Kapitel 38

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<< Be careful who you trust,
the devil was once an angel. >>
- via (Quotes 'nd Notes)

Das Essen war nichts im Verglich zu den Speisen die Rohana immer frisch zubereitete. Der Eintopf roch stark nach Zwiebeln und Freya taten die Menschen im Schloss jetzt schon leid, denn sie würde riechen. Stinken. Aber sie beschwerte sich nicht, als ihr eine ältere Frau mit einem wissenden Grinsen nochmal auf den Teller schöpfte. Denn er schmeckte wirklich gut. Das Fleisch war unglaublich weich und die Kartoffeln perfekt gewürzt. Sie wusste, warum der Schankwirt in weiten Teilen des Landes für seine Kochkünste bekannt und berühmt war. Anfangs trauten sich die Menschen kaum den Blick von ihren Tellern zu heben, doch Freya lachte jeden immer wieder an, bis sich der junge Mann aus der Kirche traute, den Mund aufzumachen.

„Wie laufen denn die Gespräche im Schloss?", begann er, ließ der Prinzessin aber keine Zeit zu antworten, „Ich habe gehört, es gab lange Unterbrechungen." Freya nickte zustimmend, dachte aber gleichzeitig darüber nach, wie viel sie diesen Menschen erzählen konnte und sollte. Sie durfte ihnen keine Angst machen, oder sie womöglich in Panik versetzen. Das würde kein gutes Zeichen setzen, vor allem, weil Kestramore so nach am Schloss lag. „Ja", antworte Freya ruhig, „Die Gespräche finden wieder statt und laufen gut." Das war immerhin nicht komplett gelogen. Sie nahm schnell einen neuen Bissen um einer weiteren Antwort aus dem Weg zu gehen. Der junge Mann schien aber zufrieden und wandte sich dem Götterdiener zu. „Gestern hat mir Frederick erzählt, sie hätten wirklich zwei Dunkle im Kerker eingesperrt", flüsterte er, darauf bedacht, dass die Prinzessin sie nicht hörte. Leider hatte sie es aber gehört und verschluckte sich prompt an einer Kartoffel. Die Leute um sie herum lachten verhalten und die Frau neben ihr schlug ihr beherzt auf den Rücken, bis der Hustenreiz nachließ. „Danke", krächzte Freya und nahm einen großen Schluck aus dem Wasserglas. Sie sammelte sich schnell wieder, obwohl sie fieberhaft darüber nachdachte, woher dieser Mann so genau über die Geschehnisse im Schloss Bescheid wusste. Eigentlich zahlte ihr Vater sehr gut für das Schweigen seiner Männer, doch Ausnahmen schien es überall zu geben.

„Ist das wahr?", fragte der Götterdiener entsetzt und jetzt wurde es ruhig am Tisch. In der ganzen Schanke. Alle schienen nun interessiert. Freya nickte leicht, denn sie fand einfach nicht die richtigen Worte, dieses Vorgehen des Königs richtig zu begründen. „Dann sind sie für die Morde an den sieben Menschen also schuld?" Der Geistliche ließ nicht locker und allmählich fühlte sich die Prinzessin, unter den stetig dunkler werdenden Gesichtern, unwohl. „Ich weiß es nicht", antwortete sie vorsichtig, verschwieg aber den eigentlichen Grund für die Verhaftung. Sie wusste nicht, wie die Leute dann reagiert hätten. Manche schienen zufrieden mit ihrer Antwort, anderen sah man sehr genau an, dass sie mehr wissen wollten. Und vereinzelt konnte Freya sehen, wie Menschen durch ihre Lüge hindurchsahen. Als wüssten sie, dass sie tief in sich drin die Wahrheit beschützte und mit ihrer Antwort auch ihr eigenes Gewissen beruhigte. Doch keiner fragte nochmal etwas oder kommentierte das Thema. Freya dachte schon, dass sie nochmal knapp an einer Katastrophe vorbeigeschrammt wäre, da hörte sie ein Lachen. Sie erinnerte sich an dieses Lachen. Sie hatte es schon einmal gehört. Und schon damals hatte sie eine Gänsehaut bekommen. Auch die Leute um sie herum schienen plötzlich nicht mehr fröhlich oder ausgelassen, sondern ebenso ängstlich wie sie.

Der Boden knarzte als aus dem Schatten ein dunkler Umhang trat. "Sagt mir Prinzessin", erklang eine kalte scharfe Stimme, „Hatte ich recht?" Knochige Finger erschienen und leuchteten im Schein der Kerzen blass und fast durchsichtig. Langsam wurde die Kapuze zurückgezogen und Freya hielt die Luft an. Es war die alte Frau. Ihr silbernes Haar glitzerte auf, als sie nähertrat. Die Leute rückten näher an die Prinzessin in ihrer Mitte, die nur zu gerne die Hand der Frau neben sich nahm und fest drückte. Erinnerungen flammten in ihr auf. Das letzte Mal als sie sich begegnet waren, hatte die Ankunft der Wesen kurz bevorgestanden. Sie hatte sie gewarnt, doch Freya hatte ihren Worten nicht viel Bedeutung geschenkt. Angst hatte sie gehabt. Nur Angst. Und diese Angst schien sich ebenfalls zu erinnern, denn sie krabbelte langsam ihre Knochen hinunter und hinterließ Kälte.

The Dark CrownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt