Mein erster Tag an der neuen Schule war definitiv anders als ich es mir vorgestellt hatte. Direkt am ersten Schultag hatte ich drei neue Freunde, die Lehrer waren netter als erwartet und ich bekam keine komischen Blicke von anderen Schülern zugeworfen.
Doch eine Sache ging mir nicht aus dem Kopf. Meine Freunde hatten mir von einem Jungen aus unserer Klasse erzählt, der anscheinend sehr komisch war. Dieser war heute nicht da gewesen, weshalb sie es mir direkt erzählten, meinten sie. Sein Name war Lee Minho und er soll angeblich zwei Augenfarben haben. Sein rechtes Auge soll ein braun sein, so wie die meisten hier auf dieser Schule hier ebenfalls besaßen, doch sein linkes Auge soll ein Helles Blau-Grün sein. Meine Freunde meinten, dass er Depressionen hat, sich oft mit der Polizei angelegt hatte und einige erzählten sogar, er hätte mystische Kräfte. Doch dass letzte kam mir sehr unwahrscheinlich und lächerlich vor.
Ich wusste nicht, was ich von diesem Jungen halten sollte, denn immerhin kannte ich ihn nicht und ich war nicht so ein Mensch, der über andere im Vorfeld aus Erzählungen urteilte. Meine Freunde, Felix, Seungmin und Hyunjin, kannten ihn ja bereits, doch misstrauisch war ich bei den Sachen die sie mir erzählten schon. Es klang so, als wurde über ihn nur geurteilt, weil er zwei verschiedene Augenfarben hatte.
An sich finde ich es überhaupt nicht schlimm, vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, wenn man vorher noch nie jemanden in die Augen gesehen hatte, dessen eine Auge eine andere Farbe hatte, als das andere. Aber es ist trotzdem kein entscheidendes Kriterium, um über einen Menschen zu urteilen.
Mittlerweile lag ich auf dem Sofa von meinem neuen Zuhause und schaute Fernsehen. So wie ich auf dem Sofa lag, könnte man meinen ich wäre verrückt oder betrunken, doch eigentlich war mir sitzen einfach nur zu langweilig. Ich sah mir gerade eine Folge South Park an, denn was besseres lief nicht im Fernsehen und außerdem fand ich die Serie einfach krank und lustig. Es verging einige Zeit bis es plötzlich an meiner Tür klingelte. Genervt rappelte ich mich vom Sofa auf und lief zur Haustür. Ich öffnete die Tür und sah meinen Vater vor mir stehen, der mich etwas belustigt von meinem Auftreten ansah.
,,Wie siehst du denn aus?" fragte er belustigt während er eintrat und mir durch die eh schon zerzausten Haare wuschelte.
,,Die eigentliche Frage ist, warum du klingelst." stellte ich eher meine Gegenfrage worauf er anfing zu lachen. Ich zog eine Augenbraue hoch und sah meinen Vater an, der sich mittlerweile schon vor Lachen krümmte.
,,Ich dachte das du wieder jemanden abgeschleppt hast. Außerdem habe ich meinen Schlüssel vergessen." gestand er dann was mich genervt die Augen verdrehen ließ.
,,Du weißt, dass ich mich in dieser Sache bessern will." meinte ich dann und folgte meinem Vater in die Küche, denn er hatte anscheinend eingekauft. Ich setzte mich an die Kücheninsel und beobachtete meinen Vater dabei, wie er die Einkäufe teilweise einräumte. Die Sachen die er nicht einräumte, brauchte er sicher zum Kochen, weshalb ich auch nicht weiter nachfragte.
,,Naja, du hast es immerhin schon vier ganze Tage ausgehalten." lachte mein Vater vor sich hin während ich schmunzelnd die Augen verdrehte. Mein Vater konnte echt ein Spinner sein. Bis jetzt ist mir halt noch kein Mädchen über den Weg gelaufen, was ich annähernd anziehend zum Vögeln sah. Mag sein dass ich nicht schnell über Menschen urteile, doch auf meiner alten Schule war ich wirklich die Definition von einem Fuckboy. Immer wenn ein Mädchen es mit mir treiben wollte, habe ich es nicht ausgeschlagen und so hatte ich fast jeden Tag jemanden in meinem Bett flachgelegt. Aber das bin ich nicht mehr. Das will ich auch nicht mehr sein und falls ich es mal nötig haben sollte, muss ich es mir wohl oder übel selber besorgen. Vielleicht finde ich auch später jemanden, mit dem ich nicht nur Sex habe, denn nach einer richtigen Beziehung sehnte ich mich schon etwas. Etwas sehr.
,,Worüber denkst du nach?" wollte mein Vater plötzlich wissen, was mich etwas zusammenzucken ließ, da ich anscheinend sehr in meinen Gedanken vertieft war.
,,Wie hat es sich angefühlt, als du dich damals in Mama verliebt hast?" fragte ich dann, obwohl ich selber nicht wusste warum. Mein Vater sah mich überrascht an, denn er hatte sich bestimmt nie vorgestellt sowas mal von mir zu hören. Doch fing mein Vater an leicht zu lächeln, ehe er begann zu erzählen.
,,Als ich deine Mutter zum ersten mal sah, dachte ich ehrlich gesagt, dass sie jemand für meine sexuellen Bedürfnisse wäre."
,,Dann weiss ich ja jetzt von wem ich das habe." unterbrach ich meinen Vater belustigt, denn ehrlich gesagt hätte ich nie gedacht, dass mein Vater auch so einer war. Was Eltern einen so verheimlichen ist schon echt erstaunlich. Vielleicht wollte mein Vater einfach nur eine Vorbildfunktion sein und mich nicht auf den schlechten Pfad führen. Naja, so ganz gelungen ist ihm dies nicht, aber ich versuche ja bereits mich zu verbessern.
,,Genau. Aber dass ist auch die einzige Eigenschaft, die du von mir besitzt. Glaub mir Jisung. In so vielen Situationen bist du wie deine Mutter es einst gewesen ist. Du hast so viel von deiner Mutter, das ist echt erstaunlich. Naja, um deine Frage zu beantworten." er stoppte plötzlich, aber ich nahm es ihm nicht übel. Ich hatte einfach etwas über meine Mutter gefragt und meinem Vater nahm das alles noch ganz schön mit. Das war auch eine der Gründe, weshalb wir nach Seoul gezogen waren. Meine Mutter starb vor circa drei Monaten an Brustkrebs. Ihr wurde zwar eine Chemo-Therapie empfohlen, doch konnte sie sich diese auf Dauer nicht leisten und die Ärzte meinten, dass sie sowieso sterben würde. Das hatten uns die Ärzte aber auch erst gesagt, als sie schon gestorben war. Meine Mutter schien es wohl schon früher gewusst zu haben und ich glaube es war auch eine der Gründe, weshalb sie keine Therapie machte. Unnötig Geld ausgeben um am ende sowieso zu sterben. Für sie gab es keine Hoffnung mehr und das hatte man ihr täglich angesehen. Sie hatte ihre Hoffnung aufgegeben, schon abschied von allen ihren Freunden und verwandten genommen, bis sie es uns sagte. "Ich werde auf euch aufpassen. Ihr müsst stark sein und euer Leben weiterleben." Das hatte sie gesagt, bevor sie ihre Augen für immer schloss. Ich hoffte einfach nur, dass es ihr dort wo sie jetzt war, glücklich ist. Auf uns herabsieht und auf uns aufpasst.
,,Weisst du Jisung, wir hatten uns die ersten male wirklich nur getroffen um unsere Lust zu stillen, doch zusammen kamen wir durch dich. Ich hatte zwar schon länger Gefühle für deine Mutter gehabt, aber als sie mir dies sagte, war ich der Glücklichste Mensch auf diesem Planeten. Am nächsten Tag hatte sie mir erst gebeichtet, dass sie mit dir Schwanger war, doch übel nahm ich es ihr nicht. Sie hatte bestimmt Angst, dass sie dich alleine großziehen muss, aber du bist auch mein Kind, also habe ich die Herausforderung angenommen obwohl wir noch ziemlich Jung waren." erzählte mein Vater zu Ende und sah mich mit glasigen Augen an. Ihm fiel es sichtlich schwer über sie zu reden, denn immerhin hatte mein Vater sie geliebt. Ich bin mir sicher, dass er es immer noch tut. Und er wird es noch lange tun.
Ich stand von meinem Stuhl auf und ging um die Kücheninsel um meinen Vater in den Arm zu nehmen. Er erwiderte die Umarmung direkt und ich spürte wie er die Tränen freien lauf ließ.
,,Tut mir Leid Papa." Ich fühlte mich wirklich schlecht danach gefragt zu haben, denn er war sichtlich schlechter auf Mama zu reden als ich oder mein kleiner Bruder. Dieser war anscheinend auch noch nicht zuhause, denn gesehen oder gehört hatte ich ihn nicht.
,,Geh deine Hausaufgaben machen Jisung. Ich mach das Essen fertig." sagte mein Vater dann und lustigerweise hatte ich mal keine Hausaufgaben auf. Aber das konnte er ja nicht wissen.
,,Wo ist eigentlich Jihoon?" fragte ich meinen Vater, der mich erst verwirrt ansah, aber dann doch verstand.
,,Hat heute länger Schule als du." antwortete er bevor ich mich auf den Weg ins Wohnzimmer machte. Ich schmiss mich wieder wie ein betrunkener verrückter auf die Couch und schaltete mir die nächste Folge South Park ein, damit ich wenigstens etwas zu tun hatte.
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𝑩𝒆𝒂𝒖𝒕𝒊𝒇𝒖𝒍 𝑬𝒚𝒆𝒔 // 𝒎𝒊𝒏𝒔𝒖𝒏𝒈 ✓
FanfictionDurch seine Augen und den Vorurteilen wurde er gehasst. Er akzeptierte es, schien sich äußerlich nicht davon beirren, was die anderen über ihn sagten. Innerlich traf es ihn jedoch sehr und als er ihn kennenlernte, wurde alles besser. Eine Hürde muss...