9. Eigentum?

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Tar war zufrieden. Die Eiwächter waren planmäßig in Ilirea eingetroffen. Zuletzt hatten sie mit den Drachenei, das Tar derzeit den Völkern Alagaesia vorstellte, bei den Gehörnten Station gemacht. Da hatte den Aufenthalt bei seiner eigenen Art genossen. Er war den Umgang mit den anderen Völkern Alagaesia zwar gewöhnt aber nur an den Lagerfeuern der Urgalgra verstand man es richtig zu feiern. Die kleinwüchsigen Zwerge der Berge kamen was sie Lebensfreude betraf den Gehörnten noch am ehesten nah aber die Menschen? Die Musik war zu leise, lautes Lachen galt als unschicklich und das Getränke, dass sie Wein nannten, war nicht annähernd stark genug.
Obwohl, Tar musste sich korrigieren. Es schien vor allem der Adel der Menschen zu sein der nicht vom feiern verstand. Der junge Reiter der Urgals erinnerte sich noch als sie während seiner Ausbildung die Heimat von Meister Feuerschwert besucht hatten. Die Menschen um Hammerfaust verstanden es zu feiern! Das musste man ihnen lassen!
Tar schüttelte sich leicht als er an die zurückliegenden Begrüßungsfeiern zurück dachte. Glücklicherweise hatte er gelernt so etwas zu tolerieren. Die Nachtjägerin hatte ihn freundlich begrüßt und sie konnte schließlich nichts dafür, dass ihr Adel so blutleer war. Tar hatte sich entschlossen dieses Verhalten einfach als eine Eigenart der Menschen zu akzeptieren und sich stets bewusst zu sein, dass es noch zu Zeiten seines Vaters undenkbar gewesen wäre, dass ein Gehörnter als Gast zu einem Fest der Menschen geladen wurde, geschweige denn dass der Besuch eines Urgalgra der Grund für eine Festivitäten wäre.
Nun lag der langweiliger Abend hinter ihm und er hatte die pünktlich eingetroffenen Eiwächter begrüßen können. Morgen würde es wieder eine Reiterprüfung in der Hauptstadt der Menschen geben.
Eigentlich hatte Meister Feuerschwert die Prüfung selber durchführen wollen aber er und seine Gefährtin Sturmklinge muss sich um eine wichtige Angelegenheit bei den Elfen kümmern.
- "Ob es wohl irgendetwas mit der Burg zu tun hat, die Ismira und Cale im Norden entdeckt haben?" -
-" Möglich." - brummte Aroc schläfrig in die Gedanken seines Reiters. "- Frage mich allerdings nicht ob es wirklich etwas außergewöhnliches ist, was unsere Kameraden dort im Norden entdeckt haben. Die Elfen haben den Orden zwar zunächst um Verschwiegenheit gebeten aber am bei denen weiß man ja nie. Die regen sich auch über harmlose Dinge auf. Ich bin aber sicher das Meister Eragon und seine Begleiter es uns wissen lassen werden wenn......."-
Arocs Stimme verstummte. Er selbst wurde sie zunächst durch ein Gefühl der Überraschung, dann brandeten Sorge und Wut von den braunen Drachen zu seinem Reiter.
Die verständigten sich wortlos. Aroc brach seine Jagd sofort ab und kehrte zur Unterkunft der Reiter zurück. Er will in wenigen Minuten eintreffen doch Tar hatte nicht vor solange zu warten. Er zog sein Krummschwert Indûr aus der Scheide und ging entschlossen auf die Kutsche zu mit der das Drachenei transportiert wurde.
Mehrerefuhrwerke waren im Innenhof der Reiterunterkünfte nun abgestellt. Die Eiwächter führten auf ihren Reisen stets einiges an Gepäck mit sich. Werkzeuge für Reparaturen, Proviant und auch Materialien um den Unterricht eines neu erwählten Reiters beginnen zu können. Auch schliefen die Soldaten des Ordens auf der Reise in den Wagen. Insgesamt bestand eine Gruppe die mit einem Drachenei auf Reisen war aus mindestens sechs Fuhrwerken. Man hatte darauf geachtet, das die einzelnen Wagen möglichst gleich aussahen. Auf keinen Fall sollte von außen erkennbar sein in welchem Wagen das kostbare Ei transportiert wurde. Dies war eine der vielen Vorsichtsmaßnahmen die man traf wenn ein Drachenei auf Reisen geschickt wurde.
Eine andere Sicherheitsmaßnahme waren Schutzwälle die um die einzelnen Wagen gelegt waren. Sie alarmierten den mitreisenden Reiter sofort wenn jemand ohne Erlaubnis den Wagen betrat. Man hatte auch darüber nachgedacht stärkere Schutzwälle zu ziehen die verheerender wirkten und nicht nur einfach Aufmerksamkeit bei den Beschützern der kostbaren Fracht erregten aber man war davon abgekommen. Eragon hatte argumentiert, dass nicht jeder der sich unerlaubt den Wagen näherte ein bösartiger Feind war. Mehr als einmal waren es einfach neugierige und übermütige Kinder gewesen die einfach nur ihren Spielkameraden ihren Mut beweisen wollten. Sicherlich hätte es das Ansehen des Ordens nicht verbessert wenn ein vorwitziger Dreikäsehoch zu Schaden gekommen wäre nur weil er übermäßig neugierig war. Jetzt war einer dieser Schutzwälle aktiviert worden und Tar war entschlossen sofort festzustellen wer sich da zu weit vorgewagt hatte.
Einige Schritte er an den einzelnen Wagen vorbei und blieb schließlich genau vor dem stehen, der zurzeit das Ei beherbergte. Entschlossen öffnete der junge Urgal die Tür des hölzernen, mit Eisen beschlagenen Gefährts und blickte sich im Inneren um. Dabei hielt er drohend sein Schwert erhoben.
Als er den Eindringling dann entdeckte ließ er die Waffe jedoch sinken. Das zitternde Etwas das da in einer Ecke hockte schien ihm keine Gefahr für das Drachenei zu sein, dass, si9cher befestigt, auf einem Podest im Zentrum des Wageninnenraums stand.
Es handelte sich um ein junges Menschenmädchen. Vielleicht gerade mal 11 oder 12 Sommer alt. Zunächst vermutete Tar, dass das Kind sich leichtfertiger Weise von seinen Freunden zu einer Mutprobe hatte überreden lassen und nun seine eigene Courage bereute. Als sie jedoch genauer hin sah kamen ihm Zweifel an dieser Theorie. Das Aussehen des Kindes war zu ärmlich. Die Fetzen die das Mädchen am Körper trug konnte man nicht mehr als Kleidung bezeichnen. Selbst Lumpen schien noch reine Prahlerei für diese Kleidung zu sein. Unter einer dicken dunklen Dreckschicht erkannte man die blasse Haut des Kindes. Es hatte sicherlich schon viel zu lange keine Zeit mehr an der Sonne verbracht. Ständiger Haare klebten der kleinen am Kopf und waren dabei so dreckig und verschmutzt, das Tar sich nicht sicher war welche Haarfarbe das Mädchen eigentlich hatte. Dazu war die zwölfjährige so dürr, dass man deutlich jeden Knochen unter der Haut sehen konnte.
Bevor der Drachenreiter etwas sagen konnte erklang irgendwo auf dem Hof wütendes Gebell.
Wenn das Mädchen vorher auf Tar ängstlich gewirkt hatte so steigerte sich diese Furcht nun zur Panik.
"Bitte verrate ich nicht Herr!" flüsterte das Mädchen flehentlich. "Er bringt mich um wenn er nicht findet."
Da überlegte einen Moment, dann signalisiert er dem Kind mit einer stummen Geste einfach sitzen zu bleiben und verschlossenen Wagen. Er folgte einfach seinem Instinkt. Dieser sagte ihm, das von diesem Mädchen keine Gefahr ausging. Er konnte nicht genau sagen wo eher er den Eindruck gewonnen hatte aber sie schien nicht einmal zu wissen, dass der Wagen indem sie sich versteckte Eigentum der Drachenreiter war. An solchen Dingen schien das Kind überhaupt interessiert zu sein. Es zitterte einfach nur vor Angst und hatte ein Versteck gesucht.
Wieder erklang das Bellen und eine raue Männerstimme übertönte die wütenden Hunde.
"Findet das kleine Luder endlich! Ich hau sie in zwei Teile wenn ich sie finde und anschließend verfüttere ich den Rest an euch Köter."
Tar spähte nun um einen der Wagen herum und erkannte einen, nach menschlichen Maßstäben, großen, kräftigen Mann. Er führte zwei Bluthunde an einem Strick über den Hof und suchte offenbar jemanden. Da hatte das untrügliche Gefühl, dass er auf der Suche nach dem verängstigten Mädchen war. Der massive Holzknüppel in der Unbekannte mit sich führte verriet war eindeutig, dass die Angst des Kindes wohl berechtigt war.
Der unbekannte Mann hatte eine Glatze, von harter Arbeit gezeichnete Hände, trug dunkle Lederkleidung und sein Gesicht war zu einer wütenden Fratze verzerrt.
"Sucht ihr etwas bestimmtes guter Mann." fragte Tar entschlossen aber höflich.
"Was geht euch das....!"
Weiter kam der brutal aussehende Kerl nicht, denn nun hat er sich umgedreht und erkannt, dass er einen bewaffneten Urgal vor sich hatte.
Endgültig fiel dem Unbekannten dann das Herz in die Hose als Aroc lachend hinter seinem Reiter landete und die Erde erbeben ließ. Winseln verkrochen sich die beiden Bluthunde hinter ihrem Herrn während Aroc sich zu seiner vollen Größe aufrichtete und ein dunkles Knurren ausstieß.
Da überließ es ganz seinem Drachen bedrohlich zu wirken und streckte dem Unbekannten man nur seine Handfläche entgegen die das silberne Mal der Drachenreiter trug. Er wollte seinem gegenüber klarmachen, dass er hier der Hausherr war und das Recht hatte Antworten zu verlangen.
"Verzeihung!" brachte der nun völlig verschüchtert Kerl gerade noch heraus. "Ich such hier nur mein Eigentum."
"Eigentum?" Fragte Tar tonlos.
"Ja! So ein kleines Gör! Ich hab im Waisenhaus gutes Geld für sie bezahlt aber das Luder ist so undankbar."
Tar musste sich beherrschen um nicht die Fassung zu verlieren. Liebe konnte wohl nicht im Spiel gewesen sein als dieser man sich entschlossen hatte ein Waisenkind aufzunehmen. Sonst würde er das Mädchen kaum als sein Eigentum bezeichnen und der artig verwahrlost herumlaufen lassen. Inzwischen hat er Aroc die Erinnerungen seines Reiters studiert und übermittelte ihm:
-" Erzähl ihm nichts von dem Kind. Ich stimme dir zu, dass das Mädchen vermutlich keine Gefahr ist. Ich glaube eher dass dieses Häuflein Mensch unserer Hilfe braucht. Auf keinen Fall solltest du sie ihrem Stiefvater überlassen." -
Das Wort "Stiefvater" spukte Aroc förmlich aus. Sein Reiter konnte nur zustimmen. Dieser Kerl hatte nun wirklich nichts Vertrauen erwecken es an sich. Der braune Drache trollte sich in Richtung des Wagens mit den Drachenei und sein Reiter trat auf den angeblichen Adoptivvater zu.
"Ich habe ihr nichts gefunden oder gesehen was man als euer Eigentum bezeichnen könnte. Ich bin auf dem Hof geeilt weil einige Schutz zaubern mich gewarnt haben dass sich jemand unbefugtes hier aufhält. Ich vermute dass ihr das seit. Euch ist schon bewusst, dass ihr damit ein striktes Verbot der Königin missachtet habt. Eigentlich müsste ich das bei den Nachtfalken zur Anzeige bringen."
Da Aroc sich zurückgezogen hatte, war etwas Farbe auf das Gesicht des grobschlächtigen Kerls zurückgekehrt. Nun erbleichte er erneut.
"Oh bitte nicht Herr! Ich wollte nichts stehlen. Ich bin nur ein einfacher Gerber."
Tar schwieg einen Moment als müsste er darüber nachdenken, dann nickte er.
"Na gut! Ich werde darüber hinwegsehen aber bitte verlast nun die Quartiere der Reiter. Ich versichere euch, ihr geschieden nichts was unsere Aufmerksamkeit entgehen würde und es ist daher sicher, das eure Tochter nicht hier ist."
"Meine was? Oh! Ja, natürlich meine Tochter! Vielen Dank für euer Verständnis Herr! Vielen Dank!"
Weiterhin seine Dankbarkeit ausdrücken zog sich der Gerber zurück und sagte dabei seine Hunde hinter sich her.
Tar hielt den Mann im Blick bis er durch das Haupttor auf die Straße verschwunden war und kehrte dann zu dem Wagen zurück indem er das Mädchen entdeckt hatte. Aroc erwartete ihn dort und irgend etwas schien den braunen Drachen zu amüsieren.
"-Ich erlaube die Situation ist gerade etwas komplizierter geworden Tar."-
Unter den schelmisch funkelnden Augen seines Seelenbruders blickte der junge Urgal ins Innere des Wagens und begriff sofort was ein treuer Begleiter meinte.
Das Mädchen lag bewusstlos in einer Ecke. Der Boden des Wagens war übersät von Splitterstücken die alles waren was von dem prächtigen lackschwarzen Drachenei übrig geblieben war. Eine Handfläche des kleinen Mädchens glänzte nun ebenso silbern wie die Hörner und Krallen des winzigen, jungen Drachen der immer wieder auffordernd die Hand seiner neu an die Reiterin anstieß als wollte er sagen:
"Jetzt streichel mich doch endlich!"
Als der schwarzen Winzling Tar in der Tür bemerkte blickte er den jungen Gegörnten aus großen dunklen Kzlleraugen an und legte den Kopf schief.
"Habe ich etwas falsch gemacht?" schien das Kerlchen wissen zu wollen.

Eragon FF - Band 7- Ende, Epilog Band 7 und doe OS- Sammlung von TraeumerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt