Wird sie mich vergessen?

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Kapitel 28


*** Wird sie michvergessen? ***



Plötzlich meinte Faithnur „Bruder, auch wir wissen schon etwas mehr, nämlich dass wirdefinitiv noch mehr Nachwuchs bekommen werden. Das hat Alex uns schonbeim letzten Besuch erklärt!" Sie würden also als Familiewirklich weiterwachsen? Es gäbe dann auch sogar Enkelkinder? Es warnoch in weiter Ferne, aber dieser Gedanke beflügelte mich ungemein.Also war doch nicht alles so dunkel wie man es sich ausmalte! Shayäußerte denselben Gedanken und zum ersten Mal sah ich ihn Alexanlächeln und zwar friedlich und wohlwollend. Wuchsen wir jetzt hiergerade alle zusammen? War es das, was dieses seltsame „Schicksal"von uns wollte?


Leider kam ich aber mitShay auf die Artefakte und mit ihnen unwillentlich auf diepolitischen Geschehnisse zu sprechen. Ich sah aus dem Augenwinkel,dass Faith und Alex das nicht hören wollten, Alex nicht, weil siewusste, was kam und Faith, weil sie tagtäglich mit diesenDiskussionen zu tun hatte. Beide erhoben sich und gingen einfachhinaus, doch diese traute Zweisamkeit bescherte mir eine Eifersuchtbeim Denken, welche nicht gerade förderlich für die Gespräche mitShay waren.


So dauerte es auch nichtlange, bis Master Cormac, welcher ebenso nervös geworden war, undich uns auf den Weg machten unsere Frauen zu suchen. Wir fanden diebeiden Damen draußen im hinteren Garten eng umschlungen! Wie solltees anders sein! Doch ich ließ es mir nicht nehmen, meine Händeentsprechend besitzergreifend um meine Frau zu legen. Shay tat es mirgleich und in diesem Moment wurde mir bewusst, dass er ebenso ungerneteilte, Faith gehörte ihm! Was man sonst noch tat, das war etwasanderes. „Mi amor, wo sollten wir schon groß sein. Glaubt ihr,wir haben uns die Morrigan geschnappt und sind ausgewandert?"Diese Worte holten mich wieder aus diesen seltsamen Gedanken. ShaysMund öffnete sich, doch es war eine rhetorische Frage, ich meintenur, sie hätte ja ein Schiff und bräuchte kein zweites!


Mit einem Male riss Alexuns in das Hier und Jetzt, ihr ging durch den Kopf, dass sie dieJackdaw komplett umbauen lassen musste, damit sie hierbleiben konnte.Sie musste entsprechend die Behörden in ihrer Zeit beeinflussen,dass das alles reibungslos klappte. Da wurde mir wieder bewusst, dassAlex unglaublich viele Aufgaben hatten, die es zu bewältigen gab.Sie musste wirklich in JAHREN planen, nicht nur in Monaten, das wassie vorhatte, ließ sich schlicht weg nicht in kurzer Zeitbewerkstelligen. Das machte mir auf der einen Seite Angst und stimmtemich traurig, auf der anderen Seite machte es mich aber auch stolz.Ich konnte mich darauf verlassen, dass sie in ihrer angelerntenselbstständigen Art planen, vorausschauen, entwickeln und handelnkonnte. Doch es blieb dieser stichelnde Gedanke, dass ich noch sehrlange darauf warten musste, bis sie endgültig bei mir bleibenkonnte.


Faith holte uns ausdiesem Gedankensumpf, mit der Frage, wann Alex morgen planteabzureisen. „Ich weiß es noch nicht genau, ich würde gernenoch..." ihr Blick in meine Richtung war fragend„...ausschlafen und dann weitersehen!" meine Zustimmung hattesie, doch Shay gluckste vor sich hin und ich ließ ihn mit meinemBlick wissen, wer sein Großmeister war! Ob Alex plötzlich ähnlicheGedanken hatte oder was sie gerade ritt, wusste ich nicht. Doch siebat Shay um ein Gespräch unter vier Augen. Sie war zielstrebig undmutig, ließ sich nicht den Mund verbieten und wollte Antworten!Immer mehr wurde mir das bewusst und es erfüllte mich mit einemgewissen Stolz!


Etwas unruhig sah ich denbeiden trotzdem hinterher, ich wusste nicht genau, was Alex von demIren wollte. Doch Faith meinte nur, dass wohl kaum etwas schlimmespassieren würde und bat mich wieder mit hinein. Im Salon angekommen,unterhielten wir uns über diverse Bücher, welche wir in letzterZeit gelesen hatten. Auf der Morrigan hatte ich ja sehr viel Zeit zulesen und hatte sie auch entsprechend genutzt. So konnte ich ihr auchein paar neue Werke vorschlagen, welche ich meiner kleinen Schwesterdann die nächsten Tage übergeben würde. Am besten auch gleich mitdiesem Kleid. Verdammt, ich hatte es schon wieder vergessen!

Das Tagebuch des Haytham E. Kenway - Die verlorenen Seiten - Part 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt