Kapitel XXXI: Märchenhaft

167 14 20
                                    

12. Februar 2019

Taeyong legte seinen Kopf leicht schief, als er fragend das leicht flackernde Schild vor dem Lokal betrachtete. Dort stand ‚SuJu's Diner'. Aus dem Restaurant drang helles Licht, während die Fenster mit einer Art Milchglas-Folie abgeklebt waren. Mark gab einen melancholischen Laut von sich.

„Ach... Hier war ich schon lange nicht mehr. Das letzte Male hatte Henry mich hierhergeschleppt.", meinte der Dämon und lächelte zufrieden, während sie von der nächtlichen Schwärze umhüllt waren, schließlich war es schon später Abend in Vancouver.

„Sooo... Auf geht's, Kinder. Ihr habt bestimmt Hunger.", gab Zitao motiviert wieder und klatschte sich in die Hände, während Yifan einfach nur seine Augen verdrehte. Sein Gefährte wusste zu übertreiben und scheuchte das junge Pärchen in die Richtung des Eingangs.

Sie waren erst am heutigen Morgen in der kanadischen Stadt gelandet, wo sie am Flughafen von Zitao abgeholt worden waren. Nach einer kurzen Fahrt waren sie in den tiefen grünen Wäldern verschwunden, wo sich das schöne aus Holz errichtete Haus von Kris und Tao befand. Sie hatten sich über einige Sachen ausgetauscht, die in der letzten Zeit geschehen waren. Das ältere Pärchen hatte sich schon sehr geärgert gehabt, nicht in Seoul gewesen zu sein, um ihnen zu helfen. Taeyong glaubte aber, dass es auch gut so war, dass die beiden hier in Kanada geblieben waren. Mit Yifan konnte man sich ohne starken Bannkreis sowieso nicht gut genug fortbewegen.

Irgendwann hatte Zitao die großartige Idee gehabt, am Abend mit ihnen in ein magisches Diner zu gehen. Mark war sofort hellauf begeistert als er erfahren hatte, wo sie Essengehen würden. So kam es, dass sie sich nun hier etwas außerhalb der Stadt vor einem Diner befanden.

Höflich öffnete Mark die Tür und hielt diese offen, damit vorne weg Taeyong und anschließend ihre beiden Gastgeber das Lokal betreten konnte. Zitao kicherte leise und beugte sich von hinten nah an Taeyong's Ohr, während er seine Hände auf den Schultern des Jüngeren ablegte.

„Da hast du mit Mark aber eine richtigen Gentleman abbekommen.", meinte der ältere Vampir frech und lenkte Taeyong an einen freien Tisch. Das Medium glaubte ein kleines bisschen zu erröten, versuchte es sich aber nicht anmerken zu lassen. Gemeinsam setzten sich die Vier an einen weißen Tisch mit zwei roten Lederbänken. Taeyong saß gemeinsam mit Mark gegenüber von den beiden Älteren.

„Ich liebe den Laden.", kommentierte Tao und griff sich sofort eine der beiden Speisekarten, die auf dem Tisch standen. Taeyong nutzte die Chance und ließ seinen Blick über das Lokal wandern. Es sah im Grunde genommen genauso aus, wie man sich ein amerikanisches Diner vorstellte. Der Boden war schwarz-weiß-kariert. Die Tische waren weiß und die Sitzbänke und Stühle rot. In einer Ecke stand eine klassische Jukebox, aus welcher tatsächlich auch Swing-Musik erklang. Das Restaurant war gut besucht zu dieser späten Abendstunde, war aber nicht überfüllt, was die Atmosphäre recht angenehm machte. Am Tresen saßen ebenfalls einige Personen und tranken irgendwelche Drinks, die recht seltsame Farben hatten. Außer diese Tatsache machte das Lokal nicht wirklich einen Eindruck als wäre es irgendwie übernatürlich, bloß einige Sprüche auf den Neonschildern an der Wand klangen recht suspekt. Leise las Taeyong diese vor: „Death is not a blind alley. Better bitten than ripped. Choked on fairy dust..."

„Ja, die Sprüche sind schon seltsam.", kommentierte Yifan schulterzuckend, nahm die Speisekarte aus Tao's Hand und reichte sie Taeyong, „Wir kennen die sowieso schon auswendig."

Taeyong nickte dankend und linste kurz zu Mark herüber, der ebenfalls in der Karte herumblätterte. Neugierig überflog der junge Vampir die Speisen und hob überrascht eine Augenbraue. Wenn irgendjemand gedacht hätte, dass dort normale Dinge stehen würden, der hätte sich gewaltig geirrt. Taeyong las sich die Garstufen von den Steaks und Burger-Patties durch: well-done, medium, medium rare und bloody. Okay, dann würde er wohl auf das letzte zurückgreifen müssen, sowieso klangen manche Gerichte sehr eigenartig und waren mit komischen Kräutern oder Pflanzen verfeinert. Chanyeol hätte bestimmt gewusst, von welchen Sachen man die Finger lassen sollte. Also entschied sich Taeyong für eine etwas sicherere Variante: ein Burger.

Red Eyes & Deep Scars ||Markyong||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt