North is where the wind smells of pines

Nächtliche Gäste

Jeremy hatte in der Tür gewartet und gelauscht. Chris konnte selektiv ein Idiot sein, doch Stephanie schien es aus der Auswahl herausgeschafft zu haben. Die Art wie sie sprach...sie erinnerte ihn sehr an Chris, es fiel ihm nicht schwer, sich vorzustellen, dass die beiden verwandt waren. Dass sie jedoch auch seine Halbschwester sein konnte, und Chris sein Halbbruder...er spürte, dass er diese Gedanken bis morgen zu den Akten würde legen müssen, wenn er an etwas wie Schlaf diese Nacht auch nur denken wollte.

Als er merkte, dass das Gespräch beendet war, holte er ein Kissen aus dem Schlafzimmer und schob die Decke vom Sofarand demonstrativ in die Mitte. Dann verzog er sich ins Schlafzimmer, wo er sich auf dem Teppich zusammenrollte. Es mochte ungemütlich klingen, doch in Wahrheit machte es keinen großen Unterschied, wie man schlief. Es war immer einigermaßen bequem.

Aus dem Wohnzimmer drang Stephanies verwirrte Stimme. „Hast du gewusst, dass ich kommen würde?" „Es gab nicht so viele Verdächtige auf der Liste von Leuten, die ich weinend im Treppenhaus antreffen könnte." Jeremy stieß ein leises Schnauben aus. Wenn es nach Chris gegangen wäre, dann hätten sie jetzt einen Eimer voll Hühnchen, statt eines verweinten Mädchens in die Wohnung geholt.

Als Chris das Zimmer betrat war es bereits halb drei. Er stieg aufs Bett und ließ ein Kissen zu Jeremys Seite herunterfallen. Jeremy sah auf. Chris sah ihn vom Bett aus an. Er verdrehte die Augen. „Jetzt mach hier nicht den Märtyrer. Ich kann auch auf einer Jacke schlafen." Jeremy zog das Kissen zu sich heran und legte den Kopf darauf. Jetzt war es einigermaßen plus ein Kissen bequem. „Man hat sie uns gesandt, damit unser Leben nicht zu einfach wird. Man will uns nicht unterfordern." Jeremy stieß ein Schnauben aus. Bald darauf waren beide eingeschlafen.