Kapitel 16| Schöne Stimme

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Eine neue Schulwoche begann und ich freute mich jetzt schon auf die Sommerferien, die in 3 Wochen starteten. Ich rechnete mit einem weniger guten Zeugnis, was mir jedoch recht egal war. Schule war für mich das aller schlimmste und ich würde sie sowieso abbrechen. Die letzten drei Wochen Schule und danach bye bye. Ich konnte es kaum glauben. Lea wollte ihr Abitur machen und danach Psychologie studieren. Sie war schon immer eine vorbildliche Schülerin. Ich meine, ich war nicht dumm. Bloß echt faul. So ganz wusste ich noch nicht, was ich nach der Schule machen würde. Vielleicht irgendeine Ausbildung. Ich hatte sogar überlegt ein Buch zu schreiben. Ob ich es schaffen würde? Keine Ahnung. Ich war schon immer ein sehr fauler Mensch und ich wusste nicht, ob ich die Motivation für sowas hatte. Das würde schließlich viel Zeit beanspruchen. Eine andere Überlegung war, härter zu trainieren und vielleicht irgendwann Profi-Fußballerin zu werden. Jedoch hatte ich keine festen Ziele, was mich etwas ärgerte. Lea wusste schon seit sie 10 war, dass sie Psychologin werden und Menschen helfen wollte. Ich war nie eifersüchtig, doch so langsam fragte ich mich, ob ich mich vielleicht hätte mehr anstrengen sollen. Ich hatte mir nie wirklich viele Gedanken über meine Zukunft gemacht. Naja, ändern konnte ich es sowieso nicht mehr.

„Musik!", freute sich Lea über die bevorstehende Doppelstunde. Ich würde es nie vor anderen zugeben, aber Musik war eines der wenigen Fächer, die ich wirklich mochte. Ich hatte zwar noch nie eine 1, aber dafür eine 2, die mir auch genügte. Die Einsen hörten bei mir schon ab der 4. Klasse auf. Eigentlich traurig... „Jo.", war das Einzige, was ich daraufhin erwiderte. Wir setzten uns an unseren Stammplatz in der letzten Reihe und quatschten ein wenig, bis uns Liam plötzlich unterbrach. „Hey Mädels. Kann ich mich zu euch setzen?" Überrascht über diese Frage, sah ich ihn einen Moment lang stumm an, nickte dann aber. Er nahm neben mir Platz und musterte mich schweigend. „Was ist los?", fragte ich irgendwann, da er einfach nicht aufhörte, mich anzustarren. „Was hat Leonardo am Strand zu euch gesagt?", platzte er raus. Ich musste ihn gar nicht erst fragen, von wem er es wusste. „Warum interessiert dich das?", fragte ich schnell, da Lea schon angesetzt hatte, etwas zu sagen. „Nur so." Prüfend sah ich ihn an. „Nichts von Bedeutung.", gab ich schnippisch zurück. Ich hasste es, wenn mir jemand etwas verschwieg. Wenn er mir nicht sagte, warum es so wichtig war, würde ich auch nichts sagen. „Ach komm schon." Er sah Lea bittend an, doch diese hielt zum Glück zu mir und schüttelte bloß den Kopf. „Warum ist es denn so wichtig?" Mein Ton klang etwas zu wütend, doch das war mir in dem Moment egal. „Warum willst du immer alles wissen?", gab er bissig von sich. „Weil es mich ja wohl auch was angeht." „Es geht dich überhaupt nichts an!", wurde er etwas lauter, weswegen sich schon ein paar Leute zu uns umdrehten. „Wenn ich bedroht werde, dann geht es mich etwas an!", zickte ich. „Er hat dich bedroht?", fragte er etwas geschockt. „Vielleicht.", gab ich stur zurück. „Ach komm Jasmina." Gerade, als ich antworten wollte, kam der Lehrer in's Klassenzimmer und begann mit dem Unterricht. Zum ersten Mal in meinem Leben, war ich ihm dafür dankbar.

„So Kinder. Wir werden heute das Lied Stay von Rhianna singen. Kein aber!" Alle stöhnten auf. Warum denn singen? Ich hasste es, vor anderen zu singen. Unser Lehrer verteilte die Texte und schaltete dann die Karaoke Version von dem Lied ein. So leise wie möglich sang ich also mit, in der Hoffnung, es würde mich niemand hören. Ich spürte Liam's Blick auf mir, den ich gekonnt ignorierte.

Die gesamte Doppelstunde sangen wir und meine Laune sank immer tiefer in den Keller. Irgendwann erlöste uns dann endlich die Klingel und ich packte in Rekordzeit meine Sachen und verschwand zusammen mit Lea aus dem Klassenraum. „Hey Jasmina!", hörte ich Liam hinter mir rufen. Seufzend drehte ich mich zu ihm um. „Was ist?", fragte ich genervt. „Chill mal. Ich wollte dir nur ein Kompliment geben." „Na dann schieß mal los.", seufzte ich. „Du hast eine echt schöne Stimme. Hattest du mal Gesangsunterricht?" Er lächelte mich ehrlich an und Hitze stieg mir in die Wangen. Ich hätte einfach nur meine Lippen bewegen sollen, ohne auch nur einen Ton von mir zu geben. „Ähm... Ne, aber danke.", stammelte ich etwas eingeschüchtert und versuchte aus dieser Situation zu fliehen, indem ich weiter ging. Doch Liam ließ sich anscheinend nicht so schnell abschütteln. „Naja, deine Stimme ist trotzdem der hammer. Wollt ihr nach der Schule noch mit zu mir? Die anderen Jungs sind auch da und wir hatten überlegt heute in's Kino zu gehen." Lea stimmte natürlich sofort zu und auch ich nickte zögernd. „Super. Ich warte dann später an meinem Auto auf euch." Wir verabschiedeten uns noch und gingen dann getrennte Wege. „Na du scheinst ihm ja mächtig zu gefallen.", grinste Lea. „Quatsch!" Meine Antwort ließ sie nur noch mehr grinsen. „Und er hatte übrigens recht. Du hast so 'ne schöne Stimme. Warum wusste ich davon nichts?", fragte sie empört. „So schön ist meine Stimme nun auch wieder nicht. Können wir jetzt bitte das Thema wechseln?", erwiderte ich gereizt. „Ok ok." Und schon brabbelte sie irgendwas von einem heißen YouTuber. Ach ja..., die unverbesserliche Lea.

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