20. Jugendamt

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Mit diesen traurigen Gedanken fuhren sie in Richtung Harry's persönlicher Hölle...

Vier Stunden später ließ Harry sich erschöpft an der Wand heruntersinken und atmete gepresst. Mit seiner gesunden Hand wischte er sich den kalten Schweiß von der Stirn. Keuchend rieb er sich den schmerzenden Brustkorb mit der zitternden Hand. Ausgelaugt schloss Harry seine Augen und versuchte, seine kleine Pause zu genießen.

Den ganzen Morgen war Harry damit beschäftigt gewesen, die Abstellkammer unter der Treppe auszuräumen und die wenigen Sachen die darin waren wegzuschmeißen. Die Schubladen, die zwei dicken Wolldecken, die als seine Matratze gedient hatten und die Taschenlampe, die von der Decke hing. Alles musste weg. Das einzige was er retten konnte, war sein Collegeblock und seinen Bleistift, welche er aus dem Versteck hinter dem kleinen Gitter herausholte und unauffällig in seine Krankenhaustasche gleiten ließ.

Anschließend richtete er zusammen mit seinem Onkel das ehemalige Spielzimmer von Dudley neu ein, damit es so aussah, als wäre es schon immer Harrys Zimmer gewesen. 

Natürlich geschah es nicht ohne Dudleys Proteste. Immerhin wollte er sein zweites Zimmer nicht ohne einen Kampf an seinen Freak von einem Cousin abgeben.

Petunia versuchte ihren Sohn zu beruhigen, indem sie ihm versicherte, dass es nur für diesen Tag war und hatte ihm eine neue Spielekonsole versprochen. Er beruhigte sich allerdings erst wieder, als sie ihm zusätzlich noch versicherte, dass er zu der Konsole noch einen neuen Fernseher bekommen würde.

Und das brachte Harry wieder in die Gegenwart zurück. Ihm schmerzte der ganze Körper. Wenn er noch eine Sache tun müsste, würde er umkippen. Immerhin hatte sein Atem sich wieder etwas beruhigt. Mit seiner gesunden Hand hielt er sich seinen gebrochenen Arm vor der Brust.

,,BURSCHE!", rief Vernon und kam auf ihn zugelaufen. Vor ihm blieb er mit einem hochrotem Kopf stehen. Harry zuckte bei dem Ton seiner Stimme zusammen.

,,Du wirst jetzt duschen gehen. Du stinkst, als hättest du eine Woche auf der Müllkippe verbracht. Wenn du fertig bist, wirst du zu mir kommen und wir werden ein ernstes Wort miteinander reden. Ist das klar?", fragte Harrys Onkel und schaute seinen Neffen aus zusammengekniffenen Augen an.

,,Ja, Sir", antwortete Harry und richtete sich keuchend auf, sobald Vernon die Treppe herunter ging.

Er verschloss hinter sich die Badezimmertür. Das Duschen und das Umziehen dauerte etwas länger als gewöhnlich, da Harry darauf achten musste, dass sein Gips nicht nass wurde. Mit einem Gips zu duschen war schon eine Kunst für sich, doch Harry wurde zwischenzeitlich wieder schwindelig. Gerade so schaffte er es noch rechtzeitig zur Toilette und übergab sich. Anschließend verweilte Harry in einer zusammengekauerten Position vor der Toilette und versuchte wieder zu Atem zu kommen. Die Wirkung seiner Schmerzmittel hatte nachgelassen und er konnte jeden einzelnen Muskel im Körper spüren. Außerdem war ihm immer noch schwindelig. Aber er konnte nicht ewig im Badezimmer verweilen. Also quälte Harry sich auf die Beine und zog sich an, sobald das Schwindelgefühl etwas nachgelassen hatte und wischte sich mit seiner gesunden Hand über den Mund. Als Harry herauskam, trug er eine helle Jeans und ein blaues T-Shirt. Dann humpelte in Richtung Wohnzimmer um mit seinem Onkel zu reden.


Im Wohnzimmer angekommen, saßen seine Verwandten gut gekleidet im Esszimmer. Petunia hatte sogar zu Mittag gekocht. Dudley saß beleidigt am Esstisch und erdolchte Harry mit seinen Blicken. Harry entschloss sich dazu, einen großen Bogen um sein Cousin zu machen und blieb vor seinem Onkel stehen.

Dieser richtete sich auf und baute sich bedrohlich vor ihm auf.

,,Du wirst mir jetzt gut zuhören, Bursche. Wenn der Vertreter vom Jugendamt kommt, wirst du dich von deiner besten Seite zeigen. Du wirst ihm sagen, dass es dir hier gut geht und du sagst, dass du dir nicht erklären kannst, wie jemand darauf kommen könnte, das wir dich misshandeln würden. Kein falsches Wort, Junge, oder du wirst ein blaues Wunder erleben, das verspreche ich dir", knurrte Vernon mit leiser Stimme bedrohlich. Harry schluckte und nickte. Sein Onkel schaute ihn einen kurzen Moment lang skeptisch an, ließ dann jedoch von ihm ab und setzte sich wieder an den Esstisch. Harry versuchte sich seine Erleichterung nicht anmerken zu lassen. Er lief ins Wohnzimmer, setzte sich vorsichtig auf den Boden und lehnte sich an die Wand.

Das Leben von Harry Potter (wird derzeit überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt