31. Tialva Teil 1

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-" Ich bin froh, dass wir nicht bis in die Stadt müssen."- sagte Saphira zu ihrem Reiter als sie nur noch wenige Meter über den Baumwipfeln dahin glitten.
Eragon stimmte seiner treuen Begleiterin zu während er aufmerksam die Umgebung absuchte. Von König Maranus hatten sie erfahren, dass die Elfe Tialva sehr zurückgezogen außerhalb von Emfilion lebte. Dadurch würde die Kontaktaufnahme in der Tat etwas einfacher werden. Hätte Bloedgrams ehemalige Gefährtin einen Wohnsitz in einer Stadt der Elfen gehabt, wäre es unumgängliche gewesen zunächst einmal den regierenden Fürsten der Stadt aufzusuchen um ihm die angemessene Aufwartung zu machen.
- "Versteh mich nicht falsch Kleiner, ich mag die Spitzohren aber manchmal sind sie einfach etwas umständlich."-
Eragon schmunzelte in sich hinein. Wieder einmal brachte er seine treue Begleiterin auf den Punkt. Der Anführer der Reiter wurde jedoch das Gefühl nicht los, dass die Sympathie die Saphira für die Elfen hegte etwas mit der Tatsache zu tun hatte, dass sie auch nach all den Jahren nicht müde wurden die Schönheit der blauen Drachendame zu preisen.
Sorgfältig verschlossene Eragon diesen Gedanken jedoch vor Saphira. Er hatte das untrügliche Gefühl, dass es einer weichen Landung abträglich gewesen wäre wenn er diese Ansicht mit seiner Seelenpartnerin geteilt hätte.
Er konzentrierte sich lieber darauf die Behausung von Tialva zu finden. Ein Unterfangen welches nicht einfach war. Menschliche Häuser waren selbst in dichten Waldgebieten leicht zu entdecken aber bei den Elfen verhielt sich das anders. Das schöne Volk zwang der Natur nicht seinen Willen auf sondern integrierte seine Behausungen in das ewige Grün der Wälder. Ihre Städte stachen dann zwar hervor aber ein einzelnes Haus war nur schwer zu finden.
Noch während Eragon über das Problem nachdachte spürte er die Berührung von Aryas Geist. Die Elfe und ihr grüner Drache flogen direkt neben Saphira und als der Anführer der Reiter zu sein Reisegefährten herüber blickte deutete die dunkelhaarige Elfe auf einen Punkt etwa eine halbe Meile vor ihnen.
Eragon suchte das Gebiet vor ihnen gründlich ab und entdeckte schließlich was Arya meinte. Ein sanft geschwungener grüner Hügel erhob sich aus dem unendlichem Wald um ihn herum. Er wirkte wie eine Welle die sich aus einem endlosen Ozean heraus aufgetürmte. Eine einzelne mächtige Kiefer thronte auf der Spitze des Hügels und deutlich zeigte sich an den Wölbungen des Stammes, dass jemand ein Haus in das Holz des Baumes gesungen hatte.
Mit wenigen Flügelschlägen erreichten die beiden ältesten Drachen des Ordens nun ihr Ziel. In einiger Entfernung zu dem Haus sezten Saphira und Fíernen ihre Reiter ab. Diese wollten nicht direkt vor der Haustür der ihnen fremden Elfen landen. Es hätte Tialva wohl sicher einen Schock versetzt, ganz zu schweigen davon, dass die Landung zwei so mächtiger Wesen eine ziemliche Erschütterungen verursacht hätte.
Arya und Eragon warfen sich, nachdem sie abgestiegen waren, einen kurzen Blick zu und schritten dann den Hügel hinauf. Zu sagen gab es zwischen den beiden Drachenreiter nichts mehr. Sie hatten bereits umfassend besprochen wie sie vorgehen wollten und waren zu dem Entschluss gekommen, dass Eragon sich zunächst im Hintergrund halten würde und Arya das Reden überlies. Zum einen verstand niemand eine Elfe besser als eine andere Elfe und das delikate Thema, welches der Grund ihres Besuches war ließ sich wohl auch am besten von Frau zu Frau und von Mutter zu Mutter besprechen.
Sie hatten etwa die Hälfte des Weges zu Tialvas Behausung zurückgelegt als die fremde Elfe aus ihrem Haus trat und den Neuankömmlingen entgegen ging. Eragon betrachtete sie sorgfältig und versuchte den Charakter des Wesens einzuschätzen dass ich Ihnen nun näherte. Wie zu erwarten war ließ sich nicht einmal vermuten wie alte Tailva sein mochte. Ihr Gesicht war zeitlos wie bei allen Mitgliedern ihres Volkes und ähnlich fein geschnitten wie bei Arya.
Eragon hatte halb damit gerechnet, dass sie ein ähnlich auffälliges Äußeres haben würde wie ihr ehemaliger Gefährte Bloedhgram doch dem war nicht so. Tialva hatte ihr Äußeres offenbar nicht so drastisch verändert. Lediglich ihre feinen Gesichtszüge und die elegant geschwungenen Ohren offenbarten ihre Abstammung. Sie trug ein einfaches dunkelgrünes Wams, eine schwarze Hose und hatte ihr überwiegend dunkles Haar zu einem Zopf geflochten der elegant über ihre linke Schulter fiel. Ungewöhnlich war nur, dass ihre Haare nicht durchgehend schwarz waren sondern einige silberblonde Strähnen darin vorkamen. Dies führte dazu, dass Tialva praktisch wirkte als wäre ihre Haarpracht ein Teil des Nachthimmels.
Als die Elfen auf angemessener Entfernung herangekommen war begann sie das traditionelle Grußrituale ihres Volkes welches von Eragon und Arya natürlich erwidert wurde.
Anschließend betrachtete Tialva mit großem Respekt im Blick ihre Gäste und sagte schließlich:
"Es ist mir natürlich eine Ehre die beiden Anführer des neuen Ordens der Reiter zu empfangen aber womit verdiene ich diese Ehre. Ich kann mir nicht vorstellen, dass euer hier sein ein Zufall ist."
"Da habt ihr durchaus recht Tialva Älfa-Kona." Erwiderte er Eragon höflich. Zwar sollte Arya den Großteil des Gespräches führen aber es wäre ungewöhnlich und unhöflich gewesen wenn er nicht, als Anführer der Reiter den Grund ihres hierseins erklärt hätte. "Wir sind in einer ernsten Angelegenheit hier die sowohl euer Volk betrifft als auch den Orden. Vermutlich ohne es zu wissen seid auch ihr in dieser Angelegenheit verwickelt und wir hoffen bei der Lösung des Problems auf eure Hilfe."
Die fremde Elfe blinzelte überrascht, bat dann aber die beiden Drachenreiter in ihr Haus. Es war eine einfache aber geschmackvolle Behausung und Tialva führte sie zu einer Sitzgruppe die in den Boden eingelassen war und in deren Zentrum ein runder Tisch stand. Sie bot den beiden Reitern eine Getränk an und sowohl Eragon als auch Arya akzeptierten dies gern. Von dem langen Flug waren ihre Kehlen ausgetrocknet.
Tialva servierte einen köstlichen Apfelwein und setzte sich dann zu ihren Gästen.
"Nun, Ihr sagt selbst dass ihr meine Hilfe braucht. Es wäre natürlich eine Ehre den Orden der Reiter Unterstützung zu gewähren aber um welche Angelegenheit handelt es sich eigentlich? Ich habe mich ein wenig vom Markt des Lebens zurückgezogen und bin bedauerlicherweise nicht ganz auf dem Laufenden was derzeit in unseren Städten die Gemüter erregt."
Eragon war nicht entgangen, dass ein leichter Schatten über die Züge der Elfe gefallen war als sie davon sprach, dass sie sich zurückgezogen hätte. Vermutlich stand ihre Isolation im Zusammenhang mit dem Kind dass sie glaubte verloren zu haben.
Eragon nickte Arya nun zu und die Reiterin begann mit ihrem Bericht. Sie schilderte zunächst was sich im Norden abgespielt hatte und erklärte Tialva dann was die Ermittlungen der Reiter hier in Du Weldenvardem ergeben hatten. Bisher waren alle Informationen die Arya weitergegeben hatte allgemeiner Natur gewesen. Noch hatte sie nichts von dem Sohn erwähnt der Tialva gestohlen worden war auch Bloedgrams Rachepläne hatte sie noch nicht geschildert.
Als diese allgemeine Informationen weitergegeben waren legte Arya eine kurze Pause ein damit ihre Gesprächspartnerin Gelegenheit bekam das Gehörte zu verarbeiten. Eragon wusste, dass dies eine kluge Maßnahme war. Überforderte man sein gegenüber mit einer Flut von Informationen reagierte dieser oft aus reinem Selbstschutz aggressiv.
Bevor Arya jedoch ihrer Erklärung fortsetzen konnte ergriff Tialva das Wort. Die Elfen starrte nun fest auf den goldgelben Wein in ihrem Glas und ihre Stimme war kaum mehr als ein gepresstes Flüstern.
"Vor 14 Sommern hatte ich einen Gefährten. Wir glaubten, dass uns das höchste Glück bevorstünde als ich schwanger wurde. Man sagte mir allerdings, dass mein Kind tot zur Welt gekommen sei. Ich frage euch Drachenreiter, seid Ihr hier um mir zu sagen, dass dies eine Lüge war?"
Wieder tauschten Eragon und Arya einen kurzen Blick. Der Anführer der Reiter kam zu dem Schluss, das seine Gefährtin derselben Meinung war wie er selbst auch. Es brachte nicht die Angelegenheit noch weiter in die Länge zu ziehen.
"Euer Kind lebt in der Tat noch." sagte Arya. "Ihr seid die Mutter eines Sohnes."
Eragon zuckte unwillkürlich zusammen als ein scharfes Klirren die Stille durchschnitt. Tialva hatte das Glas ihren Händen vor Anspannung zerdrückt. Blut und Reste des Weins rannen ihr über die Finger. Arya glitt schnell an die Seite der anderen Elfe und begann damit die Wunden zu versorgen.
"Ein Sohn....." flüsterte Tialva noch während Arya mit den Schnitten an ihren Händen beschäftigt war." Wo ist er jetzt Argetlam Arya?"
Tialvas braune Augen fingen den Blick von Arya förmlich ein .
"Er ist mit den anderen Verstoßenen auf dem Weg ins Palamca Tal." erklärte Arya." Es ist ein guter und freundlicher Ort. Wir werden uns dort mit den Reisenden treffen und sie auf der ersten Etappe ihrer Reise zur Ostmark begleiten."
"Ich möchte meinen Sohn treffen." sagte Tialva und sprach so schnell weiter, dass es Arya unmöglich war etwas zu erwidern. "Es ist mir egal welcher Markel er aufweist. Vielleicht hat er nach 14 Sommern die er allein verbringen musste gar keine Verwendung mehr für eine Mutter aber einmal möchte ich mit ihm sprechen können."
"Wir werden euch dabei gern unterstützen Tialva-Älfa-Kona aber es gibt unglücklicherweise noch einen weiteren Punkt denn wir erst mit euch besprechen müssen.

Eragon FF - Band 7- Ende, Epilog Band 7 und doe OS- Sammlung von TraeumerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt