Alte Wunden

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Ein gleißender Lichtblitz und ein ohrenbetäubender Knall durchschnitten den Frieden der Waldlichtung auf der Eragon wartete. Unter ärgerlichen Lauten erhob sich ein Schwarm Vögel vom nächst gelegenen Baum.

-" Habe ich auch so ein Spektakel veranstaltet?" - erkundigte sich Saphira verärgerte bei ihrem Reiter.

-" Ich befürchte schon." - räumte Eragon schmunzelnd ein.
Während sie auf die Ankunft der beiden Dracheneier aus der Ostmark warteten war Saphira unter den warmen Sonnenstrahlen die sich den Weg durch die Äste der Bäume suchten in einen angenehmen Dämmerschlaf verfallen. Die magische Ankunft der Eier hatte dem unsanft ein Ende gesetzt.

- "Kein Wunder dass ich nach dem Transport hierher noch eine Weile in meinem Ei geblieben bin. Es war mit Sicherheit aus Protest!" -

Erneut musste Eragon schmunzelnd widmete sich dann aber den beiden Dracheneiern die in einem rauchenden Krater lagen. Vorsichtig hob er sie auf und schickte dann über seinen magischen Spiegel das verabredete Signal an Tar. Man sollte in der Ostmark wissen dass die wertvolle Fracht sicher angekommen war. Anschließend kehrte er zum Rand der Lichtung zurück wo Saphira auf ihn wartete.

- "Dann lass mal sehen was man uns geschickt hat Kleiner."- forderte die ehrwürdige Drachendame und ließ sich die beiden Eier von ihrem Reiter präsentieren.

Das Drachenei in Eragons linker Hand erstrahlt in einem prächtigen Rotorange. Dort jedoch wo Lichtstrahlen in einem bestimmten Winkel auf die glatte Oberfläche des Eis trafen glitzerte die Schale golden. Fast sah es so aus als ob das Ei in Flammen stehen würde.

Das zweite Ei schimmerte in verschiedenen Abstufungen von weiß und grau. Jemand der die Kostbarkeit nicht sah sondern nur von den Farben hörte hätte annehmen können, dass das rechte Ei im Vergleich zum linken geradezu bescheiden, vielleicht sogar etwas schäbig wirkte. Dem war jedoch ganz und gar nicht so. Als Eragon das graue Ei in Augenschein nahm und es etwas im Licht drehte stellte er fest, dass die Grauschattierungen auf der weißen Oberfläche in einem ständigen Wandel begriffen waren. Je nach dem wie das Licht auf die Schale traf ergaben sich völlig andere Muster an der Oberfläche. Fast schien es als hätte jemand ein eiförmiges Glasgefäß mit Nebel gefüllt der sich immer wieder zu neuen geisterhaften Formen auftürmte.
Saphira schnupperte kurz an den beiden Eiern und Eragon spürte wie seine langjährige Begleiterin kurz ihre geistigen Fühler reckte.

- "Ein Männchen." - sagte sie fachmännisch und stieß das feurige Ei kurz mit der Schnauze an. Dies wiederholte sie mit dem grauen Ei war jedoch der Meinung, dass es sich bei dem Küken in dieser Schale um einen weiblichen Drachen handelte.

- "Was hast du?"-erkundigte sich Saphira plötzlich bei ihrem Reiter.
Eragon blinzelte überrascht. Er war etwas in Gedanken versunken gewesen und hatte nicht damit gerechnet, dass die blaue Drachendame ihn so plötzlich direkt ansprechen würde. Tatsächlich erklangen in seinem geistigen Universum zurzeit eine etwas bittersüße Melodie. Der Anführer der Reiter wusste selbst nicht genau wieso. Es war einfach eine Stimmung die über ihn gekommen war ohne dass er sie mit einer bestimmten Erinnerungen verknüpft hatte. Als Saphira ihn darauf ansprach wurde es ihm jedoch nach einigen Sekunden klar.

- "Ich musste nur gerade daran denken wie ich dein Ei im Buckel gefunden habe." - antwortete Eragon als er die kostbaren Dracheneier in Saphiras Satteltaschen verstaute. - "Versteh mich nicht falsch, dass du bei mir geschlüpft bist zählt für mich zu den schönsten Augenblicken in meinem Leben aber ich musste gerade daran denken, dass in eben diesem Moment der mein Leben für immer verändert hat für Arya eine sehr schwere Zeit angebrochen ist. Durza.... Du verstehst?"-

Saphira schnaubte zustimmend während sich ihr Reiter in den Sattel zog.
-" Manchmal bin ich deiner Elfe ein wenig böse."- sagte die Darachendame unvermittelt als Eragon die Beinriemen festzog. Überrascht fragte dieser:
-" Wieso?"-

Saphira drehte ihren Kopf so zur Seite, dass der Blick eines ihrer unergründlichen Augen direkt aus Eragon gerichtet war.

-" Weil sie dir sehr oft Kummer bereitet hat. Sehr oft hat sie durch ihr Verhalten Momente die wunderschön für uns sein sollten mit einer bittere Note versehen. Der Fund meines Eis und meinen Schlüpfen sind nur ein Beispiel. Wie war das bei der Blutschwurfeier? Endlich warst du von Durzas Fluch befreit und trotzdem warst erfüllt von großer Trauer weil Arya dich abgewiesen hatte. Ohne sich zu verabschieden hat sie dich mit einer völlig neuen Art von Schmerz zurückgelassen. Von dem was du bei unserer Abreise aus Alagaesia empfunden hast will ich erst gar nicht reden aber viele Erinnerungen die schön und glücklich sein sollten sind dank ihr nun auch mit Bitterkeit behaftet. Das schlüpfen meiner ersten Küken, die Wiedergeburt meines Volkes! All das sind Dinge an die Du nicht gerne zurückdenkst weil es dich daran erinnert wie einsam du gewesen bist ohne deine Liebste die damals als Königin zurückgeblieben war!"-
Saphira unterbrach ihre Ausführungen und schüttelte ihr mächtiges Haupt dass die Schuppen raschelten.

-" In vielen Dingen hat sie es euch beide unnötig schwer gemacht." -

- "Ich kann verstehen dass du so denkst Saphira."-

Diese Worte fielen Eragon nicht leicht aber er bemühte sich den Standpunkt seiner Darachendame zu verstehen.

- "Vergiss aber bitte nicht, dass wir nicht als einzige einen Preis für diese Fehler gezahlt haben. Arya hat unter unserer Trennung auch sehr gelitten und es hat sie tief getroffen, wie einige Fürsten damals ihr Vertrauen missbraucht haben."-

Er wollte noch mehr sagen, alle vorgebrachten Beispiele von Saphira in irgend einer Form zumindest abschwächen aber seine langwierige Gefährtin unterbrach ihn.
- "Das habe ich alles nicht vergessen Kleiner!"-

Saphira blickte wieder ihrem Reiter an und senkte den Kopf so, dass ihr Auge direkt vor seinem Gesicht schwebte. Als sie weiter sprach lag ein ironischer, leicht spielerischer Klang in ihrer Stimme.

- "Deshalb bin ich ja auch nur ein bisschen böse auf deine Nistpartnerin. Besonders wenn du dich immer so an den bitteren Elementen der Vergangenheit festklammerst anstatt dich auf das schöne zu konzentrieren und die schmerzenden Erinnerungen loszulassen in dem Bewusstsein, dass es nun anders und besser ist. Ich frage mich dann immer ob sie dich vielleicht so verletzt hat, dass du das gar nicht kannst."-

Eragon schlug die Augen nieder und lächelte. Er wusste genau worauf die blaue Darachendame hinaus wollte. Er konzentrierte sich und füllte seine Gedanken mit Erinnerungen an all das Schöne und Gute dass ihm widerfahren war. Diese Glücksgefühle sandte er Saphira und fügte hinzu:

-"Doch, das ist möglich."-

-" Na dann muss ich deiner Elfe ja auch nicht mehr böse sein."- gab die blaue Drachen damit zurück, zwinkerte liebevoll und schoss dann mit einem gewaltigen Satz in den wolkenlosen Himmel hinauf.

Eragon FF - Band 7- Ende, Epilog Band 7 und doe OS- Sammlung von TraeumerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt