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Bei unserer Rückkunft in den Palast wurde ich zuerst einmal in ein eierschalenweißes, bodenlanges Kleid mit Ledergürtel und purpurnem Umhang umgekleidet. Das alte war so schmutzig, dass sich meine Zofen dazu entschieden, es wegzuwerfen. Ich wusste zwar, dass Liebe in einer Heirat nichts Gewöhnliches war, dennoch versuchte ich, mich zumindest mit Ahkmenrah anzufreunden. Es war nach meinem vorherigen Auftreten sehr schwierig, doch zumindest hassten wir uns nicht. Am nächsten Tag besuchte uns ein Priester, der mir zeigen sollte, wie ich meine Kräfte kontrollieren kann und welche ich besitze. Ahkmenrah saß auf der Tribüne des Übungsplatzes und sah mich die ganze Zeit liebevoll und beeindruckt an. Vielleicht würden wir uns doch noch ineinander verlieben. Ich hoffte es zumindest und Julius und Lucius ebenfalls. Seit unserer Flucht sah ich Lucius mehr als zweiten großen Bruder an als einen Soldaten. Als ich wieder zurück in meine Gemächer gehen wollte, stand plötzlich Ahkmenrah vor mir und küsste mich. Es war ein Gefühl, dass ich zuletzt fühlte, als Vater mich das letzte Mal in den Arm nahm. Es war unbeschreiblich. Er reichte mir seinen Arm, ich hakte mich ein und wir gingen gemeinsam zurück. Julius freute sich sehr, als ich es ihm erzählte. Lucius hingegen war eher skeptisch gestimmt. Fast acht Monate waren inzwischen vergangen. Der Tag der Hochzeit kam immer näher. Es war Zeit für mich die restlichen acht Tage bis zu meiner Hochzeit im Tempel der Vesta mit den jungfräulichen Priesterinnen zu verbringen. Von diesem Zeitpunkt an, galt ich für die Männer als "Erhabene". Männer durften mich weder anfassen noch mit mir reden. Außerdem mussten mein Haar und mein Gesicht immer von einem senfgelben Schleier bedeckt sein.

OctaviaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt