Kapitel 10| Er?

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Um Punkt 06:00 Uhr klingelte mein Wecker. Verschlafen rappelte ich mich auf und stapfte in mein Bad. Ich brauchte erstmal eine warme dusche, um wach zu werden. Nachdem ich das erledigt hatte und mein Müsli aufgegessen hatte, machte ich mich fertig für die Schule.

Ich beschloss heute mal mit dem Fahrrad zur Schule zu fahren, da ich keine Lust auf den überfüllten Bus hatte. Ich hatte schon gestern Abend Liam's Shirt in meine Tasche gepackt, um nachher einen Grund zu haben, ihn mal sprechen zu müssen. Natürlich würde ich ihn genau wie Lorenzo am gestrigen Abend ein wenig ausfragen. Ich hoffte nur, dass es besser verlaufen würde.

„Hi Jassi!", quiekte Lea und sprang mir förmlich in die Arme. „Hallo Lea." „Wir haben heute die letzten beiden Stunden Bio Entfall! Nur 4 Stunden!!!", jubelte sie lauthals. Ein paar Schüler sahen uns schon komisch an, aber das schien sie nicht zu stören. „Ein Glück! Ich hätte Mrs. Baker heute echt nicht ertragen.", lachte ich. Sie nickte und wir machten uns auf den Weg zum Kunstraum, wo wir jetzt Unterricht hatten. Ich war eine miserable Künstlerin. Nicht mal ein Haus würde ich hinbekommen, ohne das es aussehen würde, als hätte es ein Kind gemalt. Naja, ich hatte andere Fähigkeiten. Trotz meiner nicht vorhandenen Begabung in Kunst, hatte ich letztes Jahr immerhin eine 2- auf dem Zeugnis. Ich muss zugeben, dass ich da sehr stolz auf mich war. Es war das erste und vermutlich auch das letzte Mal.

Liam war in den ersten beiden Stunden Kunst nicht anwesend, was mich sehr wunderte. Gestern war er doch noch kerngesund. In der Pause ging ich trotzdem mal zu seinen Freunden und fragte sie, ob sie etwas wüssten. Doch auch sie hatten keinen blassen Schimmer, wo er steckte. „Vielleicht schwänzt er ja.", grinste Jason, ein guter Freund von Liam, mich an. Ich zuckte bloß mit den Schultern und gesellte mich wieder zu Lea. „Warum willst du wissen, wo er ist? Gefällt er dir nun etwa doch?" Sie wackelte auffällig mit den Augenbrauen. „Nein! Nie im Leben. Ich wollte ihm nur sein Shirt zurückgeben." Lea schien wenig überzeugt, beließ es aber dabei.

Ich wusste, dass Lorenzo sauer auf mich war und wahrscheinlich total genervt, aber das war mir egal. Mal wieder stand ich vor seiner Tür und wartete, bis mir jemand öffnen würde. Nach einer Weile zeigte sich dann ein verschlafener Liam. „Na guten Morgen.", witzelte ich, da es schon fast 15:00 Uhr war. „Morgen.", nuschelte er verschlafen, was mich auflachen ließ. „Bist du krank? Du warst heute nicht in der Schule." „Ne, hab gestern nur 'n bisschen zu lang gemacht." „Kann ich reinkommen?", fragte ich schließlich. Liam musterte mich von oben bis unten. „Ok?" Es klang eher nach einer Frage, doch ich ging trotzdem grinsend an ihm vorbei in's Haus. Mir kam der Geruch von Marihuana in die Nase und ich verzog das Gesicht. „Ihr kifft?", fragte ich empört. „'N Problem damit?" Ich zuckte bloß mit den Schultern, da ich keine Lust auf so eine Diskussion hatte. „Ich hab dein T-Shirt dabei.", unterbrach ich die Stille, kramte es aus meiner Tasche und reichte es ihm. „Danke. Warte, ich hol' kurz dein's." Und schon verschwand er nach oben.

Auf einmal öffnete sich eine Tür und ein Lorenzo nur mit einem Handtuch um die Hüften trat aus dem Bad. Er sah mich geschockt an. „Was machst du denn schon wieder hier?", kam es leicht genervt von ihm. Ich brachte jedoch kein Wort raus, da ich viel zu überwältig war. Klar, ich hatte ihn schonmal oberkörperfrei gesehen, aber es war doch immer wieder schön. „Du hast da etwas Sabber.", neckte er mich amüsiert. Schnell wandte ich meinen Blick ab. „Hättest du wohl gern'." Es war wohl wenig überzeugend, denn er lachte auf. „Mal ehrlich... Du lässt echt nicht locker was?" Er konnte sich kein Grinsen verkneifen und musterte mich durchdringend. „Nein, so weit solltest du mich aber schon kennen." „Naja, so wirklich kennen tun wir uns ja nicht." Darauf wusste ich nichts zu antworten, weshalb ich bloß mit den Schultern zuckte. „Ich geh mich mal umziehen." Eher anziehen... „Komm danach bitte nochmal runter. Ich will was mit dir und Liam besprechen.", kam es von mir. Er seufzte, nickte dann aber und verschwand wie Liam eben nach oben.

Ein paar Minuten später kam Liam dann mit meinem Shirt wieder. „Hier, ich hab es gewaschen." „Danke." Der Fleck war gar nicht mehr zu sehen. Wow... Was für Waschmittel benutzten die denn? Das brauchte ich unbedingt auch. Doch bevor ich mich über das Waschmittel erkundigen konnte, kam Lorenzo angezogen die Treppe runter. Seufzend ließ er sich neben uns auf dem Sofa nieder. „Also..., schieß los." Er war sichtlich genervt. Egal, ich war einfach zu neugierig. „Ihr gehört zur Black Rose." Es war eher eine Feststellung, als eine Frage. Die beiden guckten sich mit einem Blick, den ich nicht deuten konnte an. „Ja.", entgegnete Liam knapp. „Sonst noch was?", fragte Lorenzo gereizt. Ja Jasmina! So weit hast'e wohl nicht gedacht. Was sollte ich denn jetzt sagen? Mein Gehirn war wie leer gefegt, da ich nicht erwartet hätte, dass sie mir gleich die Wahrheit sagen würden. „Ähm... Also... Wie lange schon?" Ich kam mir echt etwas dümmlich vor. „Schon immer.", antwortete Lorenzo. Schon immer. Was war denn das bitte für eine Antwort?! „Wie schon immer? Seit ihr hineingeboren?" „Ja.", erwiderte nun Liam. Na die beiden waren ja heute richtig gesprächig. „Wer ist der Boss?" „Was interessiert dich das?", gab Lorenzo kalt von sich. „Sag doch einfach." „Ich." Geschockt sah ich Lorenzo an. Er?

BLACK ROSE - Gefährliche Welt✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt