Eragon FF - Band 7- Ende, Epilog Band 7 und doe OS- Sammlung von Traeumer

26. Waldläufer

Nachdem der Drachenreiter und der Elf sich wieder etwas beruhigt hatten erkundigte sich Bloedgram:
"Woher kommt eigentlich diese neueste Novizin des Ordens? Sie scheint mir noch etwas jung zu sein. Hatte nicht die Königin der Menschen festgelegt, dass ein Kind mindestens 14 Sommer gesehen haben muss bevor es zu einem Drachenei geführt wird? Ich gehe also davon aus, dass ihre Berufung zur Reiterin etwas ungewöhnlich verlaufen ist."
"Da hast du vollkommen recht Waldläufer." Tar verwendete den Kampfnamen, den er Bloedgram auf ihrer gemeinsamen Reise durch Alagaesia gegeben hatte. Er nannte den Elfen deshalb Waldläufer weil sein Freund es gelegentlich vorgezogen hatte nicht mit auf Arocs Rücken zu fliegen sondern seine Reisegefährten zu Fuß verfolgt hatte. Besonders in Waldgebieten hatte Bloedgram es sich oft nicht nehmen lassen die Reise am Boden fortzusetzen und Tar hatte ihn aus der Luft beobachtet wie er, geschmeidig wie ein Raubtier, durch das Grün des Waldes hetzte. Er hatte seinen Reisebegleiter gefragt wieso. Als Antwort hatte Bloedgram ihm die Gründe genannt, die auch der Hintergrund waren dass der Elf sein Aussehen durch Magie so stark verändert hatte. Er genoss es durch das Unterholz der Wälder zu streifen wie einer der scheuen Bewohner des ewigen Grüns. Er liebte diese wilde Hatz und die Eindrücke die ihm durch seine geschärft Sinne zuflossen.
Tar berichtete nun also dem Waldläufer von Najas bisherigem Lebensweg und der Wolfkatzenelf verzog angeekelt das Gesicht als Tar von den Misshandlungen des Gerbers und den Umständen in dem Waisenhaus berichtete indem Naja gezwungen gewesen war aufzuwachsen.
"Menschen!" brummte Bloedgram." Ich verachtete sie nicht aber sie verwirren mich manchmal mein gehörnter Freund. Auf der einen Seite gibt es ehrenvolle und tapfere Exemplare wie ihre Königin oder den Schattentöter aber manche Vertreter dieser Rasse sind einfach widerlich. Selbst bei einem Volk das so fruchtbar ist wie die Menschen sollte ein Kind als das höchste Glück und größter Segen gelten. Ein so wertvolles Geschenk des Lebens so zu misshandeln erscheint mir wie ein Verbrechen gegen die Natur der Welt selbst."
Tar nickte zustimmend ließ jedoch das Gesicht des Elfen nicht aus den Augen. Die Entrüstung seines Freundes schien ihm eine persönliche Note zu haben die der Drachenreiter noch nicht ganz einordnen konnte.
Der Waldläufer indes sammelte sich und fragte:
"Welche Angelegenheit der Drachenreiter wolltest du denn nun mit mir besprechen? Gibt es eine Krise?"
"So könnte man es nennen mein Freund. Es wundert mich dass du nichts davon gehört schließlich spielt sich die Angelegenheit gegenwärtig bei deinem Volk ab."
Tars Worte veranlassten den Elfen überrascht zu blinzeln.
"Ich befürchte ich bin nicht ganz auf dem Laufenden was die gegenwärtigen Ereignisse in Alagaesia betrifft. Ein Teil der Fyrnae Du Skulblaka war zu Manövern in umliegenden Bergen. Wir nutzen einige Gletscher in der Nähe um das Verhalten in großer Kälte zu trainieren. Ich bin erst vor einigen Tagen zurückgekehrt und hatte noch keine Gelegenheit mich über die jüngsten Ereignisse zu informieren. Du sagst es geht um mein Volk? Was hat sich zugetragen?"
Tar gab ein unwirsches Brummen von sich. Es erschwerte die Angelegenheit natürlich, dass Bloedgram noch nichts von den verstoßenen Elfenkindern und den Praktiken des Bundes der Heiler wusste. Innerlich stellte er sich bereits darauf ein das Training von Geoff und Naja heute selbst durchzuführen. Er hatte eigentlich den Waldläufer darum bitten wollen aber er erinnerte sich noch gut wie betroffen die elfische Gemeinde in der Ostmark reagiert hatte als die Neuigkeiten aus ihrer alten Heimat bekannt wurden.
Dennoch musste die Angelegenheit besprochen werden. Also räusperte sich der Urgal und berichtete dann im Detail was vorgefallen war. Schon nach wenigen Sätzen wurde offenkundig wie sehr die Worte den Wolfkatzenelf trafen. Bloedgram drehte Tar den Rücken zu und seine Hände umklammerte die Einfassung einer der hölzernen Boxen. Als der Reiter schließlich seinen Bericht beendet hatte breitete sich Schweigen aus.
Tar hatte schon vor langer Zeit bemerkt, dass es das ungewöhnliche Aussehen des Wahlläufers schwer machte festzustellen was gerade in ihm vorging. Normalerweise konnte man an einer Änderung der Gesichtsfarbe etwas ablesen aber das verändert der Aussehen Bloedgrams und die hohe Disziplin der Elfen machte es sehr schwierig etwas zu erkennen.
Tar trat schließlich näher an seinen Freund heran und erkannte, dass sie jeder Muskel im Körper des Anführers der Krieger der Drachen zum zerreißen gespannt war. Immer wieder blitzen die weiße Zähne des Elfen hinter seinem Lippen hervor die wie bei einem wütenden Raubtier zuckten unter einem lautlosen Knurren.
Bloedgrams Finger waren so fest um die Kante der Box geklammert, dass sich die Fingernägel ins Holz gebohrt hatten. Als der Wolfkatzenelf sich schließlich aufrichtete und seine Gestalt strafte erkannte man deutliche Spuren wo seine Nägel eben noch gewesen waren.
Die Stimme des Wadläufers war bar jeglichen Gefühls:
"Selbstverständlich werde ich die Bitte des Schattentöters mit großer Gewissenhaftigkeit erfüllen. Ich werde die Eskorte selbst auswählen und selbst anführen."
Mit diesen Worten war für Bloedgram offenbar das Gespräch beendet und er machte Anstalten den Stall zu verlassen. Tar jedoch griff nach dem Oberarm des Hauptmannes und hielt ihn zurück. Die Reaktion überraschte den Urgal obwohl er bereits mit großem emotionalem Aufruhr rechnete. Bloedgram fuhr zu ihm herum, seine Augen schien regelrecht vor Zorn zu brennen, er entblößte seine Zähne und zischte dem Reiter an wie eine Schlange sie sich anschickte zuzubeißen.
Erst nach einigen Sekunden entspannte sich die Gesichtszüge des Waldläufers.
"Kann es sein, dass du auch von diesen Verbrechen betroffen sein könntest mein Freund?" erkundigte sich Tar möglichst ruhig.
"Ich hatte eine Gefährtin Silberhand." flüsterte der Elf in der alten Sprache und fuhr auch in ihr fort." Unsere Lebenswege waren miteinander verbunden für mehr als 40 Sommer. Kannst du dir vorstellen wie tief und wundervoll eine Bindung zwischen Gefährten meines Volkes ist wenn sie so lange andauert? Oder kannst du dir vorstellen welchen Schmertz es mit sich bringt wenn eine solche Bindung zerbricht? Zerbricht von einem Tag auf den andern? Ich habe mich damals freiwillig zur Garde des Schattentöters gemeldet weil es meine Pflicht war. Wenn meine Gefährtin, Tialva, doch Teil meines Lebens gewesen wäre hätten sich meine Wege und die von Arget Un Eragon wohl getrennt als er in den Osten aufbrach. Doch weil niemand auf mich wartete konnte ich meinen Neubeginn ebenso gut hier im Osten suchen."
"Du und deine Gefährtin....ihr habt ein Kind erwartet und euch wurde eine Totgeburt gemeldet."
Bloedgram sagte nichts. Es war auch nicht nötig. Tar hatte verstanden.
Bloedgram schloss kurz die Augen und sammelte sich. Als er erneut in der alten Sprache zu reden begann war seine Stimme kalt wie Eis und blanker Hass lag in seinem Blick.
"Ich werde nach Alagaesia gehen und herausfinden ob die Frucht der Liebe die mich und Tialva Morgenstern einmal verbunden hat noch am Leben ist. Sollte dem so sein, dann werde ich denjenigen ausfindig machen der mein Leben und das meiner Gefährtin auf so feige Weise zerstört hat und ihm bei lebendigem Leib das Herz aus der Brust reißen. Und jeder der sich mir in den Weg stellt wird dasselbe Schicksal ereilen. Das schwöre ich! "
Mit einem Ruck löste Bloedgram seinen Arm aus Tars Fingern und stürmte aus dem Stall. Der Reiter der Urgals überlegte einen Moment, dann zog er den magischen Spiegel aus dem Beutel an seinem Gürtel. Sein Freund hatte in der alten Sprache gesprochen. Auch wenn das heiße Blut der Gehörnten Tar sagte, dass der Waldläufer das Recht zur Rache hatte aber würden es die Spitzohren auch so sehen ? Tar war nicht nur ein Urgalgra sondern auch ein Shurtugal. So entschied sich der Drachenreiter doch Meister Feuerschwert zu kontaktieren. Der Anführer des Ordens musste erfahren was Bloedgram soeben für einen Schwur geleistet hatte.