Kaoitel 36| Beerdigung

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Aufgeregt lag ich auf der Liege und wartete auf die Ärztin, die den Ultraschall durchführen würde. Lorenzo hielt meine Hand und auch er wirkte sehr nervös. Die Ärztin betrat den Raum und schüttelte unsere Hände. „Guten Tag. Na da bin ich ja mal gespannt.", sagte sie mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht. „Wir auch.", erwiderte ich.

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Ich hatte ein weites schwarzes Kleid an und war dezent geschminkt. Heute wurde Marco beerdigt. Eine Träne bahnte sich meine Wange hinunter und landete auf dem Fußboden. Er war in mich verliebt und obwohl ich ihn abgewiesen hatte, war er für mich da. Er wurde zu einem sehr guten Freund und ich würde ihn niemals vergessen. Ich wusste, dass das noch längst nicht das Ende war. Leonardo war zwar tot, jedoch war er nur ein kleiner Bestandteil einer riesigen Gang. Dazu wollte diese sich wahrscheinlich nun an uns rächen, was die Sache auch nicht besser machte.

Ich drückte Lorenzo's Hand ganz fest, als wir den tristen Friedhof betraten. Der Himmel war grau und es regnete leichte Tropfen auf uns hinab. Ich konnte immer noch nicht glauben, dass Marco wirklich tot war. Ich fühlte mich schuldig. Wahrscheinlich war ich das Ziel, aber da Marco vor mir lief, hatte es ihn getroffen. Ich konnte mich nicht einmal mehr von ihm verabschieden. Wir betraten die Kirche und setzten uns alle auf die Bänke in den ersten Reihen. Vorne stand der Sarg mit Marco's Leiche darin. Er sah so friedlich aus, wie er da lag. Er war blass und seine Lippen waren leicht blau gefärbt. Wieder kullerte eine einsame Träne meine Wange hinunter.

Die Rede des Pfarrers ging spurlos an mir vorbei. Die Reden seiner Freunde waren rührend und viele weinten. Irgendwann gingen wir dann raus auf den Friedhof, wo der braune Sarg in die Erde gelassen wurde. Jeder ging nach vorne und warf eine Handvoll Erde und eine Rose in das schwarze Loch, wo der Sarg drin lag. Ich warf noch einen Zettel hinterher, indem ich mich für alles entschuldigte und mich verabschiedete.

Als wir den Friedhof verließen, erkannte ich Lea am Eingang. Dario ging schnellen Schrittes auf sie zu und ich blieb einige Meter von ihnen entfernt stehen und beobachtete sie. Zuerst schien Lea sauer, doch ihre Miene veränderte sich recht schnell wieder und Trauer war in ihrem Gesicht zu erkennen. Dann sprang sie Dario in die Arme und küsste ihn stürmisch. Als sich die beiden voneinander lösten, sah sie zu mir. Die beiden redeten noch irgendwas, bis sie auf mich zukam.

Sofort sprang sie mir in die Arme. „Eigentlich müsste ich wütend sein, aber das kann ich unter diesen Umständen nicht. Jassi, es tut mir so wahnsinnig leid." Ich seufzte. „Lea?" „Hmm?" Ich seufzte. „Ich... Ich bin schwanger." Ich erwartete eigentlich, dass sie mich anschreien und mir Vorwürfe machen würde, doch nichts davon geschah. Stattdessen fing sie an zu lächeln, was mich noch mehr irritierte. „Denkst du, ich bin blöd? Dein Bäuchlein ist ja wohl kaum zu übersehen und außerdem hattest du heute einen Arzttermin." Geschockt sah ich sie an. „Woher?" „Ich hab vorhin mit Lorenzo telefoniert. Ich wollte eigentlich dich sprechen, aber du warst zu dem Zeitpunkt in der Dusche. Er meinte, ich könnte dich vom Friedhof abholen und das ihr vorher noch einen Arzttermin hättet. Da konnte ich eins und eins zusammenzählen. Wieso solltet ihr auch sonst zusammen zum Arzt gehen." Ich war baff. „Wow, das hätte ich jetzt nicht erwartet.", gab ich ehrlich zu. „Tja, ich bin halt Sherlock.", witzelte sie, woraufhin ich lachen musste. Ich wusste nicht, wie sie das machte, aber selbst in den schlimmsten Situationen schaffte sie es, mich aufzumuntern. Ich war so froh, eine solche Freundin zu haben. Ohne sie wäre ich aufgeschmissen.

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