Von Feuer, Nebel und Rosen

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"Eier kucken! Eier kucken!"

Mit dieser lauthals vorgetragenen Forderung stürmte Marlena aus Eragon zu kaum dass dieser Saphiras Rücken verlassen hatte.

Die blaue Drachendame war hinter dem Herrenhaus von Roran und Katrina niedergegangen und beobachtete nun wohlwollend die Neugier der Tochter ihres Reiters.

"Schon gut schon gut!" lachte Eragon und ging neben seiner Tochter in die Hocke. Vorsichtig öffnete er unter ihren staunenden Blicken den Beutel indem er die Dracheneier aufbewahrte. Vorsichtshalber hielt er Kontakt zu den beiden Küken in ihren Eiern. Keiner der Schlüpfling zeigte jedoch an Marlena Interesse.

Eragon nahm das mit einer Mischung aus Enttäuschung aber auch Erleichterung zur Kenntnis. Natürlich gefiel in der Gedanke, dass seine Tochter vielleicht einmal in seine Fußstapfen treten würde aber im Augenblick war Marlena einfach noch zu jung um diese Verantwortung übernehmen.

Mit großen Augen bestaunte das kleine Mädchen die beiden Eier.

"Ein Feuerdrache und ein Nebeldrache." stellte sie schließlich mit fachmännischer Stimme fest. Eragon schmunzelte in sich hinein. Seine Tochter war dazu übergegangen allen Drachen auf die sie traf Arten zuzuordnen. Dabei spielte meiste Schuppenfarbe eine entscheidende Rolle. In diesem Fall war es natürlich die Farbe der Eierschalen.

Eragon konnte nicht widerstehen sich mit dem aufgeregten Mädchen einen kleinen Spaß machen.

"Also wenn das ein Feuerdrache ist und dass ein Nebeldrache, was ist dann der Drachen von deinem Onkel Murtagh? der ist zwar auch rot aber nicht so richtig feuerrot."

"Ein Rosendrache." legte Marlena nach kurzem überlegen fest.

"Warum?"

"Er ist rot und heißt Dorn."erklärte Marlena ihre Entscheidung. "Und Rosen sind auch rot und haben Dornen!"

Eragon musste lachen und fragte weiter:
"Und der von deiner Mama?"

"Ein Waldgründrache!" war die prompte Antwort.

"Und Saphira?"

"Papa!" Marlena schaut ihren Vater an als hätte sie gerade die dümmste Frage aller Zeiten gehört. "Natürlich ein wunderschöner Drache."

Saphira prustete vor Lachen förmlich los und riet ihrem Reiter:
-"Gib es auf Kleiner. Dein Küken ist dir über."-

- "Das fürchte ich schon lange." - gab der Anführer der Reiter lachend zurück. An seine Tochter gewandt fragte er: "Suchst du mit mir deine Mama?"

Marlena nickte immer noch lächelnd und ergriff die ausgestreckte Hand ihres Vaters. Eragon war jedoch nicht entgangen, dass sich etwas im Blick des kleinen Mädchens verändert hatte als er ihre Mutter erwähnt hatte.

"Hast du dich mit Mama in den Haaren gehabt?" fragte er schließlich und hoffte dass sich die Angelegenheit so einfach erklären ließ.

Marlena schüttelte nur geistesabwesend den Kopf und schien noch mehr in trüben Gedanken zu versinken.

Eragon sah sich dies noch einige Schritte lang an, dann blieb er stehen und ging vor dem Mädchen erneut in die Hocke. Er fing ihren Blick ein und wartete schweigend ab.

"Papa?" setzte das Kind schließlich zögernd an." Glaubst du ich bin Mama peinlich?"

"Wie kommst du denn darauf?" Eragon konnte nicht glauben was er gerade gehört hatte. Innerlich rief er sich natürlich zur Ordnung. Marlena war erst sieben Sommer alt und versuchte hier scheinbar etwas in Worte zu fassen was sie noch gar nicht ganz verstehen konnte.

"Naja, immer wenn andere Elfen dabei sind ist sie so steif! Sie lacht dann gar nicht und wenn ich mit ihr einen Spaß machen will oder sie Frage ob sie mit mir spielen will dann sagt sie, dass sich das nicht gehört oder dass sie jetzt keine Zeit hat."

Eragon legte seiner Tochter die Hände auf die Schultern und sah ihr tief in die Augen.
"Kleines, du weißt doch dass die Elfen sehr strenge Regeln haben wenn es um ihr Verhalten geht. Als Drachenreiterin ist deine Mama ein Vorbild für viele und deshalb erwartet man von ihr dass sie sich an diese Regeln hält. Aber du bist dir nicht peinlich und sie hat dich mehr lieb als alles andere!"

"Wirklich?"

Marlena schien noch nicht ganz überzeugt.

"Erst neulich hat so eine dumme Elfe etwas Böses über dich gesagt und deine Mutter ist sehr, sehr wütend deswegen gewesen. Also: Wirklich wirklich!"

Besonders die letzten, scherzhaften Worte vertrieben die dunklen Wolken von Marlenas Gesicht. Fröhlich zog sie ihren Vater jetzt Richtungsherrenhaus um nach Arya sowie ihrem Onkel und ihrer Tante zu suchen.

-" Denkst du ich sollte mit Arya über dieses Gespräch reden?" - erkundigte sich Eragon bei Saphira ohne dass Marlena es merkte.

Die blaue Darachendame überlegte einen Moment und sagte dann:

- "Du wirst eines Tages mit einer Gefährtin und deinem Küken über dieses Thema sprechen müssen aber nicht heute. Deine Tochter ist noch zu jung. Sie kann noch gar nicht alles verstehen was die Seele ihrer Mutter geprägt hat. Manche Dinge solltest du auch einfach noch von ihr fernhalten. Krieg, Folter oder Verlust. Behalte das Verhältnis der beiden im Auge, hilf ihnen soweit du kannst und wenn der Moment kommt sei für beide da."-

-" Er wird kommen, dieser Moment nicht war?"- fragte Eragon trübsinnig.

- "Ja und nicht nur einmal. Glaubst du es gibt einen Vater oder eine Mutter auf dieser Welt die mit ihrem heranwachsenden Schlüpfling nicht von Zeit zu Zeit Probleme haben? Ein Leben ohne Probleme gibt es nicht. Konzentriere dich zur rechten Zeit lieber auf die Lösungen."-

Eragon lächelte nun zu dem unergründlichen Auge seiner Drachendame hinauf welches auf ihn gerichtet war.

-" Nicht nur ein wunderschöner Drache sondern auch noch Weise."-sagte er schließlich.
Saphira reagierte nur mit einem verlegen Hüsteln, konnte jedoch nicht ganz verbergen, dass sie sich über das Kompliment ihres Reiters freute.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 18, 2020 ⏰

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