Kapitel 28

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<< She stood in the storm,
and when the wind
did not blow her away,
she adjusted her sails. >>
- Elisabeth Edwards

Cathan hatte gewusst, dass sie kommen würde. Ihre Augen hatten dieses lodernde Feuer in sich gehabt als sie ihn angesehen hatte. Er sah den Konflikt in ihr und hatte schon vor ihr gewusst, dass sie zu kommen würde. Dass es allerdings gleich nach der Beerdigung sein sollte, hatte auch ihn überrascht. Die Wachen hielten sich von dem Gästebereich zwar fern, aber dafür hatten sie in dem Bereich der Menschen an jeder Ecke jemanden positioniert. Er hatte nicht geglaubt, dass sich Freya an ihnen vorbeischleichen konnte, denn freiwillig hatten die Wachen die zukünftige Herrscherin von Evendor bestimmt nicht aus dieser geschützten Zone gelassen. Irgendwie hatte sie es aber geschafft und stand nun vor ihm.

Ein Blick an ihr herunter und er wusste sofort, warum sie ein so blaues Kleid anhatte. Götter sah sie lächerlich aus. Er musste seine Finger langsam strecken und sich beruhigen. Sie konnte nichts für den Mistkerl, der ihr Vater war. Aber dass sie sich so benutzen ließ, tat Cathan innerlich etwas weh. Er hatte gehofft, sie würde anders sein. Aber vielleicht hatte er sich getäuscht und sie war wie alle anderen Menschen auch. Kleingeistig und dumm.

Freya konnte jede einzelne Gefühlsregung im Gesicht des Dämons lesen. Wie ein offenes Buch zeigte er ihr ganz genau, was er fühlte und auch dachte. Erst so etwas wie Freude, dann Wut, die aber schnell in Enttäuschung endete. Und Freya fragte sich etwas, was sie getan hatte, dass er so reagierte. Cathan sah sie abwartend an und ließ ihr den Vortritt. „Hallo", brachte sie über die Lippen, dann starb ihre Stimme. Was tat sie da gerade eigentlich? Vor ihr stand ein Mörder.

„Hallo", kam seine Antwort zurück und das kleine Zucken an seinem Auge verriet ihr, dass er es ihr nicht einfach machen würde. Doch jetzt konnte sie keinen Rückzieher mehr machen. Sie war hier und sie konnte es nur hinter sich bringen. Deshalb atmete sie tief durch und streckte ihren Rücken etwas durch. „Wie geht es deiner Mutter?", fragte sie leise und mit ruhiger Stimme. Die Anspannung wich etwas aus dem Dämon und er lehnte sich an den Türrahmen, Freya entgegen. Cathan rechnete es ihr hoch an, dass sie das Gespräch nicht sofort mit dem Offensichtlichen begann. Gleichzeitig brachte diese Frage wieder Erinnerungen hoch. Es war seine Schuld, dass seine Mutter verletzt worden war. Er hätte es nicht so weit kommen lassen sollen. Sein Vater hatte Recht gehabt. „Sie ist immer noch schwach", klärte er die Prinzessin auf und konnte sehen, wie erleichtert sie diese Aussage machte. Sie hatte glücklicherweise noch kein so kaltes Herz wie ihr Vater. „Gut, gut", flüsterte sie, mehr zu sich selbst als zu ihm und verschränkte die Arme hinter dem Rücken.

Sie machte keine Anstalten, wieder etwas zu sagen und allmählich verlor Cathan die Geduld. Er konnte hören, wie praktisch jedes Wesen hinter einer Türe stand und lauschte. Diese Szene war aber auch zu interessant. Seinen eigenen Vater spürte er nur ein Zimmer weiter. Reaghan saß Tag und Nacht an dem Bett von Lilura und überwachte ihre Genesung. Seine Mutter schlief zum Glück, denn Cathan war sich nicht sicher, ob sie aggressiv der Prinzessin gegenüber auftreten würde. „Ist das der einzige Grund, warum du hergekommen bist?" Bei seinen harschen Worten fuhren ihre hellen schönen Augen auf ihn und er musste schlucken. Manchmal, aber nur ganz selten, fühlte er sich klein unter ihrem Blick. Als hätte sie sein ganzes Sein entschlüsselt und wüsste über alles Bescheid. Und wenn sein Verstand ihm sagen wollte, dass das nicht möglich war, spürte er tief in sich einen Stich und wusste, sein Verstand hatte nicht recht.

Um von seiner Beklommenheit abzulenken räusperte er sich laut und konnte nebenan das unterdrückte Lachen von Aillard hören. Verdammt. Dieser Mistkerl genoss es sichtlich, alles mitanzuhören.

„Nei...nein." Sie hörte sich so unsicher an, dass sie sich selbst schämte. Verflucht, sie hatte vor Menschenmengen Reden gehalten, sie hatte mit den dunklen Wesen verhandelt und jetzt brachte sie nicht einmal ein Wort am Stück heraus. Sie musste es ihm nachtun und nach dem dringend gebrauchten Räuspern ging es ihr etwas besser. „Ich wollte mit dir sprechen. Über..." Sie brachte es einfach nicht fertig, es auszusprechen. Allerdings musste sie auch gar nicht weitersprechen. Cathan wusste, was sie meinte. Seine Nacht. „Was du getan hast war falsch." Jetzt war es raus. Das Offensichtliche war ausgesprochen. Der Dämon schien aber keineswegs eingeschüchtert oder beunruhigt. „Ach ja?", war alles was sie als Antwort bekam.

The Dark CrownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt