Resonanz

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Chris stieg hinter Jeremy die Teppen zu ihrer Wohnung hinauf. Ihnen beiden gingen die Bilder des letzten Tages noch durch den Kopf. Es war schwer gewesen, Frau und Tochter von Coach Stevenson am Grab zu sehen. Doch es waren so viele seiner ehemaligen Schüler gekommen. Einige hatten erzählt, was sie mit der Chance gemacht haben, die sie durch ihn erhalten hatten und andere hatten einfach Geschichten aus ihrer Highschool-Zeit beim Eishockey geteilt. Es war bittersüß gewesen. Chris hoffte, dass Coach Stevenson sich gefreut hätte, all seine Schützlinge noch einmal auf diese Art zusammengebracht zu haben.

Auch Jeremy schien es alles in allem gut verkraftet zu haben. Er hatte am Abend nach der Beerdigung lange über seine Gedanken gesprochen. Chris hatte einfach stellvertretend für die anderen Gäste zugehört. Das hatte ausgereicht. Jeremy hatte einen ereignisreichen Abend mit seiner Familie hinter sich gehabt. Auch darüber hatten sie gesprochen. Am nächsten Morgen waren sie dennoch motiviert gewesen, schnell wieder nach Toronto zu kommen. Die offizielle Begründung lautete, dass sie Stephanie nicht noch länger allein lassen wollten, doch insgeheim wussten sie, dass sie sie vermissten. Sie hatte sich in den letzten Wochen so erfolgreich an sie geheftet, dass es ihn schon wunderte, wenn niemand eine scharfzügige Bemerkung zu allem machte.

Als sie im ersten Stock angekommen waren, ließ ihn ein Geräusch innehalten. Es klang wie ein angestrengtes Atmen. Als ob jemand um Luft ringen würde. Genauer gesagt, als ob eine weibliche Person im dritten Stock um Luft ringen würde. Panik machte sich in Chris breit. Auch Jeremy war stehen geblieben und musterte ihn fragend. Chris sah ihn einen Moment an, dann eilte er die Treppe hinauf. „Oh nein..." Ohne weitere Fragen zu stellen, rannte Jeremy ihm hinterher. Als Jeremy nach ihm an der Türe ankam, suchte er fiebrig an seinem Schlüsselbund nach dem Wohnungsschlüssel. Er fand ihn, rammte ihn in das Türschloss und drehte ihn eilig um. Dann riss er die Tür auf und verschwand in der Wohnung. Chris folgte ihm.

Der Anblick, der sich ihnen im Wohnzimmer bot, war erschreckend. Stephanie lag mit geweiteten Augen rücklings auf dem Sofa und starrte an die Decke. Ihr Hals war rot angelaufen und aus einer Wunde an ihrem Unterschenkel drang Blut in schnellen Pulsrhythmen. Ein Arm hing schlaff neben ihr herab, darunter lag ihr Handy am Boden. Das Atmen schien ihr schwerzufallen, bei jedem Atemzug schnappte sie angestrengt nach Luft und stieß sie rasseln wieder aus. „Steph!!" Jeremy eilte zu ihr.

North is where the wind smells of pinesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt