Letzter Aufruf

19 1 0
                                    

Mit ihrem verschlissenen Rucksack auf dem Rücken betrat Stephanie die Eingangshalle des Flughafens von Toronto. Im Schlepptau hatte sie zwei Gesichter. Das war alles, was sie nach Wochen voll höhen und Tiefen erreicht hatte. Zwei Menschen, die sie jetzt genauso gut kannte, wie umgekehrt. Die große Anzeige mahnte sie, dass sie bereits reichlich spät dran war. Ihre Mutter würde vermutlich einen Anfall erleiden, wenn sie wüsste, wie knapp Stephanie ihre Zeit kalkuliert hatte. Chris und Jeremy standen hinter ihr und starrten angestrengt auf die Tafel. Sie beobachtete, nicht ohne sich ein wenig darüber zu amüsieren, wie sich ihre Augen weiteten, während ihre Blicke immer höher und höher wanderten. Jeremy sah sie entgeistert an.

„Steph! Du solltest schon längst am Sicherheitscheck sein!" Stephanie grinste. „Wo bleibt denn da der Nervenkitzel?" Chris schmunzelte. „Ich hätte es ahnen müssen. Nachdem sie ihr all das Adrenalin gegeben haben ist sie süchtig geworden." Stephanie lachte. Jeremy blickte recht unglücklich drein. Stephanie konnte seinen Blick nicht deuten. Sie wandte sich zu Chris um. „Chris ich würde dich ja gern zu unserem Familien-Osterfrühstück einladen, damit dir meine Tante Hildegard sagen kann, wie sehr du mir ähnlich siehst und dich je nach Tagesform auch noch in die Wange kneifen kann." Chris lächelte. „Aber ich glaube das wäre ein wenig unpraktisch für dich. Daher kann ich dir nur sagen, ich teile gern ein Stück meines Genpools mit dir. Ich bin in der Hinsicht einfach großzügig." Chris lachte. „Steph...ach verdammt, komm einfach her." Er umarmte sie. Stephanie kicherte in sein Ohr. „Dass ich das noch erleben darf. Chris derart schockiert, dass er sprachlos ist." Er raunte ihr zu „Gewöhn dich besser nicht daran."

Als sie sich wieder gegenüberstanden wandte Stephanie sich Jeremy zu. Sie hatte darüber nachgedacht, was sie zu ihm sagen wollte, doch ihr war einfach nichts in den Sinn gekommen, das genügt hätte. Jeremy warf Chris einen merkwürdigen Blick zu. Stephanie beobachtete verwundert, wie ein Lächeln über Chris' Lippen huschte und er sich betont zufällig zu einer Werbetafel umwandte, auf der eine lachende Familie ein Wachmittel bewarb. Er wies auf das Schild. „Wow. Waschmittel. Hochinteressant. Das muss ich mir genauer ansehen." Stephanie konnte ihn bloß verwirrt mustern, dann war er auch schon verschwunden.

North is where the wind smells of pinesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt