32 | Lee Minho

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Es fiel mir wirklich schwer, meine Augen offen zu halten. Diese Anhängsel meines Bosses waren wirklich stark, aber wehren konnte ich mich auch nicht. Ich bekam ehrlich gesagt kaum noch was mit, hatte das Gefühl ich verliere gleich mein Bewusstsein. Ich bekam dementsprechend auch nicht mit, als mein Boss mit einem Jungen in Schlepptau den kalten Raum wieder betrat. Schelmisch grinste der große schwarze Mann mich an, hielt den Jungen vor mir versteckt, da ich ihn anscheinend nicht sehen sollte. Und in diesem Moment wurde mir klar, wer die Begleitung meines Bosses war.

,,Guck mal, ich habe deinen kleinen Freund getroffen. Schlechten Geschmack hast du nicht, aber leider wird dir dieser auch nichts mehr nützen wenn ihr beide tot seid." sagte mein Boss plötzlich so fröhlich, als hätte er einen an der klatsche. Hatte er ja auch. Hätte ich dieses Stoffteil nicht um meinen Mund gehabt, dann hätte ich dem Typen schon längst ins Gesicht gespuckt. Ich würde ihn ja auch gerne schlagen, aber dies erwies sich als sehr schwer, da ich gefesselt war.

Liebend gerne hätte ich Jisung gefragt was er hier tat. Wusste er nicht, dass es eine Falle war? Sowas kannte man doch aus Filmen oder aus Büchern, wo der Freund entführt wurde und das Mädchen so naiv war und für den Freund starb. Oder umgekehrt. Manchmal glaubte ich auch an ein gutes Ende, aber hier war ich mir nicht so sicher. Ich glaubte wirklich an Jisung und an die Dinge die er tat, aber in diesem Moment wollte ich ihn nicht hier haben. Nicht das ich das generell nicht wollte, ich wollte einfach nur nicht dass das hier das letzte war, was er sah. Jisung war leichtsinnig, er wusste sicher, dass das hier sein Ende bedeuten könnte. Es sei denn er hatte einen Plan. Oder er befolgte meinen Plan auf seine weise.

,,Wie, hat es dir die Sprache verschla- ach ja, du kannst ja nicht sprechen." er fand es wohl lustig, dass ich hier völlig hilflos vor ihm saß. Doch er nahm mir zu meinem Glück das Stoffteil ab, worauf ich ihm wirklich ins Gesicht spuckte. Hatte er immerhin verdient.

,,Du krümmst ihm kein Haar." knurrte ich und versuchte wirklich mich zusammen zu reißen. Mein Boss sah mich mit einem düsteren Blick an und all seine Freude schien verschwunden zu sein. Gut so für ihn, ich konnte seine Freude nicht ausstehen. Wie konnte er sich freuen, wenn er sicher schon mehrere Leute auf seinem Gewissen hatte? Ich verstand es nicht.

,,Ich hab dich nicht verstanden. Soll ich ihn jetzt töten? Klar mach ich gerne, so wichtig scheint er dir ja dann auch nicht zu sein." Dieser Typ war krank und das erwies sich alleine schon durch den ernst der Lage, den er nicht zu verstehen schien oder nicht wahrhaben wollte. Er hatte bestimmt eine Art geistige Behinderung oder Wahrnehmungsstörung, oder vielleicht war er einfach nur dumm. Man konnte es nicht wissen, genauso wenig konnte man wissen, was er als nächstes tun würde.

Was mich die ganze Zeit wunderte war, dass Jisung die ganze Zeit ruhig war. Er ließ praktisch schon seine Seele auf dem Stuhl baumeln, hatte weder Angst noch sonstiges. War Jisung wirklich so mutig? Oder wusste er etwas was ich nicht wusste. Weiter darüber nachdenken konnte ich auch nicht, denn die Stahltür wurde plötzlich aufgerissen und die Polizei stürmte den Raum. Man sah meinem Boss an, wie verarscht er sich in diesem Moment fühlte, aber als die Polizei mir endlich meine Fesseln Aufschnitt, rannte ich direkt zu Jisung und nahm ihn in den Arm.

,,Ich wusste das ich auf dich Zählen kann." Jisung löste sich etwas aus meiner Umarmung und sah mich an. Er sah mir so intensiv in die Augen, dass mir schon fast schwindelig wurde.

,,Ich liebe dich Minho. Ich dachte wirklich ich könnte dir das nie sagen. Ich hatte so Angst um dich, weisst du? Ich dachte wirklich ich sehe dich das nächste mal bei deiner Beerdigung." plapperte der kleinere etwas sehr schnell, was mich schmunzeln ließ. Damit er aufhörte sich Gedanken zu machen, küsste ich den Jungen vor mir einfach. Direkt erwiderte er den Kuss, aber leider mussten wir uns sehr schnell voneinander lösen, denn irgendwie wurde mir schwindelig. Und das nicht weil der Kuss so intensiv war.

,,Ich liebe dich auch, Jisung." der kleinere sah etwas besorgt zu mir, da ich etwas schwankte. Ich hatte wirklich das Gefühl ich kippe hier gleich um und mein Kopf brummte wie irre.

,,Min, setz dich hin. Du brauchst jetzt unbedingt einen Arzt und etwas zu trinken." Jisung stand auf um einen der Polizisten bescheid zu geben, dass es mir nicht gut ging. Danach kam er wieder zu mir und lehnte sich mit seinem Kopf auf meine Schulter, während er anfing mit meinen Händen zu spielen. Eine Weile saßen wir nur still da und genossen die Nähe des anderen, denn in den paar Stunden hatte ich ihn wirklich vermisst.

,,Wir wollten ihn eigentlich nur verkaufen, er hat unterschiedliche Augenfarben, er hätte viel Geld eingebracht!" hörte man den Boss plötzlich brüllen. Es weckte irgendwie Erinnerungen. Meine Eltern hatten das auch schon oft gesagt, als ich kleiner war. Ich wollte es nur vergessen, doch mein Boss musste dieses Thema wieder aufgreifen. Ich spürte plötzlich Jisungs Hand an meiner Wange und automatisch drehte ich mich zu ihm.

,,Hör nicht darauf. Du bist besonders. Keiner wird dich verkaufen, solange ich dich in meinem Besitz habe. Und ich musste dich nicht kaufen, denn du bist mehr wert. Du bist ein Mensch mit Gefühlen und unverkäuflich. Ich habe dich bei mir weil du mich liebst und ich dich auch liebe. Wir haben uns ganz ohne Geld gefunden. Ich bin glücklich mit dir, Min. Ich bin wirklich glücklich."

 𝑩𝒆𝒂𝒖𝒕𝒊𝒇𝒖𝒍 𝑬𝒚𝒆𝒔 // 𝒎𝒊𝒏𝒔𝒖𝒏𝒈 ✓ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt