Orte zum Sein

22 2 0
                                    

Stephanie bearbeitete ihren Reis mit Shrimps. Die alte Lampe mit dem Schirm aus Papier verströmte ein warmes, goldenes Licht und warf leuchtende Muster auf das dunkle Holz des Esstischs. Zufrieden musterte sie Jeremy und Chris, die ihr gegenübersaßen und ähnlich konzentriert auf ihr Essen waren. „Wie war euer Semester?"

Stephanie bemühte sich um einen zwanglosen Plauderton, doch sie alle wussten, was wirklich hinter der Frage steckte. Chris sah von seinen Nudeln auf. „Wir haben dir fast jeden Tag geschrieben. Vermutlich könntest du mit den Informationen, die du hast, einen genauen Zeitplan der letzten vier Monate aufstellen." Stephanie gestikulierte mir ihren Essstäbchen. „Ja. Aber ich war nicht dabei. Nicht wirklich." Sie seufzte. „Wie ist es euch ergangen seit der Nacht in der ich von der Schlange gebissen wurde?" Jetzt sah auch Jeremy sie an. Er und Chris warfen sich einen kurzen Blick zu. Dann lächelte er sanft. „Steph, wir waren gestern Abend mit Freunden Bowlen. Gleichzeitig." Er grinste. „Unser Leben ist überhaupt nicht vergleichbar mit dem, das wir noch vor einem halben Jahr geführt haben." Stephanie lachte erleichtert.

Chris musterte sie ein wenig besorgt. „Und was ist mit dir? Du hast nicht viel erzählt über...deine alternative Version." Stephanie schmunzelte. Wenn das nicht die Königin aller Euphemismen war. „Also es hat mich schon hart getroffen, unsere traditionellen Familienausflüge in Vollmondnächten ausfallen zu lassen." Chris grinste. „Aber man hat sich damit arrangiert. Und auch wenn mir vermutlich niemand geglaubt hat, dass ich mich alle paar Tage einige Stunden in meinem Zimmer eingeschlossen habe um besonders intensiv zu lernen..." Sie warf Chris einen vielsagenden Blick zu. Er lachte. „War die Stimmung immer noch besser, als bevor ich hier war." Jeremy blickte sie durchdringend an.

Sie hatten sich oft über Stephanies Familie unterhalten. Darüber, dass sie nicht wusste, ob sie sie jemals wieder mit denselben Augen sehen würde, wie vor ihrer folgenschweren Entdeckung. Eigentlich hatte damit alles angefangen. Mit einem unscheinbaren Blutspendenausweis.

Sie lächelte. „Es war gut, dass ich noch ein Semester bei ihnen gewohnt habe. Aber wirklich optimal war die Situation nicht." Chris grinste. „Lustig, dass du das sagst.>Wirklich optimal ist die Situation nicht< ist zufällig der Name unserer Garagenband." Stephanie lachte.

Resolut ließ sie die Essstäbchen in ihre leere Box gleiten und stellte sie geräuschvoll auf dem Tisch ab. „Eigentlich müssten wir heute Abend feiern." Chris musterte sie amüsiert. „Deine Rückkehr?" Stephanie lachte. „Eigentlich dachte ich an deine Fähigkeit, ein Pfund Nudeln in weniger als fünfzehn Minuten zu essen, aber wenn du darauf bestehst..." Chris sah Jeremy fragend an. Der grinste zur Antwort schief und zuckte seine Schultern. „Woran hattest du gedacht?" Stephanie lächelte verschlagen „Ich kenne da eine nette Bar in der Innenstadt."

North is where the wind smells of pinesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt