Kapitel 4

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Er mustert mich von oben bis unten und sagt kein Wort. Unentschlossen was ich tun soll stehe ich einfach vor ihm. Langsam wird mir die Situation unangenehm und ich räuspere mich leise.

Der Fremde vor mir sieht mir in die Augen. Sein Gesicht wird wieder von einem leichten Lächeln geschmückt, doch seine Augen sind unergründlich und mir ist es unmöglich zu sehen, was er grade denkt. Mit einer leichten Handbewegung deutet er mir, in den Spiegel zu sehen. Langsam löse ich meinen Blick von ihm und stelle mich vor den Spiegel um hineinzusehen.

Mein Spiegelbild sieht zu mir zurück und für einen Augenblick wundere ich mich wer mich dort ansieht. Meine Haare sind immernoch unzähmbar durcheinander und meine Gesicht sieht aus wie heute morgen, wenn auch nicht mehr so müde.

Doch meine Kleidung sieht aus wie von einem anderen. Keine Frage, ich sehe gut aus. Manche würden sagen heiß. Aber ich sehe nicht wirklich aus wie ich selbst. Ich sehe so gebannt in den Spiegel, dass ich nicht sofort merke, wie der Fremde seine Arme von hinten um mich legt und die oberen 3 Knöpfe meines Hemdes öffnet und es neu richtet. Ich spüre seine leichten Berührungen auf meinem Körper und mich durchfährt ein leichter Schauer. Sein Geruch umhüllt mich. 'Verdammt richt er gut..'.

"So sieht es besser aus, nicht so verklemmt.", erklärt er und lächelt mich durch den Spiegel an. Als er redet spüre ich seinen Atem an meinem Hals und an der Stelle breitet sich eine Gänsehaut aus. 'Gott was passiert hier grade!?'

Der Mann geht einen Schritt nach hinten und ich drehe mich zu ihm um. Unsere Blicke treffen sich und ich suche in meinem Kopf nach Worten. Irgendwas um das Schweigen zu brechen. Doch er kommt mir zuvor.

"Ich denke, dass solltest du nachher anziehen. Wenn der Typ dich so nicht sofort ins nächste Schlafzimmer zieht ist er Hetero oder ein Idiot.", grinst er.
Ich nicke und ringe mir ein Lächeln ab. "Danke.", sage ich leise und verschwinde wieder in der Umkleidekabine um mir meine eigenen Sachen anzuziehen.

Während ich mich wieder umziehe merke ich erst, wie heiß sich mein Gesicht anfühlt. Gott ich bin sicher rot wie eine Tomate. Warum auch nicht? Ich habe nie wirklich mit Fremden geredet, geschweige denn mich von ihnen anfassen lassen. Aber bei ihm stört es mich nicht. Das einzige, was mich stört ist, das er nicht mein Blind Date ist.. warte was?!
Benommen schüttel ich den Kopf um diese Gedanken loszuwerden, was nicht wirklich funktioniert.

In meine Gedanken versunken fällt mir plötzlich ein, dass ich seinen Namen garnicht weiß. Schnell mache ich meine Hose zu, ziehe meine Schuhe an und nehme die Klamotten die ich gleich bezahlen werde. Hoffnungsvoll öffne ich die Tür der Kabine und sehe mich um. Er ist weg..

Natürlich ist er weg. Er ist ja nicht meine Begleitung gewesen. Leichte Enttäuschung durchfährt meinen Körper. Ich weiß nichts von ihm. Vielleicht werde ich ihn nie wieder sehen. Will ich ihn überhaupt wiedersehen? Was hätte ich mir erhofft? Würde er mich wiedersehen wollen?

Bevor ich mir diese Frage selbst beantworten kann höre ich meine Schwester meinen Namen rufen und einen Moment später steht sie vor mir. "Na was gutes gefunden?", fragt sie lächlend und ich gebe ihr nickend die Sachen, die der fremde Schönling mir ausgesucht hat.

Izzy guckt sich anerkennend nickend die Klamotten an. "Wow bei dir ist wohl doch noch nicht alle Hoffnung verloren.", gibt sie, gespielt beeindruckt, von sich und ich nehme ihr meine Klamotten ab. Leicht genervt rolle ich mit den Augen und sie zieht mich lachend zur Kasse.
Ich bezahle unsere Sachen und langsam schlendern wir zurück zu meinem Auto. Als ich die Tüten im Kofferraum verstaut habe und mich dann auf den Fahrersitz setze, schaue ich Izzy an.

Izzy blickt von ihrem Handy auf und dreht ihren Kopf zu mir. Besorgnis liegt in ihren Augen.

"Alec ist alles okay? Du bist so rot..". Leicht fährt sie mit ihren Fingern über meine Wange und ich muss leicht lächeln.
"Ja alles gut, mir bekommt die Luft da drin nur nicht so gut.", erwiedere ich und richte meinen Blick aufs Lenkrad. Ich kann ihr ja schlecht sagen das ein völlig Fremder mich komplett durcheinander bringt.

"Nagut..", antwortet sie zweifelnd. "Fährst du mich nach Hause? Danach sollst du zu Jace und Clary."
"Wieso?", frage ich etwas verwirrt. "Die beiden kommen doch später eh zu uns?".

"Ja aber Jace will dich noch ein bisschen für sich haben. Du kennst ihn doch.", antwortet sie schwammig.

Langsam starte ich den Motor und fahre los richtung Zuhause. Dort lasse ich Izzy aussteigen und ihre Sachen aus dem Kofferraum holen. Sie winkt mir noch lächelnd zu und ich fahre weiter zu Jace und Clary's Wohnung. Mich überkommt das böse Gefühl das ich später Zuhause nicht nur den 'engsten Kreis' antreffen werde...

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