20. Vatergefühle

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Nachdem das Abbild von Eragon von der Oberfläche des Spiegels verschwunden war legte Tar das magische Objekte auf den Boden und berührte kurz einen Edelstein der in den Rahmen des Spiegels eingelassen war. Anschließend trat er einige Schritte zurück.
Er musste nicht lange warten. Nur Sekunden später gab es einen gleißenden Lichtblitz, einen lauten Knall und auf der Oberfläche des Spiegels lag eine versiegelte Schriftrolle.
Tar schmunzelte zufrieden, ob die Schriftrolle auf und verstaute den Spiegel in dem dafür vorgesehenen Beutel an seinem Gürtel. Die ursprüngliche Idee über verzauberte Spiegel zu kommunizieren stammte von den Varden. Sie hatten dies während des großen Krieges entwickelt um ihren Marsch aus dem Reich der Zwerge nach Surda zu koordinieren. Meister Feuerschwert hatte diese praktik noch perfektioniert. Bereits als Tar bei ihm in die Lehre ging hatte der Bezwinger von Galbatorix seinen Schülern gesagt, dass ein Magiekundiger niemals auslernte. Das Studium der großen Kraft die alles Leben miteinander verband dauerte das ganze Leben an. Man konnte zwar ein gewisses Grundmaß an Fähigkeiten an Schüler weitergeben aber letztlich ging es vom Individuum selbst ab wie sehr man sich weiter entwickelte.
Selbst ein Magier der nur auf ein recht begrenztes Maß an Kraft zugreifen konnte, hatte das Potenzial sich zu einem echten Gegner für einen Reiter zu entwickeln. Entscheidend war dabei die Beweglichkeit des Geistes und das Vorstellungsvermögen. Auch Kenntnisse in den Naturwissenschaften förderten die Fähigkeiten eines Magiers.
Nicht nur war es leichter einen bestimmten Vorgang magisch zu erzeugen wenn man die wissenschaftliche Grundlage dahinter verstand, nein man kam auch auf Ideen, die man ohne das notwendige Hintergrundwissen niemals gehabt hätte.
Wollte man beispielsweise einen Edelstein erschaffen erleichterte es den Vorgang erheblich wenn man als Ausgangsmaterial beispielsweise ein Stück Kohle verwendete. Die Wissenschaft hat entdeckt, dass Diamanten nur durch Hitze und Druck veränderte Kohlen waren. Man beschleunigte also nur durch Magie einen natürlichen Prozess.
Meister Feuerschwert war dafür bekannt, dass er sich der Weiterentwicklung und Perfektionierung von bestehenden Zaubern verschrieben hatte.
Eine seiner Neuerungen war es, dass jeder Drachenreiter zu allen Zeiten einen magischen Spiegel mit sich führte der speziell für ihn angefertigt war. Nicht nur konnte das verzaubert er Objekt der Kommunikation dienen sondern man konnte von der Ostmark aus auf den genauen Aufenthaltsort jedes Reiters bestimmen. Dies war möglich über den in den Rahmen des Spiegels eingelassen in Edelsteinen der mit verschiedenen Zaubern belegt war.
Auf diese Weise konnte der Orden seine Mitglieder bestmöglich einsetzen da es mit einem Blick möglich war zu erkennen ob sich ein Reiter in der Nähe eines Krisenherdes befand und einzuschätzen wie lange er brauchen würde. In einer Krisensituation sparte das Zeit.
Darüber hinaus war einfachste der Spiegel den magischen Transfer von Objekten. In diesem Fall diente der eingelassene Edelstein als das magische Gegenstück eines Leuchtfeuers. Der Reiter der einen Gegenstand von einem Ort zum anderen bewegen konnte wusste den entsprechenden Zauber nur befehlen das Objekt zu dem Spiegel des Reiters zu transportieren der den Gegenstand erhalten sollte. Die betreffende Beschwörung war damit nicht nur leichter auszusprechen und kürzer sondern auch wesentlich präziser.
Zufrieden lenkte Tar nun seine Schritte über den Marktplatz in Richtung der Bibliothek wo er seine Schützlinge abholen sollte.
Der Knall und der Lichtblitz hatten unter der Bevölkerung der Reiterstadt keine besondere Aufmerksamkeit erregt. Magie und ihr Einsatz waren an diesem Ort etwas selbstverständliches und die Leute hatten sich daran gewöhnt. Es erschreckte sie ebenso wenig wie die donnernde Landung von Aroc auf dem Markplatz. Seite an Seite mit seinem Drachen legte Tar nun die letzten Meter zu Bibliothek zurück.
Noch bevor er anklopfen konnte flog die Tür bereits auf und Tanis stürmte ausgelassen heraus und rannte seine Lehrmeister dabei fast um.
-" Langsam, langsam kleiner Flügel." - tadelte Aroc seinen jungen Artgenossen gütig.-" Wir sind Söhne des Himmels und des Feuers. Etwas mehr Würde bitte."-
-" Entschuldigt bitte Meister."- plapperte der junge Drache und streckte sich in alle Richtungen dass seine Knochen knacken. - "Es ist nur so schön endlich wieder an der frischen Luft zu sein. Ich meine ich mag den Ohren-und-Weise-Mensch-Jeod. Er ist nett zu meiner Reiterin und ich begreife, dass er uns wichtiges Wissen vermittelt. Er erzählt auch oft interessante Dinge über die Vergangenheit aber ich glaube so wirklich wird mir das mit dem Malen von Buchstaben nie Spaß machen." -
Aroc ließ ein tiefes, heiseres Lachen hören.
- "Das kann ich gut verstehen mein Junge. Es erwartet auch niemand von dir dass du wirklich Freude daran findest. Wichtig ist nur, dass du diesen Unterricht ernst nimmst und das tust du ja. Ich glaube was wir heute Nachmittag vorhaben wird dir etwas mehr zusagen als das Malen von Buchstaben." -
Diese Aussage seines Lehrmeisters schien Tanis außerordentlich zu gefallen. Unternehmungslustig flatterte er mit den Flügeln und seine Schwanzspitze zuckte aufgeregt hin und her.
Inzwischen war auch Naja dem Türrahmen erschienen und für Abschiede sich noch von ihrem Lehrer Jeod. Anschließend schloss sie die Tür der Bibliothek leise und vorsichtig, entdeckte dann ihre wartenden Lehrer und Tanis und lief zu ihnen herüber.
Tar begrüßte seinen menschlichen Schützlinge mit einem väterlichen Lächeln welches ihm überraschend natürlich über die Lippen kam. Das Menschenmädchen und sein Drache waren ihm an Herz gewachsen. Ursprünglich war es ihm ein wenig unangenehm gewesen, als einer der Beamten der Nachtjägerin ihn darüber informiert hatte, dass er nach dem Gesetz der Menschen nun der Vormund von Naja war und das Mädchen somit seiner Adoptivtochter. Inzwischen erschien dem jungen Urgal dieser Umstand aber als durchaus angemessen.
Durch ihre geistige Verbindung wusste Tar, dass Aroc ähnlich empfand wenn es um Tanis ging. Der junge schwarze Drache stammte aus einem der letzten Eier, die noch dem Verlies der Seelen entstammen und sich auf der Suche nach Seelenpartnern befanden. Folglich hatte der junge Scublaca schon seit seiner Geburt die Tatsache akzeptieren müssen, dass seine Eltern nicht mehr lebten. Tar erinnerte sich noch lebhaft daran, dass es den jungen Tanis sehr getroffen hatte als Aroc ihn über diese Tatsache aufklärte.
Es war kurz nach ihrer Ankunft in der Ostmark gewesen. Auch wenn man Schlüpflinge die an Reiter gebunden waren zunächst erst einmal von den wilden Drachen getrennt hielt, so lag doch ständig ihr Geruch in der Luft und man sah sie über die ausgedienten Waldgebiete fliegen um zu jagen. Es hatte nicht lange gedauert bis Tanis neugierig geworden war wo eigentlich seine Familie sei.
Tar hatte diese Frage damals überrascht. Für ihn und Aroc hatte sich die Frage nie gestellt. Ein junger Reiterdrache lernte viel aus den Gefühlen und Gedanken seines Seelenpartners. Als Aroc ausschlüpfte waren Drachen noch eine große Seltenheit in der Welt. Tar hatte nur Geschichten über die Scublaca gehört die im großen Krieg gekämpft hatten. Aroc war der erste lebendige Drache den der junge Urgal sah. Und das gelbe Drachenmädchen ihres damaligen Mitschülers Marek war Aroc erster Kontakt mit seiner eigenen Art gewesen. Auch in den Gedanken von Meisterin Flammenzunge und denen ihres grünen Gefährten war die Wahrheit, wie wenige Drachen es noch gar ständig präsent gewesen. Dies hatte sich offensichtlich stark gewandelt. Das Drachenvolk war inzwischen wieder erstarkt und hatte sich seinen Platz in der Welt gesucht. Vor diesem Hintergrund war es nur natürlich, dass Tanis wissen wollte wo er herkam.
Familie war den Drachen sehr wichtig auch wenn Nistpartner selten ihr ganzes Leben zusammenblieben.
Es hatte Tanis tief getroffen, zu erfahren, dass seine Familie ins Nichts gegangen war und sich auch sein gesamtes Volk am Rande des Aussterbens befunden hatte. Tar hatte den Unterricht einen Tag lang unterbrechen müssen um Aroc die Gelegenheit zu geben seinem jungen Schützling wieder ein wenig aufzurichten. Naja hatte der alte Drache mitgenommen und gemeinsam hatten sie den Tunnel der Erinnerung besucht. Geduldig hatte Aroc seinen beiden Schützlingen die Geschichte von Galbatorix Aufstieg und seiner Verbrechen gegen das Drachenvolk erzählt. Tar war sich zunächst nicht sicher gewesen ob die Informationen den kleinen Drachen nicht überfordern würden aber Aroc hatte seinen Reiter sanft aber bestimmt darauf hingewiesen, dass kein Wesen einen Drachen besser verstand als ein Drache. Tatsächlich hatte es Tanis sehr geholfen die Hintergründe zu verstehen. Auch hatte es das Band zu seiner Reiterin gestärkt die schließlich auch ihre Familie verloren hatte. Darüber hinaus jedoch war auch ein neues Band geknüpft worden. Eine Verbindung zwischen Aroc und Tanis die über das bloße Verhältnis von Lehrer und Schüler hinausging. Der junge Drache sah zu seinem Lehrer nun auf sie zu einem Vater und sowohl Tar als auch Aroc hatten die Tatsache akzeptiert, dass ihre jeweiligen Familien gewachsen waren und bemühten sich ihrer neuen Verantwortung gerecht zu werden.
Naja hatte inzwischen die wartende Gruppe erreicht, begrüßt ihre Lehrer und erkundigte sich ebenso neugierig wie ihr junger Begleiter was nun für den Nachmittag als Unterricht vorgesehen war.
- "Nun junger Tanis" - hob Aroc an.-" Ich denke, dass dein Geist inzwischen reif genug ist um unsere wilden Artgenossen kennen zu lernen." -
Tanis Aufregung schien noch um das hundertfache zu wachsen. Seine Atmung beschleunigte sich und erschien kaum noch stillstehen zu können als Aroc fortfuhr:
- "wir werden heute einem Ort am großen See besuchen wo die Schlüpfling unserer wilden Brüder und Schwestern aufgezogen werden. Es ist ein bedeutungsvoller Ort für uns. Er steht unter der Aufsicht von der ältesten Tochter von Saphira Schimmerschuppe. Vervarda. Ich erwarte also dass du ihr mit Respekt begegnet kleiner Flügel. Jetzt komm!"-
Mit diesen Worten breitete Aroc seine Schwingen aus und schoss in den Himmel. Eiligst Abschiede sich Tanis von seiner Reiterin und folgte seinem Lehrer dann mit flatternden Flügelschlägen in das Blau des Himmels. Ihre Reiter sahen ihn noch einen Moment nach.
"So," sagte Tar als die beiden Drachen zu kleinen Punkten am Himmel verschmolzen waren. "Dir Naja werde ich heute eine Organisation vorstellen die sehr wichtig ist für den Dienst, den die Reiter in Alagaesia leisten. Und zwar die bewaffnete Streitmacht die den Orden in Krisen unterstützt die "Du Fyrnae Du Skulblaca".

Eragon FF - Band 7- Ende, Epilog Band 7 und doe OS- Sammlung von TraeumerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt