Schnell drehe ich meinen Kopf zu ihr.
Woher weiß sie, dass es mir nicht gut geht ? Das mir lauter Gedanken durch den Kopf gehen ? Das ich mir Vorwürfe mache ?Langsam senke ich meinen Blick und beobachte unsere Hände, die sich weiter ineinander verschränken. Sie verändert ihre Position so, dass sie mir nun gegenüber sitzt. Ich drehe mich ebenfalls zu ihr.
"Ich hab gesehen das du geweint hast."
Traurig lächel ich sie an.
"So offensichtlich ?" Sie nickt. Sie übt mehr Druck auf meiner Hand aus, was mich aufschauen lässt."Wenn du nicht willst, musst du auch nichts sagen. Du sollst nur wissen, dass ich immer für dich da bin..... u-und es mich traurig macht dich so sehen zu müssen."
Mit großen Augen sehe ich sie an und spüre wie mein Herz an Schnelligkeit gewinnt. Ich schließe für einen Moment meine Augen und atme einmal tief durch.
Sie nimmt meine andere Hand ebenfalls in ihre und verschränkt unsere Finger wieder miteinander.
Ich öffne meine Augen wieder und versuche die richtigen Worte zu finden."A-Also... Meinem Vater gehört eine große Firmenkette hier in Südkorea und auch in anderen Ländern. Eigentlich war es schon immer bestimmt, dass ich und mein großer Bruder in die Firma miteinsteigen und diese irgendwann mal übernehmen, wie es halt so üblich ist. Mir war das damals als Kind noch gar nicht so bewusst, bis es auf meinen Schulabschluss zu ging. Alle anderen aus meiner Klasse haben mir immer von ihrem Träumen erzählt was sie mal werden wollen, nur ich hatte keinen Traum, da ich meine Bestimmung schon seit meiner Geburt besitze. Ich habe mir früher immer ausgemalt eines Tages Astronaut zu werden, der die Galaxie erforscht oder das ich Polizist werde, der die Verbrecher jagt und die Stadt sicherer macht, doch nie habe ich mich getraut diese Wünsche oder Träume auszusprechen. Ich wollte nie meine Eltern enttäuschen. Bis ich die Musik für mich entdeckt habe. Alles hat eigentlich angefangen in der Schule. Ich habe dort gelernt wie man das Klavier spielt oder Noten liest und ich habe schon immer gerne Musik gehört. Nach meinem Schulabschluss wollte mich mein Vater in die Firma miteinbringen und aufnehmen, doch an diesem Tag habe ich ihm erzählt, dass ich gerne etwas mit Musik machen würde und Musik meine große Leidenschaft ist."
Ich mache eine kurze Pause um mich wieder zu sammeln. Ungern erinnere ich mich an diese Zeit zurück und es fällt mir unheimlich schwer darüber zu reden, da ich noch nie so offen mit jemandem darüber geredet habe. Yuri verschränkt unsere Finger noch mehr und sieht mich mit einem sanften und beruhigenden Blick an, aus dem ich wieder Mut schöpfe um weiter zu erzählen.
"Mein Vater ist daraufhin total ausgerastet, hat rum geschrien, mich beschimpft und er wollte mich sogar rausschmeißen."
Ich drücke ihre Hände fest und Kämpfe mit den Tränen.
Die Vergangenheit holt mich ein."Ich.... Ich bin dann freiwillig gegangen. Nach Seoul. Ich habe mir von meinem Ersparten ein Zimmer finanzieren können u-und...."
Ich stoppe und breche in Tränen aus. Sofort nimmt mich Yuri in ihre Arme. Mein Gesicht verstecke ich in ihrer Halsbeuge und meine Tränen verlassen unkontrolliert meine Augen. Was ich verspüre ist der tiefe Schmerz meiner Vergangenheit, der sich nun aus meinem Inneren befreit und mich übermannt. Ich habe keine Kontrolle mehr über mich selbst.
Die ganzen Gedanken die wie verrückt in meinem Kopf umher schwirren.
Die vielen schlechten Erinnerungen, die sich zurück in mein Gedächtnis kämpfen.
Der tiefe Schmerz, den ich all die Jahre versucht habe zu unterdrücken und auszublenden.Ich kralle mich fest an Yuri und ziehe sie noch enger an mich. Sie ist die einzige die mir gerade Halt, Trost und Sicherheit gibt. Sie lehnt ihren Kopf an meinen und drückt mich eng an sich. Unkontrolliert und unruhig hebt und senkt sich mein Brustkorb und meine Atmung ist schnell. Nie hätte ich gedacht, dass mich meine Vergangenheit und die dazugehörigen negativen Erinnerungen so einholen würden.
Ich hätte auch niemals gedacht, das es mich wieder so aus der Bahn wirft.Meine Augen sind fest verschlossen, doch trotzdem quillen immer mehr Tränen aus ihnen und lassen meine Sicht verschwimmen. Ungewollt treten mir alte Bilder vor mein inneres Auge.
Wo mich mein Vater anschreit.
Wie er mich raus werfen will.
Wie er mir Vorwürfe macht.
Wie er mich nicht mehr als seinen Sohn sieht.Yuri fährt mit ihren Fingern durch meine Haare und krault meinen Nacken, um mich ein wenig zu beruhigen. Mein schluchzen ist gedämpft, da ich mein Gesicht immer noch in ihrer Halsbeuge versteckt habe.
Einige Minuten sitzen wir nun so da, doch ich kann mich einfach nicht beruhigen. Es ist als hätte mich eine riesige Welle der Erinnerungen überschwemmt und ich immer weiter in die Tiefe sinke und gezogen werde.
Yuri streicht mir immer wieder durch meine Haare und über meinen Rücken, flüstert mir beruhigende Worte ins Ohr und plaziert sogar einen federleichten Kuss auf meinem Haarschopf. Es braucht einige Anläufe bis ich mich langsam wieder beruhigen und ich wieder klare Gedanken fassen kann. Noch immer hält sie mich fest in ihren Armen und auch ich mache keine Anstalten mich von ihr zu lösen.
Zu schön ist dieses Gefühl ihr so nah sein zu können.
Zu schön ist dieses Gefühl zu wissen, diese schlimme Zeit mit jemandem teilen zu können und nicht alleine zu sein.Ich versuche mir diesen Moment genau einzuprägen, genau diese Minute, diese Sekunde, in der Yuri bei mir ist und ich in ihren Armen bin. Die Erinnerung schließe ich tief in meinem Herzen ein um sie niemals wieder zu verlieren oder loszulassen.
Nach einiger Zeit hebe ich meinen Kopf und löse mich ein wenig von ihr, jedoch sehe ich sie nicht an. Zu unangenehm ist mir die Situation, dass ich so einen Gefühlsausbruch vor ihr hatte. Sie drückt mein Kinn mit ihren Finger sanft nach oben, damit ich ihr in ihre wunderschönen Augen sehe, die mich sanft ansehen. Vorsichtig streicht sie mir die verbleibenden Tränen aus den Augen."Es ist okay." flüstert sie mir zu. Ich nicke und lasse mich zurück fallen, dass ich nun auf dem Bett liege und an die Decke starre. Sie legt sich neben mich und somit starren wir beide an die Decke, bis ich mich auf die Seite drehe um Yuri anzusehen.
Auch sie dreht sich zu mir und sieht mir in die Augen. Ohne etwas zu sagen sehen wir uns an und es ist als ob wir uns auch ohne Worte verstehen.
In ihren Augen spiegelt sich die Freundlichkeit, die Loyalität und die Liebe wieder, die sie in sich trägt und genau diese Eigenschaften machen sie zu diesem besonderen Menschen der sie ist und weswegen ich mich in sie verliebt habe."Danke." wispere ich ihr zu und streiche ihr eine Haarsträhne hinters Ohr.
"Für was ?" Ich streiche ihr verträumt durch ihr dichtes und glänzendes Haar.
"Für alles." Sie lächelt mich sanft an und ich sehe wie sich ein rosa Schimmer auf ihre Wangen legt.Ohne groß zu überlegen drücke ich sie wieder an mich. Ihr Kopf ruht nun an meiner Brust und schützend lege ich meine Arme um ihren zierlichen Körper. Meine Nase vergrabe ich in ihren Haaren, die angenehm nach Kokosnuss duften und zufrieden schließe ich meine Augen. Mein Herz schlägt nun um einige Schläge schneller und auch wenn Yuri es hören sollte wäre es mir recht. Sie soll ruhig wissen, dass mein Herz wie verrückt schlägt, wenn sie bei mir ist. Sie krallt sich in mein Tshirt und schmiegt sich enger an mich und auch ich denke zu spüren, dass auch ihr Herz laut und schnell schlägt.
Glücklich lächel ich vor mich hin und so liegen wir nun eine Zeit lang auf meinem Bett. Nach einiger Zeit bemerke ich das ihr Griff in meinem Tshirt sich lockert und als ich zu ihr hinab sehe wächst mein Lächeln nur noch mehr. Sie ist in meinen Armen eingeschlafen. Gerade als ich mich von ihr lösen wollte um sie in ihr Zimmer zu tragen, verfangen sich ihre Finger wieder in meinem Oberteil und klammern sich wieder fest. Erst sehe ich sie verwundert an, doch dieser Blick verwandelt sich in ein sanftes und müdes Lächeln.
Ohne groß zu überlegen lasse ich mich wieder neben ihr nieder, decke uns beide zu, schalte das Licht aus und lege meine Arme wieder um sie, worauf sie sich nur noch mehr an mich kuschelt und wohlig aufseufzt. Ich platziere noch einen Kuss auf ihrer Stirn, murmel ein "Gute Nacht" vor mich hin bis ich auch schließlich meine Augen schließe und erschöpft einschlafe.Das letzte was ich noch mitbekomme ist, wie sie ein leises "Kookie" von sich gibt, was mich mit einem schönen Gefühl ins Land der Träume schickt.
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Hey guys~
Ich hoffe es geht euch gut ^^
Ich bin eigentlich ganz zufrieden mit diesem Kapitel und ich hoffe das ich euch die Gefühle übermitteln konnte ^-^
Eure Nani~💜
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𝙸𝚗 𝚕𝚘𝚟𝚎 𝚠𝚒𝚝𝚑 𝚊 𝚜𝚝𝚛𝚊𝚗𝚐𝚎𝚛 [ ʲᵘⁿᵍᵏᵒᵒᵏ ˣ ʳᵉᵃᵈᵉʳ ᶠᶠ]
FanfictionDie 18jährige Yuri zieht nach Seoul um ein neues Leben zu beginnen und um neu anzufangen. Sie kommt aus armen Verhältnissen und möchte nun ihr eigenes Leben starten und beginnen. Doch nur eine Begegnung soll ihr ganzes Leben verändern.... Eine Ges...