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"Kiyomi und ich haben uns schon sehr früh kennengelernt. Die Firmen unserer Eltern sind damals einige Veträge gemeinsam eingegangen, weshalb sich unsere Familien relativ oft getroffen haben. Wir haben uns sofort super verstanden und wir wurden schnell die besten Freunde. Wir sind dann auch gemeinsam in die Schule gekommen und wir waren unzertrennlich, eigentlich waren wir wie Geschwister." Er lächelt gedankenverloren vor sich hin und spielt mit einem seiner Ring, der an seinem Zeigefinger steckt. 

"Als wir jedoch in die Oberstufe kamen hat sich alles ziemlich schnell verändert. Wir haben beide viele neue Freunde gefunden und haben uns auch beide etwas verändert was in unserem Alter ja auch irgendwie normal war. Ich bin offener und auch etwas selbstbewusster geworden was wahrscheinlich auch dazu geführt hat das ich die eine oder andere Dummheit gemacht habe. Kiyomi hingegen hat angefangen sich immer mehr zu schminken und sich freizügiger anzuziehen, was für sie eigentlich total untypisch war. Sie ist auch auf immer mehr Partys gegangen und hat sich an so viele Typen ran geschmissen und war jedes Wochenende betrunken. Anfangs dachte ich es liegt einfach an ihren neuen Freunden oder vielleicht auch an den Hormonen, was weiß ich ..." 

Er beißt sich auf die Unterlippe und fährt sich etwas aufgebracht durch seine dunklen Haare, die ihm ins Gesicht hängen. Ich drehe mich ebenfalls auf den Bauch und liege somit direkt neben ihm und lasse mir seine Worte über Kiyomi noch einmal durch den Kopf gehen. Er fährt mit seiner Geschichte fort.

"Doch irgendwann hat sich dann auch ihr Verhalten mir gegenüber verändert..."

"Wie meinst du mit verändert ?" Ich betrachte sein Profil bisver den Kopf zu mir dreht und mir für einen Moment in die Augen sieht bis er den Blick wieder abwendet und auf sein Kissen starrt.

"Naja... s-sie wurde immer komischer. Aufdringlicher, bis ich irgendwann befürchtet habe das sie mehr als nur Freundschaft will. Ich habe versucht es immer in der Friend-Zone zu halten bis sie mir eines Nachts auf einer Party betrunken ihre Gefühle gestanden hat." Diese Worte flüstert er eher vor sich hin, da ihm das sichtlich unangenehm ist diese Geschichte erzählen zu müssen.

Für einen kurzen Moment herrscht eine unangenehme Stille zwischen uns. Irgendwie habe ich befürchtet das er mir soetwas erzählt und leider hat sich meine Befürchtung auch bestätigt. 

"Und was ist dann passiert ?" 

"Ich habe ihre Gefühle nicht erwidert und das habe ich ihr am nächsten Tag auch gesagt, aber so richtig akzeptiert hat sie es glaube ich nie. Als ich dann nach Seoul gegangen bin haben wir den Kontakt verloren, aber als sie dann herausgefunden hat was ich arbeite hat sie sich wieder bei mir gemeldet und sich wieder so komisch mir gegenüber verhalten und ich denke nicht das sie den Kontakt wieder aufgenommen hat, weil sie mich vermisst hat oder so."

"Sondern eher wegen deinem Beruf ?" Ich beende seinen Satz woraufhin er mir zustimmt und nickt. In Gedanken male ich mir dieses Szenario aus, aber ich denke ich kann mir nicht mal im Ansatz vorstellen wie verletzt Kookie gewesen sein muss. Da sieht man erneut wie gierig Menschen sind wenn es um das Thema Karriere oder Ansehen geht und auch wenn ich nicht weiß was Kookie arbeitet denke ich das er ziemlich erfolgreich sein muss, sonst hätte sich Kiyomi wohl kaum wieder bei ihm gemeldet. Ich sehe Kookie an. Seine sonst so strahlenden Augen haben ihren Glanz verloren und etwas trauriges liegt in ihnen.

"Das tut mir so leid 'Oppa'." Er zwingt sich ein kleines Lächeln auf.

"Naja dadurch habe ich wenigstens heraus gefunden was Kiyomis wahre Absicht war."

"Und auch immer noch ist." Ich zeige auf die Rolex-Uhr und seufzend stimmt er mir zu. Man sieht ihm deutlich an wie ihn das ganze runter zieht und ich schätze das habe ich mit meinen Worten gerade nicht besser gemacht was ich jetzt auch ein wenig bereue. Ich sollte ihn aufmuntern und ihm gut zureden und nicht noch mehr auf Kiyomi rum treten, auch wenn ich sie nicht leiden kann. Meine Finger legen sich langsam auf seine, die er auch sofort umfasst und den Blick zu mir wendet. Ich blicke auf unsere Hände und sehe zu wie unsere Finger sich eng umschlingen wobei ich auch seine Ringe genauer betrachte die seine langen Finger schmücken. Wir schweigen beide und ich genieße einfach die Wärme und die Anwesenheit von ihm die er mir schenkt bis ich ihm wieder in die Augen sehe und ihm ein warmes Lächeln zuwerfe, welches er ein wenig erwidert.

"Das tut mir wirklich sehr leid mit Kiyomi, aber vielleicht hat das Schicksal einfach einen anderen Weg für dich bestimmt den du ohne sie gehen sollst." Meine Worte zeigen Wirkung, da das Lächeln auf seinen Lippen größer wird und auch seine Augen ihren wunderschönen Glanz zurück erhalten. Auf meine Worte antwortet er mit einem leisen "Wahrscheinlich" und legt sich wieder auf die Seite, was ich ihm gleich tue. So liegen wir nun auf seinem Bett und schauen uns still gegenseitig in die Augen. Er führt seine Hand ohne den Blickkontakt zu brechen zu der Kette an meinem Hals und sachte lässt er seine Fingerspitzen über den kleinen Anhänger gleiten, was eine Gänsehaut auf meinem Körper auslöst.

"Darf ich dich was fragen Kookie ?" Seine Augen schweifen nocheinmal kurz zu der Halskette und dann wieder zu mir bevor er mir zunickt.

"Natürlich."

"Warum ein Schmetterling ?" Ich zeige auf den kleinen Anhänger und sehe ihn fragend an, da mir diese Frage schon seit er mir dieses wunderschöne Schmuckstück geschenkt hat im Kopf umher schwirrt und mich nicht mehr loslässt. Ein sanftes Lächeln umspielt seine Lippen und er fährt zart die feinen Konturen des Schmetterlings nach.

"Ich musste bei dem Anblick einfach an dich denken."

"Aber wieso ?"

"Du bist wie ein Schmetterling. So wunderschön und zart aber auch so zierlich und verletzlich das man alles dafür tun würde das diesem Lebewesen nichts zustößt, damit er weiter so unbeschwert durch das Leben schweben und in der Sonne tanzen kann."

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𝙸𝚗 𝚕𝚘𝚟𝚎 𝚠𝚒𝚝𝚑 𝚊 𝚜𝚝𝚛𝚊𝚗𝚐𝚎𝚛   [ ʲᵘⁿᵍᵏᵒᵒᵏ ˣ ʳᵉᵃᵈᵉʳ ᶠᶠ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt