Kapitel 30| Die Geschichte

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Die Tage vergingen unglaublich schnell und die meiste Zeit verbrachte ich im Pool. Lea kam mich oft besuchen und auch Lorenzo war einige Male da. Von Liam hatte ich schon eine Weile nichts mehr gehört. Ich hasste mich für die Aktion am Strand, doch ich konnte die Zeit leider nicht zurückdrehen. Was mich noch mehr beunruhigte war, dass wir Nachbarn waren und ich ihn nichtmal im Garten oder auf der Straße gesehen hatte. Lorenzo meinte bloß, er sei krank, was ich ihm jedoch nicht abkaufte. Irgendwas war mit Liam und ich wollte um jeden Preis erfahren, was.

Ich machte mich schnell fertig und ging dann schnellen Schrittes zum Haus von Liam und Lorenzo. „Hey bella. Was machst du denn hier?", fragte Lorenzo irritiert. „Ich wollte mit Liam sprechen." Er verzog das Gesicht. „Der ist nicht da." „Ich dachte, er sei krank." Ich sah ihn mit kaltem Blick an. „Wo ist er denn?", fragte ich kritisch. „Warum willst du immer alles wissen?" Er klang schon fast genervt. „Weil ich eben ein sehr neugieriger Mensch bin. Außerdem muss ich was mit Liam klären." Er seufzte theatralisch. „Er ist in Italien." „Er ist wo?!", fragte ich noch einmal ungläubig, um sicher zu gehen. „In Italien. Mit unseren Eltern und unserer Schwester." Ich beäugte ihn misstrauisch. „Und warum bist du hier?" „Warum nicht?" Genervt verdrehte ich die Augen. „Das war keine Antwort." „Du musst nicht immer alles wissen." Wütend drehte ich mich um und ging wieder in mein Haus. Wieso erzählte mir hier niemand etwas. Warum war Liam in Italien und Lorenzo hier? Da stimmte doch etwas nicht.

Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und rief Liam an. Nach drei Mal klingeln ging er dann endlich ran. „Hallo?", fragte er mit rauer Stimme. „Hey. Ich bin's." „Jasmina?", fragte er ungläubig. „Jap. Du bist in Italien?" „Ja. Woher weißt du das?" „Von Lorenzo." Er atmete einmal schwer aus. „Was willst du?", kam es irgendwann von ihm. „Mit dir reden. Wir sind nicht gerade gut auseinandergegangen." „Kann man so sagen." Frustriert fuhr ich mir durch die Haare. „Hör zu, es tut mir leid. Ich habe dich geküsst, obwohl ich in deinen Bruder verliebt bin. Das war nicht richtig." Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe herum. „Es ist nicht deine Schuld. Ich hab dich geküsst und ich wusste das von dir und Lorenzo. Ich konnte einfach nicht widerstehen." Er seufzte verzweifelt. „Ich hätte den Kuss nicht erwidern dürfen. Ich hätte von Anfang an ablehnen müssen." „Hast du aber nicht. Das zeigt doch, dass dir auch was an mir liegt." „Natürlich liegt mir etwas an dir, nur nicht so..." Genervt stöhnte er auf. „Dir hat es doch auch gefallen und tu jetzt nicht so, als wäre es anders. Ich hab es gemerkt. Du kommst einfach nicht mit klar, dass du auf zwei Typen stehst." Darauf wusste ich nichts mehr zu antworten.

Was sollte man auch darauf antworten. Natürlich mochte ich ihn und er war heiß, aber ich war nunmal in seinen Bruder verliebt. Ich wollte ihn jedoch nicht verletzen und wusste auch nicht, wie ich es ihm schonend beibringen konnte. Ich beschloss also, das Thema zu wechseln. „Was machst du denn in Italien?", fragte ich also. „Geschäfte.", war das einzige, was er erwiderte. „Und warum ist Lorenzo hier?" „Er wollte auf dich aufpassen, falls irgendwer dich nochmal bedrohen sollte." Irgendwie rührte mich das. Lorenzo war für mich hier geblieben. Genau in diesem Moment klingelte es an der Tür. „Du, Liam. Ich muss auflegen." „Ok, bis dann."

„Lorenzo?", fragte ich erstaunt, als ich die Tür öffnete. „Kann ich reinkommen?" Ich nickte und ließ ihn eintreten. Wir setzten uns ins Wohnzimmer und schwiegen eine Weile, bis ich die Stille durchbrach. „Ich habe gerade mit Liam telefoniert. Echt süß, dass du für mich hier bleibst." Ein Lächeln huschte über seine Lippen. „Ich muss doch auf dich aufpassen.", erwiderte er grinsend. „Lorenzo?" „Hm?" Ich atmete einmal tief ein und aus. „Was ist damals mit deiner Freundin passiert?" Augenblicklich verfinsterte sich sein Blick und er spannte sich an. „Das willst du nicht wissen.", sagte er leise. „Doch. Erzähl es mir. Ich bin immer für dich da.", versicherte ich. „Nach dieser Geschichte wirst du das Weite suchen.", seufzte er. „Ganz bestimmt nicht." Behutsam legte ich meine Hand auf sein Bein.

„Sie ist tot und das ist allein meine Schuld. Ich konnte ihr nicht helfen. Sie wurde vor meinen Augen ermordet und ich konnte nur tatenlos zuschauen." Tränen stiegen ihm in die Augen. „Was ist passiert?" Eine Träne kullerte seine Wange hinunter. „Erinnerst du dich noch an Leonardo? Der, der dich am Strand bedroht hat?" Ich nickte. „Er war mal Mitglied der Black Rose. Jedenfalls dachten wir das. Er hat uns verraten. Er gehörte schon die ganze Zeit zu den Rule Breaker's. Unsere Gangs sind schon seit Jahrhunderten verfeindet. Die Rule Breaker's haben Spaß am töten und überall Spione. Leonardo war so ein Spion und hat alle Informationen an seinen Boss weitergeleitet. Eines Tages war Maria weg. Leonardo hat mich angerufen und gesagt, er hätte sie gefunden. Er hat uns in einen Hinterhalt gelockt. Der Boss hat Maria vergewaltigt und ihr anschließend die Kehle durchgeschnitten. Er meinte, dass es mich immer daran erinnern würde, wer in dieser Stadt das Sagen hat. Seitdem hatte ich nie wieder eine Freundin. Bis ich dich traf. Jasmina, du bist in großer Gefahr. Sie wissen von dir und werden versuchen, dich zu töten. Ich hätte dich nie so nah an mich ranlassen dürfen." Wieder kullerte eine Träne seine Wange hinab.

Diese Geschichte schockierte mich. Jetzt war mir so einiges klar. Deshalb hatte er versucht, Abstand zu gewinnen. Aber nun war es zu spät. „Und was machen wir jetzt? Ich meine, sie würden mich bestimmt überall finden.", sagte ich mit zittriger Stimme. „Ich werde immer auf dich aufpassen. Das verspreche ich dir." „Der Mann, der dich vor kurzem zusammengeschlagen hat und mich töten wollte... War das Maria's Bruder?" Er nickte. „Was ist aus ihm geworden?" Ich war mir unsicher, ob ich das wirklich wissen wollte, aber meine Neugier war zu groß. „Er ist tot Jasmina. Wir haben ihn in der Halle eingesperrt, aber er hat sich nach wenigen Tagen erhängt. Er war kein böser Mensch. Ich kannte ihn. Wahrscheinlich haben die Rule Breaker's ihm gesagt, dass ich am Tod seiner Schwester schuld war. Er hat aus Hass und Trauer gehandelt. Aber das ist jetzt auch egal." Frustriert rieb er sich die Schläfe.

Auf einmal spürte ich, wie sich mein Unterleib zusammenzog. Blitzschnell sprang ich auf und sprintete in's Bad. Ich riss den Klodeckel auf und übergab mich.

Als ich gespült hatte, spritzte ich mir Wasser in's Gesicht und putzte mir schnell die Zähne. Mir war kotzübel. „Alles ok?", fragte Lorenzo besorgt. „Ja. Wahrscheinlich wurde mir von der Geschichte so schlecht. Mach dir keine Sorgen." Er nickte und nahm mich dann fest in den Arm. „Ich werde immer auf dich aufpassen. Das verspreche ich dir. Ich würde für dich mein Leben lassen." Ich lächelte gerührt von seinen Worten. „Ich liebe dich Jasmina.", flüsterte er kaum hörbar. Ich nahm sein Gesicht zwischen meine Hände und küsste ihn innig. „Ich liebe dich auch.", sprach ich in den Kuss hinein.

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