Kapitel 39

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<< and in
the end.
it's you
against
you.
fighting for
yourself. >>
- anjali chaturvedi

Die Verhandlungen fanden ihr Ende nur drei Wochen später. Freya durfte nicht dabei sein. Ihr Vater wusste, wie weh er ihr damit tat, da war sie sich sicher. Aber sie ging nicht zu ihm und flehte ihn an, sie wieder mit zu den Wesen zu nehmen. Sie hatte sich geschworen, ihm diese Genugtuung nicht zu geben. Stattdessen blieb sie auf ihrem Zimmer und dachte über ihr Leben nach. Vor allem die alte Frau spukte in ihren Gedanken herum und sie wachte nicht nur einmal aus einem Alptraum mit ihr auf. Und wenn sie sie verdrängt hatte, dann dachte sie an ihr ganzes Leben. Sie kam nie zu einer wirklichen Lösung dafür und war doch ziemlich erleichtert, als ein Diener ihr eine Kopie des offiziellen Vertrags brachte. Bis in die tiefe Nacht saß sie an ihrem Tisch und las ihn immer wieder und wieder. Es gab mehrere Abschnitte, bei denen sie sich unsicher war, ob sie sie richtig verstand. Andere hörten sich wirklich gut an. Und bei anderen war sie sich wieder sehr sicher; ihr Vater würde sie dem Volk nicht zeigen: Es war der zweite Abschnitt.

2. Nahrung

Hiermit wird vereinbart: Die Wesen werden weiterhin die Menschen als lebende Nahrungsquelle verwenden müssen. Hierbei gelten die gleichen Regeln, wie sie schon seit Urzeiten bestehen. Kein Mensch darf verletzt oder womöglich sogar getötet werden. Kein Mensch darf sich jemals daran erinnern, angegriffen worden zu sein. Niemand darf getötet werden!

Die Dunklen verpflichten sich, die Mitglieder der Königlichen Familie nicht anzurühren. Keinesfalls dürfen sie angegriffen werden. Ihr königliches Blut darf unter keinen Umständen gewaltvoll genommen werden. Niemals.

Freya hatte noch nie so wirklich daran gedacht, ob sie jemals als Nahrungsquelle benutzt worden war. Wenn dem so wäre, hätte sie es nicht mitbekommen. Der Dunkle hätte in ihrem Kopf die Erinnerung dazu gelöscht, wobei sie sich nicht ganz sicher war, ob das alle Wesen konnten. Aber sie wusste, dass nicht alle Wesen Blut zum Überleben brauchten. Die Werwölfe aßen primär in ihrer Wolfsgestalt und ernährten sich von anderen Tieren. Dämonen und Vampire tranken Blut, das wusste sie. Aber es war eigentlich auch egal. Sie würde niemals als Nahrung enden und eigentlich war sie sehr froh darüber. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, wie jemand ihr Blut trank. Cathan würde es vielleicht tun.

Andererseits zeigte ihr Vater damit auch, dass er sich selbst höher stellte als alle anderen. Das war in dieser Zeit ein falsches Zeichen. Eindeutig. Wie konnte der König selbst nicht wollen, gebissen zu werden, aber alle anderen Menschen mussten das mit sich machen lassen? Seitdem die Menschen und Wesen nebeneinander lebten, ernährten sie sich von den Sterblichen, aber niemand hatte es ihnen befohlen. Es war einfach immer ein Bestandteil ihres Lebens gewesen. Und das hatte auch nicht dazu geführt, dass weniger Leute in dem Grenzgebiet vor dem Wald lebten. Denn viele Wesen hatten sich immer dankbar für das Opfer gezeigt und sich in verschiedener Art und Weise erkenntlich gezeigt. Es gab sogar Gerüchte, dass Menschen in den Wald gingen und nie wieder herauskamen. Sie wollten mit den Dunklen leben und niemand hielt sie auf.

Jetzt hieß es aber in dem Vertrag, dass sie ihr Blut geben mussten. Diese freiwillige Abgabe wurde jetzt erzwungen und Freya würde es nicht wundern, wenn die Menschen etwas entschieden dagegen einzuwenden hatten. Sobald ihr Vater den erfolgreichen Vertrag zwischen Dunklen und Evendor im Land verteilt hatte, würden die Proteste beginnen. Sie war sich sicher.

4. Leben

Die Wesen werden ausschließlich für die Nahrungsaufnahme ihr Land verlassen. Es ist ihnen niemals gestattet, länger als irgend nötig auf dem Land der Menschen zu verweilen. Im Gegenzug werden die Menschen niemals das Land der Dunklen betreten oder sich dort aufhalten. Niemals soll es Krieg zwischen den Wesen und Evendor geben. Solange Frieden herrscht, sind die Menschen damit einverstanden, ihr Blut zu geben.

The Dark CrownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt