ilirea war gern bereit uns zu helfen. Die letzten Reiterprüfungen bei den Menschen waren ohne Ergebnis geblieben und er war ohnehin der Ansicht, dass es an der Zeit sei das anvertraute Ei einem anderen Volke vorzustellen. Eine Abordnung der Eiwächter hat sich hier mit Ismira und mir getroffen und uns das Drachenei übergeben."
"Richtig." warf Ismira ein. "Neuere aber kaum in die Nähe des Eis gekommen als ich das erwachende Interesse des Kükens bemerkte. Ich habe sie einige Zeit mit dem Ei verbringen lassen und etwa eine Stunde später....."
Marlenas Cousine vollführte eine elegante kreisende Bewegung mit der Hand und deutete schließlich auf Talin der inzwischen, völlig zufrieden mit sich und der Welt auf Moiras Arm eingeschlafen war und leise schnarchte.
"Nun, ich denke wir sollten es als ein sehr positives Zeichen sehen, dass die Völker nun so bereitwillig den anderen Rassen Alagaesias das Recht zugestehen ein Drachenei zu berühren." freute sich Marlena. Ihre Eltern hatten ihr von Zeiten erzählt, in denen sogar die Farbe des überreichten Dracheneis unter den Völkern zu Streit hätte führen können. Stets muss es sorgfältig darauf geachtet werden, dass die Eier zu den Völkern passten, dieselbe Größe hatten und die Geschlechter der ungeschlüpften Drachen gleichmäßig verteilt waren. Eine Unregelmäßigkeit in einem dieser Punkte konnte zu Streit führen oder den Verdacht der Bevorzugung eines Volkes auslösen.
"In der Tat." scloss sich Eragon der Meinung seiner Tochter an. "Weiß mein Clanbruder eigentlich schon von deiner Berufung?"
"Ich habe meinen Vater benachrichtigt kurz nachdem Talin geschlüpft war." schmunzelte Moira. "Er war zunächst sprachlos aber dann hat er sich sehr für mich gefreut. Und um eure nächste Frage zu beantworten Meister Eragon: es ist mir bewusst, dass ich keinen anderen Titel als Drachenreiterin mehr führen werde. Ich habe das mit meinen Eltern bereits besprochen. Unsere Familie ist ja recht groß und in der Thronfolge stand ich nicht an erster Stelle."
"Gut. Ich nehme an Burod und Svenaja erwarten uns mit ihren Drachen in der Hauptstadt?"
"Richtig Onkel." antwortete Ismira. "Svenaja und Kyra brauchten nach ihrem Rückflug eine Pause und König Orik begrüßte es, dass einige von uns in der Stadt blieben. Die Reiter stehen im Moment in hohem Ansehen bei den Knurlan und wie bereits angedeutet die Situation in der Hauptstadt ist emotional sehr aufgeladen."
"Gut dann sollten wir mein Clanbruder nicht länger warten lassen sondern unserer Reise schnell fortsetzen." legte Eragon fest. Dem stimmten alle Anwesenden zu und Ismira und Moira begannen damit das Zelt abzubauen und die letzten Vorbereitungen für den Abflug zu treffen.
Marina wie bei ihren Eltern zurück und hörte wie ihre Mutter leise sagte:
"Wie wir befürchtet haben. Die Stimmung ist im Fluss."
"Was meint ihr?" erkundigte sich Marlena. Sie fürchtete sich ein wenig vor der Begegnung mit den Zwergen weil sie nicht gerne im Mittelpunkt stand aber offenbar machten sich ihre Eltern noch weitergehende Sorgen.
Eragon blickte seine Tochter einen Augenblick an und fragte dann: "Was glaubst du würden die Zwerge tun wenn irgend ein Fremder ihnen erzählen würde, dass die Götter ihres Volkes ihm mitgeteilt hätten, es sei ihr Wunsch dass jeder Knurlan von nun an nur noch auf einem Bein hüpft."
"Sie würden ihn auslachen." kicherte Marlena. Die Vorstellung dass das gesamte Volk der Zwerge nur auf einem Bein durch die Gegend hüpfte war zu komisch.
"Und was wenn du ihnen jetzt und hier sagen würdest, dass es der Wille ihrer Götter ist das sie nur auf einem Bein hüpfen? Du, die mit Marantera persönlich gesprochen hat."
Die Erkenntnis traf Marlena mit großer Wucht.
"Ihr macht euch keine Sorgen wegen mir oder? Ich würde niemals etwas unlauteres von den Zwergen verlangen."
"Natürlich nicht." beschwichtigte Eragon seine aufgeregte Tochter. "Aber es wird zweifellos Zwerge mit politischem Einfluss geben die versuchen werden die gegenwärtige Situation auszunutzen und für sich oder ihr politisches Lager Vorteile herauszuschlagen. Glücklicherweise haben wir mit Orik denke ich einen verlässlichen Freund der uns helfen wird die Situation zu meistern."
"Hoffentlich." murmelte Arya und Marlene entging nicht der Schatten der auf den Zügen ihrer Mutter lag. "Du weißt dass Politik nicht immer das Beste in den Wesen zum Vorschein bringt."
Mit diesen Worten wollte sich die Elfe auf den Rücken ihres Drachen schwiegen doch Eragon hielt seine Gefährtin zurück. Marlena beobachtete wie sich ihre Eltern einige Augenblicke nur in die Augen sahen. Schließlich schien zur Erleichterung der jungen Halbling ein Teil der Spannung von ihrer Mutter abzufallen. Sie und Eragon tauschten einen schnellen Kuss aus und wandten sich dann ihren willen Partnern zu.
Als hätte er den fragenden Blick seiner Tochter gespürt blickte er Eragon zu ihr herüber.
"Deine Mutter ist eine Frau mit viel Erfahrung Liebes. Doch nicht alle Erfahrungen und besonders die politischen, sind gut."

Eragon FF - Band 7- Ende, Epilog Band 7 und doe OS- Sammlung von TraeumerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt