Kapitel 23| Mitten drin

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Erschöpft saß ich auf der Rückbank von Lorenzos Auto. Liam fuhr, Marco saß auf dem Beifahrersitz und ich saß zwischen Dario und Lorenzo. Die Jungs meinten, dass wir zu irgendeiner Halle fahren würden. Mir war es recht. Ich hasste Krankenhäuser und wäre nicht besonders scharf darauf gewesen, Stunden im Wartezimmer zu verbringen und auf Lorenzo's Diagnose zu warten. Wahrscheinlich war diese Halle eine Art Treffpunkt der Black Rose. Jedenfalls wäre das für mich die logischste Erklärung.

Nach einer Weile hielt der Wagen dann vor einem großen Gebäude. Liam und Marco halfen Lorenzo aus dem Auto und Dario hakte sich bei mir ein. „Damit du nicht fällst.", versicherte er mir zuvorkommend. Ich nickte bloß und ließ es mit mir machen. Dario setzte mich auf ein Sofa und verschwand mit den anderen Jungs in einen Raum.

Ich stand immer noch unter Schock und meine Gedanken spielten komplett verrückt. Lorenzo war Schuld an dem Tod eines Mädchens? Was war sein Geheimnis? Heute hatte jemand versucht mich umzubringen und das nur, weil ich anscheinend Lorenzo's Neue war. War er etwa Schuld an dem Tod seiner früheren Freundin? Das konnte ich nicht glauben. Er würde doch nie jemanden verletzen, den er liebte. Oder?

Ich war todmüde und hatte das Gefühl, gleich umzufallen. Das alles verwirrte mich und ich wusste nicht mehr, was ich von all dem halten sollte. Vielleicht hätte ich mich von ihm fern halten sollen, als ich noch die Möglichkeit dazu hatte. Nun war es zu spät und ich steckte mitten drin.

Wie hypnotisiert stand ich auf und steuerte den Ausgang an. Liam stellte sich mir jedoch in den Weg. „Wo willst du denn jetzt hin?" Er baute sich vor mir auf und verschränkte die Arme. „Nach Hause.", gab ich matt zurück. „Vergiss es! Du bleibst hier. Nicht, dass dir noch was passiert." Ich sah ihn mit einem leeren Blick an. „Was soll mir denn jetzt noch passieren? Ihr habt doch den Typen oder nicht? Bitte Liam, ich will nach Hause und schlafen." Ich sah ihn flehend an. Er seufzte. „Ich bring dich und bleib dann die Nacht über bei dir." Genervt stöhnte ich auf. „Das ist nicht nötig.", gab ich etwas bissig von mir. „Doch! Aber du kannst auch hier bleiben." Er grinste mich triumphierend an. „Okay okay!", gab ich mich geschlagen. Ich hatte gerade echt nicht die Nerven für eine Auseinandersetzung mit Liam. Dann sollte er halt bei mir bleiben. Er musste einfach nur früh genug gehen, damit mein Vater ihn nicht bemerken würde.

Ca. 20 Minuten später, schmiss ich mich erschöpft in mein Bett. Liam sah sich derweil neugierig in meinem Zimmer um. „Ist das deine Mutter?" Er zeigte auf ein Foto auf meiner Kommode. Mit starrem Blick nickte ich. „Wo ist sie?" „Hoffentlich an einem besseren Ort..." Er sah mich erst irritiert an, bis es bei ihm klick machte. „Scheiße Jasmina, dass tut mir so leid." Ich seufzte theatralisch. „Erspar mir bitte dein Mitleid und tu so, als wüsstest du nichts davon." Mein Kopf schmerzte und ich massierte gestresst meine Schläfe. „Wie geht's Lorenzo?", brachte ich schließlich heraus. „Glaub mir, der hat schon schlimmeres erlebt." Ein leichtes Grinsen huschte über seine Lippen. Ich glaubte ihm auf Anhieb. In einer Gang war er wohl sehr viel schlimmeres gewohnt. „Machst du bitte das Licht aus? Mein Kopf tut weh und ich möchte schlafen." „Und wo soll ich schlafen? Habt ihr 'ne Matratze oder so?" Grübelnd sah er sich nochmal um. „Ist schon gut, du kannst bei mir im Bett schlafen." Ich klopfte neben mich. Erst zögerte er, schaltete dann aber doch das Licht aus. Ich hörte, wie er seine Sachen auszog und sich schließlich zu mir legte. „Ist das auch wirklich ok?", fragte er etwas unsicher. „Hätte ich es dir sonst angeboten?" Mit diesen Worten kuschelte ich mich näher an ihn heran. Ich brauchte einfach gerade seine Nähe. Meinen Kopf legte ich auf seine nackte Brust und es dauerte nicht lange, da schlief ich auch schon ein.

Durch die Sonnenstrahlen, die durch meine Fenster schienen, wachte ich auf. Ich brauchte erstmal einen Moment, um mich an das Geschehene zu erinnern. Ich drehte mich leicht zur Seite und blickte den schlafenden Liam in's Gesicht. Er war echt hübsch. Bis vor kurzem dachte ich immer, er sei ein eingebildetes Arschloch, ohne jeglicher Gefühle. Tja... So konnte man sich in Menschen täuschen. Er war inzwischen ein echter Freund für mich. Ich wusste, dass er wahrscheinlich mehr wollte, doch ich war nunmal in seinen Bruder verliebt. Ich hoffte einfach, dass er das einsah. Ich brauchte ihn als Freund und wollte ihn nicht mehr missen.

Vorsichtig stieg ich über ihn rüber, ohne ihn zu wecken. Dann lief ich in die Küche, wo ich einen Zettel von meinem Vater auf dem Esstisch vorfand.

Bin unterwegs, könnte spät werden.
Vielleicht stellst du mir deinen Bekannten, der bei uns übernachtet hat, ja mal vor.
Dad.

Woher wusstet er das? Hatte er, bevor er gegangen war, in mein Zimmer geschaut? Na toll... Jetzt dachte er, Liam und ich wären zusammen. Andererseits... Was interessierte ihn das schon? Sonst war er ja auch nicht für mich da und sorgte sich erstrecht nicht um mein Wohlergehen. Na wenigstens musste ich Liam jetzt nicht ungesehen aus dem Haus kriegen. Wo mein Vater schon wieder war, wusste der Teufel. Er hielt es nie für nötig, mich darüber zu informieren.

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