35. Der Preis der Rache Teil 1

129 7 0
                                    


Gedankenverloren betrachtete Eragon den flackernden Tanz des Lagerfeuers. Sie hatten einen anstrengenden Flug hinter sich.
Die Befragung von Tialvas altem Freund hatte interessante Informationen zu Tage gefördert aber auch unmittelbares Handeln gefordert.
Bloedgram war in der Tat sehr gründlich gewesen bei dem Versuch sicherzustellen, dass Finaeas sein Vorhaben nicht verraten konnte. Es hatte einiger geschickter Formulierungen bedurft um die volle Wahrheit zu erfahren. Positiv hatte sich für die Drachenreiter ausgewirkt, dass Finaeas bemüht war Wege zu finden seine magischen Schwüre zu umgehen und die Informationen mit den Reitern zu teilen. Auch er konnte zwar den Schmerz seines Freundes verstehen hielt aber nichts von blutiger Rache.
Die Befragung hatte schließlich ergeben, dass Bloedgram bereits seit zwei Tagen im Besitz der entsprechenden Informationen war und damit einen gewissen Vorsprung hatte. Glücklicherweise befanden sich die Mitglieder des Zirkels der Heiler nicht mehr in Elesméra oder einer anderen bekannten Elfensiedlung. Ihre Taten hatten hohe Wellen unter dem Volk von Du Weldenvarden geschlagen und Finaeas war weitsichtig genug gewesen um zu erkennen, dass auch andere Mitglieder des schönen Volkes vielleicht, von ihrem Schmerz übermannt, dem Wunsch Rache zu nehmen nicht widerstehen könnten. Der Elf hatte daher, nachdem die Mitglieder des Zirkels verhaftet worden waren für eine gewisse räumliche Trennung gesorgt. Er hatte die beschuldigten Elfen, mit einer zuverlässigen Wachmannschaft, in den Norden der Wälder geschickt. Ironischerweise wurden die Mitglieder des Zirkels nun in eben der Siedlung festgehalten wo sie bisher gemäß gebildeten Kinder untergebracht hatten bis diese alt genug waren um in die Verbannung geschickt zu werden. Die Heiler hatten einige Häuser angelegt und ein Teil ihres Zirkels war ständig im Norden um die Kinder zu beaufsichtigen die noch heran wuchsen. Es war keine große Siedlung. Im Grunde handelte es sich nur um fünf einfache Wohnhäuser welche in die Bäume gesungen waren. Mehr war nicht nötig gewesen. Kinder waren unter den Elfen eine Seltenheit und noch seltener waren Missbildungen. Soweit Finaeas es sagen konnte hatten sich nie mehr als zwei oder höchstens drei Kinder gleichzeitig in dieser Siedlung aufgehalten. Meist waren sie von dem Mitglied des Zirkels in den Norden gebracht worden der auch die Geburt der Unglücklichen verfolgt hatte und ihre Missbildungen festgestellt hatte. Meist begründete der betreffende Heiler seinen Rückzug damit, dass es auch für ihn ein trauriges Ereignis sei wenn es zu einer Totgeburt kam.
Im Norden betreute man die verstoßenden Kinder dann bis sie alt genug waren um, mit der Unterstützung der anderen Verstoßenden, für sich selbst zu sorgen. Meist war das mit dem achten oder neunten Lebensjahr der Fall.
Eragon und Arya hatten festgestellt, dass sie sich beeilen mussten wenn sie noch rechtzeitig kommen wollten um Bloedgram am Vollzug seiner Rache zu hindern. Allein die Geschwindigkeit die ihre Drachen im Flug zurücklegen konnten gab ihnen überhaupt noch Hoffnung das Schlimmste verhindern zu können.
Trotz des ernsten Hintergrundes ihrer Reise musste Eragon schmunzeln als er an Saphiras Begeisterung während des Fluges dachte. Seine treue Begleiterin war schon immer mit Leib und Seele eine Himmelstochter gewesen und dieser Flug hatte der blauen Drachendame besonders viel Spaß gemacht. Hier hatte sie nämlich endlich wieder die Gelegenheit gehabt die volle Kraft ihres Körpers auszuschöpfen. Zwar waren sie und ihr Reiter des Öfteren auf Reisen aber befanden sich dann meist in Begleitung jüngerer Drachen und die älteste lebende Drachendame musste sich etwas zurückhalten um ihre Mitreisenden nicht körperlich zu überfordern. Da sie nun aber allein mit ihrem Nistpartner reiste hatte Saphira aus dem Vollen schöpfen können und es genossen ihrem Reiter zu demonstrieren zu welchen Geschwindigkeiten sie inzwischen in der Lage war.
Nun lagen die beiden ältesten Drachen des Ordens aneinander geschmiegt am Rand der Lichtung wo die Reiter ihr Nachtlager aufgeschlagen hatten. Das Lichtspiel des Lagerfeuers zauberte gemeinsam mit der heraufziehenden Dunkelheit und dem Schuppenkleid der beiden Drachen einen geheimnisvollen und sehr sehenswerten Anblick.
Leider fand dieses Schauspiel kein dankbares Publikum. Arya hatte sich noch einmal vom Lager entfernt um den Vorrat an Brennholz aufzufüllen und sowohl Eragon als auch Tialva waren zu tief in ihren Gedanken versunken um sich an den tanzenden Lichtreflexen zu erfreuen.
Welche Sorgen Tialva quälen mochten konnte Eragon nicht sagen doch ihm wurde immer wieder bewusst, dass er erst begann das ganze Ausmaß des Verbrechens zu begreifen dass der Zirkel der Heiler begangen hatte.
Aufgrund der gegenwärtigen Lage hatte das Augenmerk des Anführers der Reiter vor allem der Reaktion der Eltern gegolten. Nun drängt sich eine neue Perspektive in die Ansichten von Saphiras Reiter. Als die blaue Drachendame fragte was ihn so beschäftigte teilte er seine Überlegungen gerne mit ihr.
- "Ich stelle mehr und mehr fest, dass das was dieser Zirkel angerichtet hat im Grunde nie wieder gutzumachen ist. Bisher stand für uns der Schmerz der Eltern im Vordergrund aber was ist mit den Kindern? Finaeas hat uns zwar versichert, dass seine Ermittlungen ergeben hätten, dass die missgebildeten Kinder zwar nicht körperlich misshandelt worden waren aber die Seele eines Kindes kann auf viele Arten geschändet werden. Diese Kinder haben solange sie denken können nur Ablehnung von ihrem eigenen Volk erfahren. Vielleicht hat man ihnen sogar eingeredet, dass ihre Eltern mit dem Handeln des Zirkels konform gehen. Das sie eine Enttäuschung wären. Eine Belastung für das ganze Volk und deshalb nicht willkommen sind. Kannst du dir vorstellen was das anrichten kann Saphira?" -
- "Sehr gut sogar." - brummte die blaue Drachendame. - "Ich muss es mir im Grunde gar nicht vor stellen und du musst das auch nicht. Wir haben in unserem Bekanntenkreis doch jemanden, der ähnlich viel Lieblosigkeit und Ablehnung erfahren hat als er noch ein Küken war." -
Eragon überlegte einen Moment, dann wurde ihm schlagartig bewusst auf den Saphira an spielte.
- "Murtagh."-
Saphira bestätigte stumm die Vermutung ihres Reiters.
- "Es hat ihn für sien Leben gezeichnet." -
- "Stimmt Kleiner aber das Beispiel deines Bruders sollte dir auch Hoffnung geben. Ja, seine frühen Erlebnis sie haben ihn geprägt aber das hat ihn nicht davon abgehalten im späteren Leben sein Glück zu finden. Heute gibt es Wärme und Liebe in seinem Leben und hätte er nicht die Schatten der Vergangenheit überwunden hätte er sich niemals von Galbatorix lösen können. Wir sollten uns bewusst sein was diesen Kindern angetan wurde aber dies mit der Erkenntnis verbinden dass jeder von ihnen es in sich hat trotzdem sein Glück zu finden. Jetzt wo sie nicht mehr an diesen einen Ort im Norden gebunden sind können die Verstoßenden ihr Leben selbst gestalten und mit Dingen anreichern die ist erfüllt und glücklich machen. Es steht nicht in unserer Macht ihre Vergangenheit zu ändern aber wir können Ihnen helfen ihren Blick auf die Zukunft zu richten." -
Eragons Gesicht erschien ein Lächeln. Wie üblich hatte seine treue Begleiterin recht. Sie offenbarte ihm eine Sichtweise die ihn hoffen ließ und ihm damit Kraft gab zu handeln.
Gerade wollte er sich dafür bei Saphira bedanken als Fíernens Kopf plötzlich in die Höhe schnellte. Aufgeregt blickte der Grüne Drache um sich als hätte er ein verdächtiges Geräusch gehört. Seine ganze Körpersprache hatte sich geändert. Er war nun nicht mehr entspannt und gelöst sondern hoch konzentriert.
Noch bevor Eragon oder Saphira nachfragen konnten was diesen plötzlichen Stimmungswechsel ausgelöst hatte überschlugen sich die Ereignisse. Mit einem Satz war Fíernen auf den Beinen und stieß ein donnerndes Brüllen aus, dass durch die Stille auf der abendlichen Lichtung doch um ein vielfaches lauter wirkte. Seine Flanken beten und dunkler Rauch kräuselte sich aus den Nasenlöchern des Drachen. In Windeseile spannte er seine gewaltigen Schwingen auf und schoss in den Himmel.
Eragon und Saphira waren wie vor den Kopf geschlagen doch ebenso plötzlich wie sich das Verhalten des grünen Drachen geändert hatte wurde dem Anführer der Reiter klar dass nur eine Sache auf der ganzen Welt einen Drachen von einem Augenblick zum anderen in solche Erregung versetzen konnte. Etwas bedrohte seine Seelenpartnerin.
"Arya." flüsterte Eragon erschrocken als ihm die Bedeutung dieser Erkenntnis klar wurde.

Eragon FF - Band 7- Ende, Epilog Band 7 und doe OS- Sammlung von TraeumerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt