Kapitel 24

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<< his mind is a diamond.
cold and hard and brilliant. >>

Die Zeit schien still zu stehen. Niemand wagte es, auch nur einen Mucks von sich zu geben. Alle blieben still und hielten die Luft an. Dieses Wesen stellte gerade, vor allen anderen, den König in Frage. Seine Herrschaft. Seine Macht. Freya war mehr als geschockt. Dieser Dämon, den sie einst so nah an sich herangelassen hatte, hatte mehrere Menschen umgebracht. Aber warum wunderte sie sich überhaupt? Er war kein Mensch. Hatte kein Gewissen – und so wie er sich gerade verhielt, hatte er auch keine Seele. Obwohl er ihr versichert hatte, dass er eine hatte. So wie er sich verhielt, konnte das nicht sein.

„Was habt Ihr da getan? Als Ihr es erfahren habt", sprach Cathan weiter, „Denn Ihr wusstet davon. Habe ich recht?" Er grinste. „Also, Majestät. Sagt es mir. Ich bin ganz Ohr. Bitte". Er breitete seine Arme aus. Schien sie alle umarmen zu wollen. Sie, die sie weniger wert waren als er selbst. Emric sagt nichts. Er blieb still. So wie alle im Saal. Irgendwann war es Freya, die vortrat und sich leise räusperte. Die Aufmerksamkeit legte sich auf sie. „Vater", sagte sie sanft und dieser drehte sich zu ihr, „Stimmt das?" Denn wenn es so war, konnte es sein, dass die zwei Wesen ihnen allen einen Gefallen getan hatten, indem sie das Gleiche getan hatten wie ihre Opfer?

König Emric drehte sich zurück zum Thron. Freya konnte nur erahnen, was für einen Blick er gerade draufhatte. Seine Stimme hörte sich auf jeden Fall sauer an. Mehr als sauer. „Ich hatte keine Ahnung. Und diese Anschuldigungen sind mit Sicherheit falsch. Ihr lügt doch wie gedruckt. Ihr alle." Es waren diese Worte, die alle Menschen im Saal zurückweichen ließ. Freya miteingeschlossen. Dieser Gedanke der so schrecklich war, bildete sich langsam. Aber er wuchs. Und mit jeder weiteren Sekunde, die verstrich, wurde er immer klarer und schärfer. Diese Emotionalität des Königs, diese Abwehrhaltung schien den Gedanken zu erklären. Und als er schließlich groß war, den Kopf eines jeden in diesem Saal ausfüllte, da wussten es alle: König Emric hatte von den Taten dieser toten Männer gewusst. Hatte es gewusst. Und...nichts getan. Und obwohl es klar schien, ein kleiner Teil in Freya pochte auf die Unschuld ihres Vaters. Das konnte er einfach nicht getan haben. „Vater, bitte. Ist das wahr?" Sie wiederholte die Frage, die schon zuvor unbeantwortet blieb.

Der König drehte sich wieder zu seiner Tochter, stand wenige Augenblicke später direkt vor ihr und zerrte sie an der Hand zurück zu seinen Wachen. „Freya, geh wieder zurück. Ich traue diesen Wesen wirklich alles zu. Sie haben unschuldige Menschen getötet. Einfach abgeschlachtet."

Da war sich auch Freya ganz sicher. Ihr Vater wusste mehr, als dass er gerade zugab. Und sie blieb stehen. Hinderte ihren Vater daran, sie weiter vom Geschehen wegzuschieben. Sie wollte hier sein, musste hier sein, um das alles hier zu erleben und vielleicht sogar sich einzumischen – wenn die Funken sich zu einem Feuer entwickelten. Denn es sah immer mehr danach aus. Emric starrte mittlerweile nicht mehr Cathan und Aillard immer wieder sehr böse an, auch die anderen Wesen wurden ein Teil des Bösen, welches er vernichtet haben wollte. Der Dämon lümmelte sich auf dem Thron zurecht und weder seine Eltern, noch sonst irgendjemand versuchte, ihn da runterzubekommen. Freya spürte, dass ihr Vater bald explodieren würde. Und dann würde es noch mehr Tote geben. Er würde den Befehl des Angriffs geben. Und seine Soldaten würden folgen. Und dann würden wirklich Unschuldige sterben. Sie musste dafür sorgen, dass sich alle beruhigten. Wieder zu Sinnen kamen. Und dann mussten sie reden. Miteinander und nicht gegeneinander.

Gerade als Freya beginnen wollte dafür zu sorgen, dass sich alle wieder etwas entspannten, spürte sie plötzlich einen Druck auf dem Hals. Als würde ihr jemand die Luft abspannen. Sie konnte zwar immer noch atmen, aber kein Wort floh über ihre Lippen. Immer wenn sie sprechen wollte schien es, als würde jemand in ihr den Mund versperren. Sie versuchte ihre Verwirrtheit zu verbergen. Bildete sie sich das nur ein? Aber auch beim nächsten Versuch passierte nichts. Es war hoffnungslos. Sie konnte nicht sprechen. Und damit nicht verhindern, dass sich diese ganze Situation immer weiter in Richtung Untergang bewegte. Ihr Kopf begann zu brennen als sie sich weiterhin entschieden gegen diesen Druck wehrte. Warum konnte sie nicht sprechen? Woran lag das? Sie musste sprechen. Musste ihrem Vater helfen. Jetzt. Sie erstarrte als sie seine Stimme in ihrem Kopf hörte.

The Dark CrownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt