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Jeder einzelne Schritt fällt mir schwer. Ich möchte Kiyomi einfach nicht wieder begegnen, da ich mir einfach so viel weniger ihr gegenüber vorkomme. Wir stehen nun vor der Haustür. Ich habe mich etwas hinter Kookie gestellt, vielleicht in der Hoffnung das sie mich nicht bemerkt oder mich wenigstens nicht blöd anredet. Ohne zu zögern betätigt Kookie die Klingel und nach ein paar Sekunden kann man schon das geklapper von Stöckelschuhen wahrnehmen. Einen Moment später wird die Tür auch schon geöffnet und Kiyomi tritt hervor im vollsten Glanze. Sie trägt ein sehr enges Kleid mit tiefem Ausschnitt und dazu sehr hohe Highheels, welche ihren Look abrunden. Meiner Meinung sieht sie aus als wäre sie in einen Schminkkoffer gefallen so stark wie sie geschminkt ist. 

Sofort fällt sie Kookie um den Hals und gibt ihm sogar einen Kuss auf die Wange, worauf ich kotzen könnte. Als sie sich wieder von ihm löst scheint sie mich zu bemerken, da sie mich böse anfunkelt und provozierend ihre Augenbraue anhebt. Ich verbeuge mich trotzdem etwas vor ihr und begrüße sie höflich, auch wenn mir das unheinlich schwer fällt und mir gegen den Strich geht, doch ich tue das nicht für mich oder Kiyomi sondern für Kookie, da ich weiß wie viel sie ihm früher bedeutet hat. Sie funkelt  mich noch ein paar Sekunden so an, bevor sie sich wieder 'Oppa' zuwendet und ihn anlächelt.

"Kookie wie schön dich zu sehen komm doch rein." Sie tritt zur Seite und bittet ihn mit einer Handbewegung herein, doch er lehnt ab. "Nein danke, ich wollte dir eigentlich nur das zurück geben." Er hält ihr die Tüte hin, welche sie verwirrt an sich nimmt und die Box heraus nimmt und diese auch sofort öffnet. Die Uhr kommt zum Vorschein und spiegelt sich in Kiyomis Augen wieder bevor sie Kookie ansieht und ihre Stirn runzelt. "Was soll das ? Die hab ich dir zu Weihnachten geschenkt, also nimst du sie gefälligst auch an." Mit einem lauten Knall schließt sie die Box wieder, lässt sie zurück in die Tüte plumsen und streckt sie Kookie wieder entgegn. Dieser schüttelt aber nur den Kopf.

"Nein das kann ich nicht Kiyomi."

"Aha und warum nicht ?" fragt sie schnippisch und verschränkt ihre Arme vor der Brust. Kookie seufzt. "Ich kann dieses teure Geschenk einfach nicht annehmen. Das fühlt sich einfach falsch an, also bitte akzeptier meine Entscheidung." Sie zischt einmal laut und lässt ihren Blick nun wieder zu mir schweifen, was mich etwas überrumpelt und ich eingeschüchtert den Blick erwidere.

"Hat die da dir das eingeredet ?" Sie kommt etwas auf mich zu woraufhin ich einige Schritte rückwärts stolper. "Was hast du versucht ihm einzureden huh ?! Nur weil du dir nichts leisten kannst heißt das noch lange nicht das du meinem Kookie so einen Schwachsinn einreden musst !" Total geschockt sehe ich sie an. Warum sagt sie sowas zu mir ? Meine Finger krallen sich fest in den Stoff meines Rockes und ich senke meinen Blick und lasse es über mich ergehen bis ich plötzlich sehe wie sich Kookie schützend vor mir aufbaut. 

"Hör auf Kiyomi ! Das war meine eigene Entscheidung und hör sofort auf so mit Yuri zu reden." Ohne noch etwas zu sagen dreht er sich um, nimmt meine Hand und zieht mich mit in Richtung Auto. Ich umklammere seine Hand fest, woraufhin er beruhigend mit seinem Daumen über den Handrücken streicht.

"Das werdet ihr bereuen, alle beide !" hören wir Kiyomi noch schreien bis plötzlich ein dumpfer Aufprall hinter uns zu hören ist. Schnell drehe ich mich um und sehe nur noch wie Kiyomi die Haustür zuknallt. Vor meinen Füßen liegt nun die Box mit der Uhr, welche aufgesprungen ist. Das Glas der Uhr ist zersprungen und auch die Zeiger sind nun verbogen. Vorsichtig nehme ich das nun kaputte Schmuckstück in die Hand und lasse meinen Daumen über das Ziffernblatt gleiten. Ohne groß zu überlegen sammel ich die einzelnen Teile vom Boden auf genauso wie die Box und steuere zurück auf die Haustür. Dort angekommen platziere ich die kaputte Uhr samt Schatulle vor der Tür, bevor ich schnell wieder zu Kookie laufe, welcher mich sofort in seine Arme zieht. 

Automatisch vergrabe ich mein Gesicht in seiner Brust und atme seinen angenehmen Duft ein. Das habe ich jetzt gebraucht. Nach dieser Aktion von Kiyomi ist er der Einzige der mir jetzt diese Geborgenheit spenden kann die ich in diesem Moment so sehr benötige. Er plaziert einen federleichten Kuss auf meiner Stirn bevor er sich etwas von mir löst und mir sanft durch die Haare streicht. Durch diese unerwarteten Taten von ihm sind meine Wangen gerötet und auch mein Herz pocht wie verrückt gegen meine Brust.

"Es tut mir leid das es so gelaufen ist. Ich wollte das nicht." Mit einem entschuligendem und besorgtem Blick sieht er mich, doch ich schenke ihm ein kleines Lächeln und lehne meinen Kopf etwas gegen seine Hand, welche immer noch in meinen Haaren vergraben ist.

"Das konntest du doch nicht wissen, also gibt dir nicht die Schuld." Durch meine Worte schaffe ich es ihm ein Lächeln in sein wunderschönes Gesicht zu zaubern, was mich nur noch fröhlicher stimmt und meine Stimmung um einiges anhebt.

"So und jetzt zeigst du mir deinen Lieblingsort." Mit einem nicken seinerseits lösen wir uns wieder voneinander und steigen ins Auto ein. Während der Fahrt erzählt mir Kookie das morgen Abend noch seine Großeltern vorbeikommen, da sie ihren Enkel schon lange nicht mehr zu Gesicht bekommen haben und wir übermorgen leider Busan wieder verlassen und abreisen. Schnell versuche ich an etwas anderes zu denken, da ich diese paar Stunden mit 'Oppa' genießen möchte bevor wir wieder nach Seoul fliegen. 

Wir fahren immer weiter aus der Stadt raus, was mich etwas wundert aber gleichzeitig nur noch neugieriger macht. Ich öffne mein Fenster einen Spalt und strecke meine Hand hinaus und genieße es wie der starke Gegenwind durch meine Finger weht. Nach guten 30 Minuten parkt Kookie den Wagen auf einem verlassenen Parkplatz auf dem kein einziges Auto zu sehen ist und auch keine Menschenseele. Etwas verwundert aber auch gespannt tue ich es Kookie gleich und steige aus dem Auto. Eine kalte Dezemberbriese begrüßt mich und bringt meine Haut zum kribbeln. Ich schließe für einen Moment meine Augen um dieses prickeln noch intensiver wahrzunehmen und zu spüren. Als ich die Augen wieder öffne sehe ich sofort in Kookies lächelndes Gesicht, was mir ebenfalls ein Grinsen auf mein Gesicht zaubert.

"Komm mit."

Zusammen gehen wir einen langen Steg entlang der an dem Parkplatz anschließt und zu einer riesigen Plattform aus Holz führt. Keiner von uns beiden spricht ein Wort, da es für diesen Moment keine Worte benötigt. Am Rand der Plattform angekommen bleiben wir stehrn und das was ich vor mir sehe raubt mir den Atem. Vor mir erstreckt sich eine riesige Küste von Busan, welche an das japanische Meer anschließt. Er erstreckt sich über den gesamten Horizont und das Sonnenlicht spiegelt sich in den kleinen Wellen des Meeres und auch der Sand des Strandes glitzert ein wenig.

"Wunderschön oder ?" Ich sehe zu 'Oppa' auf und stimme ihm sofort zu. Dieser Ort ist wirklich wunderschön und etwas ganz besonderes. Noch einen  Moment genießen wir diese atemberaubende Aussicht bis wir die Plattforn wieder verlassen und in einen kleinen Weg einbiegen und diesen entlang gehen.

Dieser Pfad liegt oberhalb der Küste, doch wenn man genau hinhört kann man immer noch das angenehme Rauschen des Meeres hören

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Dieser Pfad liegt oberhalb der Küste, doch wenn man genau hinhört kann man immer noch das angenehme Rauschen des Meeres hören. Am Himmel kreisen einige Möwen und andere Vögel und auch das zwitschern von Spatzen ist in einigen Büschen zu vernehmen. Die Sonnenstrahlen erwärmen meine blasse Haut und lassen mich für einen kurzen Moment vergessen das es erst Ende Dezember ist. 

Kookie und ich unterhalten uns noch über die letzten Tage, die ich wirklich sehr genossen habe und mich unheimlich wohl bei seiner Familie fühle. Von weitem kann man schon sehen das der Weg ein Ende nimmt und auch ein kleines Gebäude ist in der Ferne zu sehen.

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𝙸𝚗 𝚕𝚘𝚟𝚎 𝚠𝚒𝚝𝚑 𝚊 𝚜𝚝𝚛𝚊𝚗𝚐𝚎𝚛   [ ʲᵘⁿᵍᵏᵒᵒᵏ ˣ ʳᵉᵃᵈᵉʳ ᶠᶠ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt