Kapitel 16
*** Vorbereitungen ***
Ein leises Klopfen wecktemich am nächsten Morgen und ich musste feststellen, dass ichtatsächlich tief geschlafen hatte. Es war Mrs. Wallace, welche unsankündigte, dass das Frühstück fertig sei. Dabei nannte sie,vermutlich weil sie in Gedanken war, Alex Mistress Kenway. Ich konnteförmlich das breite Grinsen von meiner Verlobten spüren und dassihr dieser Gedanke noch nicht ganz geheuer ist. Aber ich konnte esauch in ihrem Gesicht lesen! Alex soll sich schon mal daran gewöhnen,meinte ich dann einfach nur und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
„MiAmor, hast du wirklich geschlafen, oder hast du mich wiederbeobachtet?"anscheinend konnte auch meine Verlobte es nicht fassen, dass ich solange geschlafen habe und ich konnte ihr versichern, dass ich keineObservation gestartet hatte. Und nun wollte sie einfach so aufstehen,auf meine Frage, wohin so eilig, erklärte sie sich und sie hattedamit auch nicht unrecht. „Haytham,wonach sieht es denn aus? Heute ist die Anprobe meines Kleides unddeines Anzuges und... ich brauche dringend noch eine Einweisung, wieich mich zu verhalten habe. Wie du sicherlich noch weißt, gehöreich keiner Kirche an und weiß nichts über eine solche Hochzeit!"Das Alex nicht wirklich gläubig war, wusste ich ja schon, in diesemMoment kam mir aber zum ersten Mal auch der Gedanke, dass wir alsonicht kirchlich heiraten würden. Was jetzt nicht so schlimm ist, einFriedensrichter tut es auch, doch es ist nicht alltäglich.
„Nein,ich bin... wie sagt ihr so schön, Heide. Ich glaube an dienordischen Götter! Und würde es auch gerne weiterhin tun! Denn siegeben mir eine gewisse innere Kraft und Zufriedenheit!"Alex war durch und durch im skandinavischen Raum verwurzelt, ging esmir wieder durch den Kopf. Auch wenn sie selber aus Preußen kam,ihre Vorfahren kamen aus Dänemark, soweit ich mich erinnerte. Alsoerklärte ich nur kurz, dass es nicht so schlimm werden würde, ichaber selber auch noch nicht so viel Erfahrung mit kirchlichenTrauungen hatte. Ich selber war eben auch noch nie verheiratetgewesen und erst jetzt realisierte ich, dass ich das aber irgendwannsein werde und in mir spürte ich eine gewisse Euphorie bei diesemGedanken.
Leider müsse Alexwährend der Zeremonie ohne mich auskommen, ich war wieder ShaysTrauzeuge und stand ihm am Altar bei. Doch weit weg würde ich nichtsein! Mit einem Male schlug ihre Stimmung um und ich sah, dass siewieder anfing alles zu hinterfragen. Wer würde sie später an michübergeben, wer wäre ihre Trauzeugin? Laut stöhnend ließ sie sichaufs Bett fallen. Um ihr beizustehen, versuchte ich zu erklären,dass es noch dauert bis wir heiraten und was bis dahin allespassiert, können wir noch nicht wissen. Vor allem sollte sie auchdiesen Schlagabtausch mit meiner kleinen Schwester erst einmalabwarten!
Damitwar sie etwas beruhigter und ich half ihr beim Schnüren ihresKorsetts, wobei ich mich ertappte, dass ich sehr lange auf ihr dochsehr einladendes Dekolletee schaute dabei. Als Alex an meinen Haarenarbeitete, bekam sie wieder diesen versonnen Ausdruck im Gesicht. Sieerklärte mir, dass es einfach für sie beruhigend war, wenn sie dastat. Als meine Verlobte dann auch noch meine Rasur zu meinerZufriedenheit erledigt hatte, rutschte mir ein Satz raus, welcherunpassender nicht sein konnte. Doch zu spät bemerkte ich meinenFehler! „Perfekt, jetzt weiß ich, dass du mich nicht gleich mitdem Rasiermesser um die Ecke bringen würdest!" Ihr Satz jetzt unddann ihr Blick waren Erklärung genug! „Warumsollte ich das wollen, mi amor? Denn ich wüsste, welchen Zorn ichals erstes zu spüren bekommen würde und das will ich definitivnicht riskieren und ... wenn ich ehrlich bin. Ich will dich einfachbei mir haben!" Alexhatte die Bilder meines Todes plötzlich im Kopf! Ich entschuldigtemich tausend mal, dass ich sie daran erinnert habe, das war nichtmeine Absicht. Es war nicht ihr Werk, es war jemand anderes und eswar einfach wie in einem Albtraum!
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Das Tagebuch des Haytham E. Kenway - Die verlorenen Seiten - Part 2
Fanfiction****** Da meine letzten Einträge sich immer mal wieder verselbstständigt haben, war ich kurz am Überlegen, das Ganze nicht mehr fortzusetzen. Doch wer wäre, wenn ich meine Versprechen nicht einhielte? Ich setze nach den Vorkommnissen im Oktober 1759...