Die Kampfansage

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Da bin ich wieder und ich habe euch etwas mitgebracht! Nein, keine Gute-Nacht-Geschichte! Ich konnte mal wieder ein paar Seiten vom Großmeister stibitzen. Er hat wichtigeres zu tun, zum Beispiel zwei Streithähne auseinander zuhalten!


Ich wünsch viel Spaß beim Lesen seiner doch recht eigenwilligen Gedanken!


GLG eure Mrs. Shaytham Corway


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Kapitel 9

*** Die Kampfansage***


Als Mrs. Cormac und ich vorhin das Kleid herausgesucht hatten, hörten wir die Stimme deines Vaters. Wir BEIDE. Er sagte nur, ich müsse mich mit ihr messen, er wisse es. Denn du bräuchtest eine Kämpferin an deiner Seite!" erklärte mir jetzt Alex und ich wusste im ersten Moment nicht, was ich davon halten sollte. Es konnte unmöglich ihr Ernst sein, sich mit Faith zu schlagen, denn da hätte ich auch noch etwas zuzusagen. Doch meine kleine Schwester fuhr mir über den Mund und meinte zickig, ich hätte gar nichts zu sagen in dieser Beziehung, es ginge nur sie und Mrs. Frederickson etwas an. Hinter ihr verdrehte Shay nur die Augen und ich konnte sehen, dass auch er alles andere als begeistert von dieser Idee war.


Beide Frauen sahen gleichzeitig an sich herunter und stellten wie aus einem Mund fest„Aber nicht so!" Angriffslustig wie Faith gerne ist, fragte sie Alex, was ihr denn nun vorschwebte. Diese antwortete in einem ebenfalls ziemlich provokanten Tonfall, dass ein Termin NACH der Hochzeit am besten sei, damit Faith nicht mit einem blauen Auge vor den Altar treten müsse. Umgekehrt stichelte nun meine kleine Schwester wieder, dass das ein guter Vorschlag sei und Alex sich so auf ihre Niederlage seelisch einstellen könne. Ich stand völlig fasziniert daneben und sah aus dem Augenwinkel, wie Master Cormac ebenfalls einen leicht amüsierten Blick aufgesetzt hatte. Plötzlich schoss mir ein Bild in den Kopf, wo die beiden Frauen sich einen Kampf lieferten, im Regen und ... Verdammt, ich schüttelte diese Bilder wieder ab und konnte mir an drei Fingern abzählen, dass auch Shay ähnliches im Sinn hatte.


Weder er noch ich konnten unsere Frauen davon abhalten, denn sie machten den 19. Mai ab,vormittags wollte man sich im Fort Arsenal treffen. Als ich meine Verlobte darauf hinwies, dass das keine gute Idee sei, fuhr sie mich mit den Worten an „Ach, glaubst du, ich bin nicht fähig für so einen Kampf? Wir können ja Wetten abschließen. Hmmm?" Ich konnte ihre Angriffslust regelrecht spüren! Auch Shay bekam sein Fett weg und musste sich anhören, dass er gar nichts dazu zu sagen hätte! Alex verabschiedete sich nun freudestrahlend und ging beschwingt davon Richtung Fort George, ich hingegen konnte ihr nur hinterher starren. „Ich bringe dir das Kleid dann in den nächsten Tagen vorbei!" meinte ich nur geistesabwesend und folgte meiner Verlobten.


In mir kam aber so langsam eine Wut hoch, welche ich nicht zuordnen konnte. Lag es daran, dass mein Vater die beiden auf diese Schnapsidee gebracht hatte, oder dass ich eine gewisse Angst um Alex hatte, weil sie nicht kampferprobt war. Faith hingegen hatte eine handfeste Ausbildung hinter sich, was den Schwertkampf anging und von meiner Verlobten wusste ich ja nun, dass sie eben so etwas nicht genossen hatte. Davon abbringen werde ich sie nicht können, das ist mir bewusst, aber was könnte ich stattdessen tun? Als wir in meinem Haus ankamen, schlug ich einfach wütend die Tür hinter uns zu, irgend etwas musste ich gerade machen, sonst würde ich explodieren!


Ich packte Alex bei den Schultern und versuchte erneut auf sie einzureden, in der Hoffnung,dass sie zur Einsicht kam. Auch als ich ihr sagte, dass wir gar nicht genügend Zeit für ein Training hatten, schien dieser Satz an ihr abzuprallen. Gerade als sie den Mund aufmachen wollte, erschien ...eine Gestalt und als ich genauer hinsah, erkannte ich, dass es mein Vater war! Ich war wie vor den Kopf gestoßen und starrte ihn nur an.Er ergriff das Wort und in mir wich die Wut einer tiefen Trauer, denn richtige Bilder an meinen Vater hatte ich nicht mehr im Kopf. Jetzt wo er... vor mir stand und mit mir sprach, hätte ich so vieles noch gehabt, was ich ihm sagen wollte. Doch dazu kam ich nicht. „Sohn,das wird auch gar nicht nötig sein! Sie ist vorbereitet und wird antreten. Ganz einfach. Du kannst sie begleiten oder du lässt es.Aber an deiner Stelle, würde ich meine Verlobte nicht alleine lassen! Denn du wirst sehen, ich habe sie nicht ohne Grund ausgewählt!" neben mir spürte ich, wie Alex meine Hand nahm,es war beruhigend und ich drückte sie dankbar.


Meine folgenden Worte stammelte ich nur vor mich hin, da ich überhaupt keinen klaren Gedanken fassen konnte. Er stand hier, vor mir, auch wenn er nur in dieser durchscheinenden Form hier war. Als ich ihn fragte, ob er sie beschützen würde, erklärte er mir, wie es laufen würde. „Haytham,ich werde sie leiten. Mehr nicht. Mrs. Frederickson hat sich schon bewiesen, oder? Alleine durch meine Worte war sie in der Lage, sich zu verteidigen." Er sprach die Nacht auf der Jackdaw an, als sie das erste mal seine Stimme wahrgenommen hatte. Damals war es schon unheimlich für mich zu wissen, dass mein eigener Vater in dem Kopf von Alex herumspukte. Auf meine Frage, wie das überhaupt möglich sei, bekam ich keine befriedigende Antwort, sondern eher eine Gegenfrage. „Das, mein Junge, kann ich dir nicht erklären.Es ist eine Art Gabe, so wie du den Adlerblick hast und wenn du jetzt darüber nachdenkst, dann hat er sich verändert, oder?"


Erstaunt sah mich Alex jetzt an und fragte, was sich denn verändert hätte. Ich konnte es ja selber nicht richtig erklären, denn es war als würde ich Auren von bereits Verstorbenen wahrnehmen können, auch war es mir möglich,Dinge im Voraus zu erahnen, so wie die Barrieren in dem Tempel vorein paar Monaten! Doch mein Vater führte seine Erläuterung noch aus. „Dann hast du jetzt eine Erweiterung, die dir in späteren Jahren gute Dienste leisten wirst. Ihr beide gemeinsam werdet Veränderungen bringen, die wichtig für die Menschen sind. Leider hatte ich keine Zeit mehr dafür." plötzlich spürte ich seine Hand auf meiner Schulter. Als er auf mich zukam, drohte mich diese dumpfe Trauer von damals wieder einzuholen und ich versuchte dagegen anzukämpfen. „Ich glaube an dich, Haytham, dass habe ich immer und werde ich auch weiterhin. Wir gehören zwar zwei verschiedenen Bünden an, doch gemeinsam ist alles möglich, vergiss das nicht mein Sohn!" Dieser Satz ließ in mir meinen Wunsch weiter aufleben, dass es doch möglich ist, Frieden zwischen den Templern und den Assassinen herbeizuführen. Doch es könnte genauso gut auch weiterhin ein Wunschtraum bleiben.


Langsam löste sich die Silhouette meines Vaters in Nebel auf und ich blieb einfach nur dort stehen und starrte auf diese Stelle. Irgendwann fühlte ich wieder die Hand von Alex, welche mich immer noch festhielt und ich drückte zu und zog sie zu mir. Ich wollte von ihr wissen, ob er wirklich Recht hatte! Sie musste es doch wissen, sie kannte die Zukunft!„Haytham, ich hoffe, dass dein Vater recht behalten wird. Denn wenn ich es jetzt so betrachte, dann kann ich mit diesen Worten deines Vaters an dich, etwas verändern. Glaub mir, ich wünsche es mir so sehr." Warum gerade diese Worte? Verdammt, sie wusste wirklich mehr und teilte ihr Wissen nicht mit mir. Es war frustrierend und ihre nächsten Worte brachten auch keine wirklich Besserung meines Gefühlschaos.


Ja, ich weiß mehr.Aber du wirst dich noch gedulden müssen. Haytham, deine Zweifel sind berechtigt und ... keiner verlangt, dass du dem Orden den Rücken kehrst. Bei Odin nein, doch du hast noch diesen Funken in dir. Diese kleine Hoffnung, dass es Vereinigung geben kann. Und auch ich habe diese Hoffnung. Lass uns zusammenarbeiten und..." Bei dem Wort„Zusammenarbeit" stutzte ich, denn wollte sie ernsthaft, wenn sie hier blieb, eine Bruderschaft aufbauen? Das würde nicht gut gehen,nicht bevor beide Seiten eine Einigung hätten. „Nein, ich werde nur einen Mittelweg finden. Und wenn ich ihn nicht finde und ihn nicht betreten kann, dann... werde ich mich entscheiden müssen. Aber das weißt du selber am besten, Haytham! Ich... versuche es schon,doch es geht nicht von heute auf morgen!"


Verdammt nochmal, warum konnte sie mir nicht einfach sagen, was wir ändern müssten, dann könnte ich damit arbeiten, oder besser daRAN arbeiten! Zu spät merkte ich, dass ich meine Templerrolle wieder inne hatte und bereute es, als ich sie sprechen hörte. „Natürlich wäre es das,umgekehrt ist es nicht anders. Aber man weiht mich nicht ein. Und was machen wir jetzt?" kam es jetzt ebenso kalt von ihr und mir wurde wieder schmerzlich bewusst, dass wir sehr, sehr viel Arbeit vor uns haben würden.



Das Tagebuch des Haytham E. Kenway - Die verlorenen Seiten - Part 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt