7. Sina und Legatis

138 8 0
                                    


Nachdenklich betrachtet Eragon das schmiedeeiserne Tor vor ihm. Irgendetwas stimmt nicht.
"In jedem Fall eine Festung die für einen Drachenreiter erbaut wurde." stellte Ismira fest als auch sie das Tor begutachtete. "Es ist groß genug dass selbst erwachsene Drachen es ohne Probleme durchschreiten können. "
Eragon nickte nur stumm und ließ seinen Blick weiter gleiten. Ganz plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er hatte es zuerst nicht registriert bei der Anblick im Umfeld einer Behausung führender Lebewesen nichts ungewöhnliches war. Es wurde erst dann ungewöhnlich, wenn diese Behausung, wie in diesem Fall, verlassen zu sein schien.
"Diese Burg ist nicht unbewohnt." stellte er fest.
"Wie kommst du darauf Onkel?" erkundigte sich Ismira überrascht.
Eragon deutete neben das Tor. Die dunkle Burgmauer war mit Eis und Schnee überrustet. Von den Zinnen und Wehrgängen gingen lange Eiszapfen herab und verstärken den bedrohlichen bedrohlichen Eindruck des Gemäuers noch weiter. Man musste sich der Mauer mit Vorsicht nähern. Einige der Zapfen waren so massiv, dass sie ohne Probleme einen Menschen aufspießen konnten würden sie herab fallen.
Es war jedoch nicht der einschüchternde Eindruck den dass Gebäude erweckte auf den Eragon seine Begleiter aufmerksam machte sondern auf den Schneehaufen neben dem Haupttor.
"Jemand hat den Eingang freigeräumt." sagte Cale der offenbar als erster Begriff worauf Saphiras Reiter hinaus wollte.
"Und nicht nur das." stimmte Arya ihrem Gefährten nun zu. Die Elfe untersuchte die Scharniere am Haupttor. "Kein Rost und die Scharniere sind geschmiert. Wenn dieses Gemäuer über 100 Jahre diesen extremen Witterungsverhältnissen ausgesetzt gewesen wäre, würde es wohl einen wesentlich schlechteren Eindruck machen."
"Könnte es ein alter Zauber sein. Eine Art Schutzwall den Maris gewirkt hat um seine Burg vor eben der Witterung zu schützen?"
"Das ist natürlich eine Möglichkeit Ismira." räumte Eragon ein. "Aber Schutzwälle sind nur wirksam solange sie mit Energie versorgt werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Maris einen so gewaltigen Energiespeicher hatte um einen Schutzwall für ein ganzes Jahrhundert zu versorgen. Diese Energie wäre außerdem an anderer Stelle, zum Beispiel im Kampf, viel besser genutzt gewesen als für solch banale Aufgaben. Nein ich denke das diese Burg noch immer bewohnt ist."
"Warum begrüßt uns dann niemand?" wunderte sich Ismira. "Ob man uns noch nicht bemerkt hat?"
"Unwahrscheinlich." murmelte Cale. "Wir haben uns fast eine Woche in diesem Gebiet aufgehalten meine Rebellin. Mehrmals sind über die Burg hinweg geflogen um den Innenhof zu inspizieren. Ich kann mir nicht vorstellen dass wir unbemerkt geblieben sind. Allerdings wage ich zu vermuten, dass wir immer die Burg bewohnt uns nicht notwendigerweise feindlich gesonnen ist."
"Und woraus schließt mein weiser Gefährte das?"
Schmunzelnd ging Cale auf Ismira spielerische Herausforderung ein.
"Weil die Bewohner der Burg mehr als genug Zeit gehabt hätten uns anzugreifen wären wir auf Eragon und Arya gewartet haben. Wir haben aber nichts in dieser Richtung unternommen. Daraus schließe ich, dass sie uns nicht feindlich gesinnt sind aber hoffen, nicht entdeckt zu werden. Sie versuchen sich wohl ruhig zu verhalten ist hier das Interesse an dieser alten Ruine verlieren
"Wie denkst du sollen wir vorgehen?" erkundigte sich Arya während die Drachen der Reisegruppe bereits mit argwöhnischen Blicken die Zinnen mustern. Saphira und ihrer Artgenossen wollten einen plötzlichen Überraschungsangriff auf ihre Reiter unbedingt verhindern.
"Manchmal ist der einfachste Weg der beste, meint Stern."
Mit diesen Worten trat Eragon an das Tor heran und hämmerte mit der geballten Faust gegen die Tür. Danach rief er in der alten Sprache:
"Wir sind Abgesandte des neuen Ordens der Drachenreiter. Wir wollen niemandem Schaden zufügen. Gewalt werden wir nur anwenden uns zu verteidigen. Wenn ihr nicht angreift ab wie nichts von uns zu befürchten. Wir bitten euch allerdings um ein Gespräch da wir davon ausgehen, dass dieses Bauwerk einmal einem Reiter namens Maris gehört hat. Wir wollen uns vergewissern dass keine Gefahr von dieser Burg ausgeht."
"Das ist dein Plan Onkel? Anklopfen?" Ismira musterte ihrem Oheim skeptisch.
"Was wäre dein Vorschlag Ismira?" erkundigte sich Eragon schelmisch. "Das Tor aufbrechen? Das wäre mehr als unhöflich und provokant. Wenn viele gewaltsam eindringen provozieren wir vielleicht nur einen Angriff."
Noch bevor Ismira etwas antworten konnte hörten die wartenden Reiter wie der Riegel des großen Haupttores von innen bewegt wurde. Eragon trat einige Schritte zurück und stellte sich neben Saphira die ihre Muskeln nervös angespannt hatte.
Langsam und bedächtig öffnete sich das riesige Tor und gab den Blick auf einen mit Eis und Schnee verkrusteten Innenhof frei.
Einen Augenblick verharrten die Drachenreiter. Zweifellos war dies als eine Einladung zu verstehen aber auf dem Hof der Festung war niemand zu sehen.
- "An den Mann ihre dieser Burgbewohner habe ich einiges auszusetzen." - knurrte Saphira.
Eragon schmunzelte nur und blickte dann zu Arya. Für jemanden der die Elfe nicht kannte mochte es so aussehen als ob sie in ein stummes Gebet vertieft wäre aber Saphiras Reiter kannte seine Gefährtin besser. Nach einigen Augenblicken schlug sie die Augen auf und blickte ihn an.
"Ich habe alles so weit überprüft. Ich kann keine feindlichen Zauber oder magische Fallen entdecken."
"Nun..." Eragon blickte den Rest seiner Reisegruppe an. "In der Kälte herum zustehen bringt nichts."
Mit diesen Worten setzte sich der Anführer der Reiter in Bewegung und betrat den Innenhof der Festung. Seine Begleiter folgten ihm.
Auch der Innenhof war offenbar für die Bedürfnisse eines Drachen ausgelegt. Ein Teil war überdacht um einen geflügelten Bewohner der Burg vor den Elementen zu schützen. Auch zeigte sich nun, dass Maris alles andere als luxuriös gelebt hatte. Die Burg bestand praktisch nur auf den äußeren Verteidigungsmauern. Ein kleines Steinhaus neben dem überdachten Ruhebereich für Drachen schien das einzige Wohngebäude zu sein. Eragon hatte in Galbatorix Aufzeichnungen alte Baupläne für die verschiedenen Festungen der Abtrünnigen gesehen. Sie überboten sich praktisch gegenseitig was Luxus und Verschwendung anging. Diese Festung war völlig anders. Ein knarrendes Geräusch lenkte die Aufmerksamkeit der Reisegruppe auf sich. Eine versteckte Tür öffnete sich in der Festungsmauer die dem Haupttor gegenüber lag. Aus dem halbdunkel des Ganges der dahinter lag traten zwei Gestalten hervor. Die kleinere, zierlichere von beiden hielt einen Bogen und hatte einen Pfeil schussbereit an die Sehne gelegt. Die Spitze des Geschosses zielte jedoch nicht auf die Neuankömmlinge sondern war auf den Boden gerichtet. Eine klare Geste, dass die Unbekannte, anhand des Körperbaus erkannte Eragon dass es sich um eine Frau handeln musste, bereit war sich zu verteidigen aber keinen Angriff provozieren wollte. Ihr Begleiter überragte sie um einen halben Kopf und hielt einen kunstvoll geschnitzten Stab aus weißem Holz in den Händen. Beide trugen Kapuzen und Umhänge, so dass sich nicht klar erkennen ließ welchem Volk sie angehörten.
Die unbekannte Frau musterte die Neuankömmlinge. Ihr Blick geht erst über Eragon dann zu Arya.
"Elfen?" fragte sie ihren Begleiter verwundert.
"Bleibt wachsam Sina." warnte der Mann mit dem Stab. "Wir wissen von wenigstens zwei Elfen die sich dem Verräter Galbatorix angeschlossen haben. Der Reiter des blauen Drachens hatte sich uns zwar als Abgesandte des Ordens vorgestellt aber wenn ich Verräter den Krieg gewonnen haben betrachteten sie sich nun vielleicht als der Orden der Drachenreiter."
Eragon hatte die Unterhaltung genau verfolgt. Die beiden verhüllten Gestalten sprachen die alte Sprache flüssig und ohne jeden Akzent.
"Ich kann euch beruhigen." ergriff Eragon das Wort. "Galbatorix und seine Verräter sind tot. Ich habe ihn gemeinsam mit meiner Drachendame Saphira und der Unterstützung treuer Verbündeter getötet. Dieser Kampf sie bereits über 10 Jahre zurück. Als ältester freier Reiter habe ich mit der Unterstützung meiner Gefährtin Arya und ihren Drachen Fíernen den Orden der Drachenreiter neu gegründet. Auch das Volk der Zwerge und die Urgalgra haben nun einen Platz in seinen Reihen. Wir treten für dieselben Ziele ein wie der alte Orden. Für Frieden und Verständigung zwischen den Völkern. Wenn ihr keine feindlichen Absichten gegen eines der Völker Alagaesia habt versichere ich euch, dass es keinen Grund für uns gibt zu kämpfen."
Während er gesprochen hatte über Eragon langsam auf die beiden Gestalten zugegangen. Die beiden Unbekannten blickten sich nun unsicher an und wogen die Worte die sie gerade gehört hatten ab. Schließlich senkten sie beide ihre Waffen und schoben die Kapuzen ihrer Umhänge zurück. Tatsächlich handelte es sich um einen Mann und eine Frau. Beide hatten schwarze Haare, zeitlos glatte Gesichter und die eleganten geschwungenen Ohren die typisch waren für das Volk der Elfen.
Eragon war ein Moment überrascht, dann jedoch führte er zwei Finger an die Lippen und begann das elfische Begrüßungsritual. Er sprach als erster um den beiden Unbekannten zu verdeutlichen, dass er anerkannte dass die ihr Heim war. Nach kurzem Zögern wurde der Gruß erwidert. Die beiden Unbekannten Elfen klangen noch etwas unsicher aber freundlich. Eragon konnte keine feindlichen Absichten auf ihren Gesichtern lesen fiel ihm auf, dass der Mann mit dem Stab ihn nicht direkt ansah. Sein Blick wanderte ins Leere.
Überrascht trat Arya ein Eragons Seite.
"Ihr seid Elfen? Wo kommt ihr her? Seite während des Krieges mit den Wyrdfell von unserer Streitmacht getrennt worden? Warum hat man nicht nach euch gesucht? Warum seid ihr nicht zu den Heimstätten unseres Volkes zurückgekehrt? Mir nichts bekannt über eine Siedlung unseres Volkes soweit im Norden."
"Wir leben hier schon weit länger. Schon vor dem Krieg gegen Galbatorix und seine Verräter war dies hier unser zu Hause. Mein name ist Legartis und das ist meinen Schwester Sina. Ihr erst uns junge Anführer der Reiter, dass ihr beim Gruß zuerst gesprochen habt. Wir wissen das zu schätzen."
Eine undefinierbare Trauer lag in Legartis Stimme als er gesprochen hatte. Abermals irritierte es Eragon ein wenig, dass der Elf weder ihn noch Arya anblickte als er zu ihnen sprach. Plötzlich wurde Saphiras Reiter klar wieso der Blick des unbekannten Elfen stets ins Leere wanderte.
"Verzeiht mir bitte die etwas direkte Frage Legartis Elda aber seid Ihr blind?"
"Ihr habt es also bemerkt." lächelte der angesprochene traurig.
"Habt ihr hier keinen Heiler?" erkundigte sich Arya betroffen. "Warum hat man euer Augenlicht nicht wiederhergestellt?"
"Ihr wisst wirklich nicht wer wir sind oder wo ihr hier seid oder?" Sina hatte nun gesprochen und Eragon erkannte mehr Bitterkeit in der Stimme der Elfe als es jemals von einem Mitglied des schönen Volkes gehört hatte.
"Man kann nicht wiederherstellen was niemals vorhanden gewesen ist Argetlam Arya." sagte Legartis und tastete nach der Schulter seiner Schwester um ihr beschwichtigend die Hand auf dieselbe zu legen. "Ich bin ohne Augenlicht geboren worden. Unsere Heiler können Verletzungen jeder Art behandeln. Im Grunde stellen sie damit nur etwas zerstörtes wieder her. Bei mir ist die Lage jedoch anders. Mein Gehirn ist nicht in der Lage die Informationen zu verarbeiten die die Augen sammeln. Da stoßen auch die Heilkundigen unseres Volkes an Grenzen."
"Ich wusste gar nicht dass es bei unserem Volk auch Geburtsfehler gibt."
Arya war ehrlich verblüfft.
Sina indes stieß ein kurzes bitteres Lachen aus.
"Das überrascht mich nicht. Ich frage mich nur, ob eurer Unwissenheit erfrischende Naivität oder bittere Ignoranz ist Arya!"
Im Hintergrund begann Fíernen drohend zu Knurren. Er mochte es gar nicht dass seine Reiterin so beleidigt wurde. Arya sah sich kurz zu ihm um und der grüne Drache entspannte sich etwas.
"Wenn ich euch irgendwie beleidigt habe Sina-Älfa-cona dann bitte ich um Entschuldigung. Wir sind ganz gewiss nicht in der Absicht ihr euch zu kränken. Wir haben diese Burg entdeckt und das Wappen von Maris. Einem der 13 Verräter....."
"Maris war kein Verräter!" fauchte Sina und ihre Augen funkelten wütend als sie einen Schritt auf Arya zu machte. "Er hat uns alle gerettet! Er hat seine Freiheit und schließlich sein Leben für uns geopfert. Das ist mehr als unser eigenes Volk jemals für uns getan hat!"
"Sina!" Legartis festigte den Griff um die Schulter seiner Schwester und schlug einen beruhigenden Tonfall an. "Das können sie nun wirklich nicht wissen."
Sina blickte zu ihrem Bruder und er Augen glänzten feucht vor Trauer und Wut.
"Ich glaube es gibt einiges, dass wir nichts voneinander wissen." Eragon trat nun zwischen seine Begleiter und die beiden unbekannten Elfen. "Das was die eine Seite nun vielleicht als Beleidigung sie ist im Grunde nichts anderes als ein Missverständnis das ob Unwissenheit fußt. Ich bin der Anführer des neuen Ordens der Reiter und mir ist bewusst, dass es in Maris Geschichte einige Dinge gibt die keinen Sinn ergeben. Ihr sagt, das euer Freund war und kein Verräter. Dann erzählt mir seine Geschichte und wenn ihr das was sie sagt beweisen können werde ich es als meine Pflicht ansehen Maris Namen vom Vorwurf des Verrats reinzuwaschen. Auch glaube ich nicht, dass der Zorn der gerade aus euch hervor bricht Sina Älfa-Cona allein meiner Gefährtin Arya gilt. Ich glaube er rührt von einem wesentlich älteren Unrecht her und Unrecht zu beseitigen ist eine der Aufgaben der Drachenreiter. Ich bitte euch erzählt und eure Geschichte und die von Maris und dann werden wir sehen wohin uns das führt."
"Das ist gerecht Schwester." sagte Legartis eindringlich zu der aufgebrachten Sina.
Die weibliche Elfe schloss kurz ihre blauen Augen und atmete einige Male tief durch. Als sie sich wieder etwas gefangen hatte sagte sie zu Arya:
"in der Tat ist das was euer Gefährte vorschlägt gerecht Argetlam Arya. Ich nehme eure Entschuldigung an wenn ihr meine akzeptiert. Mein Zorn rührte nicht von euren Worten her sondern von alten Wunden die bereits vor vielen Sommern geschlagen wurden."
Arya überlegte einen Moment, dann nickte sie.
"Wenn euch meine Unwissenheit Qualen bereitet hat tut es mir leid. Eure Entschuldigung nehme ich gerne an. Ich glaube auch, dass mein Gefährte recht hat. Wir sollten reden."
"Dann erlaubt mir bitte, ehrenwerte Reiter, euch in unser Heim einzuladen. Leider können eure ehrenwerten Drachen uns nicht begleiten. Wir leben in einer Höhle unter dieser Festung und der Weg dorthin ist zu schmal. Noch mehr schmerzt es mich, dass wir den Gefährten eurer Seelen nicht einmal eine anständige Mahlzeit bieten können. Lasst mich euren Drachen aber versichern, dass ihr hier keine Feinde habe. Ich verbürge mich persönlich für eure Sicherheit und die Höhle ist nicht weit entfernt. Eure Sculblaca werden keine Schwierigkeiten haben geistig mit euch in Verbindung zu bleiben."
Eragon brauchte Saphira nur anzusehen um zu wissen, dass es seiner treuen Begleiterin überhaupt nicht gefiel ihn allein ziehen zu lassen aber Legartis hatte in der alten Sprache für ihre Sicherheit gebürgt und damit gab sich die blaue Drachendame vorerst zufrieden.

Eragon FF - Band 7- Ende, Epilog Band 7 und doe OS- Sammlung von TraeumerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt