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Wir bevorzugten, nicht durch die unterirdischen Gänge direkt in den Palast zu gehen. An stattdessen beschlossen wir, wie das normale Volk um eine Audienz zu bitten. Insgeheim hofften sie auf dem Weg zum Thronsaal jemanden treffen, der zumindest Lucius kannte. Er hat sich nämlich nicht stark verändert. Er ist nur älter geworden. Plötzlich kommen in mir Kindheitserinnerungen wieder hoch. Ich konnte mich noch an alles erinnern. Ich kannte jeden Stein und jedes Staubkorn. Julius drückte meine Hand und für einen kurzen Augenblick war alles besser. Irgendwie hoffte ich, dass wenn die große Marmortür aufging, unser Vater auf dem Thron säße. Das tat er aber nicht, denn er war tot. An seiner Stelle saß jetzt sein Mörder auf dem Thron. Wenn ich ein Schwert gehabt hätte, dann hätte ich ihn vermutlich umgebracht. Außerdem sah er für einen im Sterben liegenden Mann gesund aus. Als Lucius uns mit allen unseren Titeln vorstellte, lachte man uns nur aus. Kaiser Akilla lachte am lautesten, bis ihm einer seiner Berater etwas ins Ohr flüsterte. Sein Gesicht erstarrte. Aus dem heiteren Lachen wurde eine ernste, grimmige Miene. Das nächste, an das ich mich erinnern konnte, war ein dumpfer Schlag. Ich wachte nackt, an ein Bett gefesselt in einer Zelle auf. Ich konnte mich nicht viel bewegen. Julius und Lucius hockten geknebelt und gefesselt in einer Ecke der Zelle und sahen mich mit großen Augen an. Der Kaiser kam mit seiner Wache in die Zelle. Julius versuchte sich loszureißen, doch da war es schon zu spät. Ich fühlte einen stechenden Schmerz, als er in mich eindrang. Tränen liefen mir über die Wangen. Als er fertig war sagte er:

"Na Prinzessin was wollt ihr jetzt tun? Macht euch ab heute öfter über solchen Besuch gefasst."

OctaviaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt