Kapitel 17
*** Zweifel undTodsünden ***
Während des Essenserzählte ich von dem Treffen mit Master Pitcairn und auch von dessennoch vorherrschenden Zweifeln Shay gegenüber. Ich nutzte diese Zeitebenfalls, um ihr zu erklären, dass wir uns alle am spätenVormittag direkt vor der Dreifaltigkeits Kirche treffen werden, dieTrauung findet gegen 11 Uhr statt. Als ich Alex gerade sagen wollte,wo ihr Platz in der Kirche sein wird, kam einer der Diener undmeldete ihre Schneiderin und meinen Schneider.
Ich würde morgen meineMeistertemplermontur tragen, welche jetzt hier und da ausgebessertwerden musste, vermutete ich einfach. Ansonsten wäre nichts daran zuändern. Meine Verlobte würde mich dann auch das erste Mal in dieserAufmachung zu Gesicht bekommen, schoss es mir in den Kopf. Ich mussteein wenig grinsen, Alex hatte schon einige Male angemerkt, dass ichwohl eine Vorliebe für die Farbe Blau hatte. Da hatte sie durchausrecht, warum ich sie hatte, kann ich aber nicht erklären. DieseMontur für morgen wäre ähnlich dem Blau meines in Frankreichgefertigten Gehrocks, bei welchem sie schon bemerkt hatte, dass dasMaterial eben nichts alltägliches war.
Der Schneider fuchtelteum mich herum, aber kam zu dem Schluss, dass wirklich nurKleinigkeiten daran zu machen wären. Er nähme die Garderobe jetztmit und brächte sie morgen früh gleich wieder hierher. Als ich aufdie Galerie trat, kam auch Alex mit Frau Fischer aus dem Schlafzimmerund die beiden Frauen zwinkerten sich zu, während die Schneiderinsich verabschiedete. „Mi amor, sie wird mein Hochzeitskleidnähen! Schau nicht so erstaunt!" Na, da war ich ja beruhigt.Doch meine Verlobte bat eines der Mädchen mit nach oben zu kommen,weil sie noch über die Frisur sprechen musste. Wenn es nach mirginge, sollte sie ihre Haare einfach offen lassen, ich fand, dasstand ihr am besten.
Ich setzte mich an meinenSchreibtisch und fing an ihre Notizen zu lesen. In diesem Moment warich für meine Sprachkenntnisse sehr dankbar, weil ich auch demDeutschen mächtig war und ich muss gestehen, Alex hatte eineinteressante Art sich auszudrücken. Auch wenn es nur Gedanken fürsie selber waren, ihr Wissen ging tatsächlich ein ganzes Stück übermeines hinaus. Was sicher ihrer Zeit geschuldet ist, denn sie MUSSTEja mehr wissen und lernen, weil es mehr Geschichte gab. Plötzlichhörte ich ihre Stimme neben mir und ihre Hand legte sich auf meineSchulter. „Haytham, ist alles in Ordnung? Du siehst gerade aus,als hätte ich etwas Schlimmes aufgeschrieben!" Wie zurBeruhigung legte ich meine Hand auf die ihre und drückte sie.
Ich äußerte meineGedanken bezüglich ihres doch sehr umfangreichen Wissens und dassich es faszinierend fand, in welche Richtung sich ihr Geist bewegt!Als ich aufsah, hatten ihre Wangen eine leichte Röte angenommen undsie druckste ein wenig herum bei den nächsten Worten. „Danke,mi amor. Es liegt einfach daran, dass ich tatsächlich mehr behaltenmusste. Alleine schon geschichtliche Hintergründe, oder auch wasBücher und Musik zum Beispiel angeht. Doch für mich ist dasNormalität! Und... du machst mich mit diesem Kompliment geradeverlegen!" Vorsichtig zog ich sie auf meinen Schoß underklärte noch einmal, dass ich Komplimente durchaus ernst meinte undsie es ruhig annehmen solle. Zumal ich dankbar dafür war, dass ichjemanden an meiner Seite habe, der auch tiefgründigere Gesprächemit mir führen kann und eine Meinung hat. Ihre Wangen nahmen immermehr eine sehr gesunde Farbe an. Auf meine Frage, ob ich sie jetztsprachlos gemacht hätte, was tatsächlich mal eine Sensation wäre,kam nur ein „Ich ... ja, ich glaube das hast du. Und ich könntedir zum Beispiel durchaus noch so einige Bücher empfehlen, die dirgefallen könnten. Wie du sicherlich bemerkt hast, kann ich schlechtan Lesestoff vorbei gehen, ohne nicht wenigstens einen kurzen Blickdarauf geworfen zu haben!"
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Das Tagebuch des Haytham E. Kenway - Die verlorenen Seiten - Part 2
Fanfiction****** Da meine letzten Einträge sich immer mal wieder verselbstständigt haben, war ich kurz am Überlegen, das Ganze nicht mehr fortzusetzen. Doch wer wäre, wenn ich meine Versprechen nicht einhielte? Ich setze nach den Vorkommnissen im Oktober 1759...