30. Die Nachwirkungen

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„Entschuldigen Sie die Verspätung, ich habe verschlafen", nuschelte Harry, den Blick auf den Boden gerichtet, und setzte sich auf seinem Platz. Sein Geschichtslehrer, Mr. Binns, nickte ihm zu und fuhr mit dem Unterricht fort. 

Mr. Binns war einer der ältesten Lehrer an der Schule. Er hatte graue Haare und eine schlaksige Figur. Seine braunen Augen waren hinter einer Hornbrille versteckt, die durch das dicke Glas riesig aussahen, wie die Augen eines Insektes. Er trug immer Pollunder, jeden Tag einen in einer anderen Farbe. Ron hatte ihm einmal erzählt, dass Fred und George Mr. Binns Pollunder mit Glitzer überzogen hatten und er danach wie eine Discokugel aussah.

Mr. Binns war eigentlich ganz nett. Ihn brachte nichts aus der Ruhe und sein Unterricht war öde, weil er eine sehr einschläfernde Stimme hatte. Das einzige, was ihm wichtig war, war, dass er seine Vorlesung vortrug. Es war ihm egal, ob man in seinem Unterricht schlief, redete, oder zu spät kam. 

Heute war Harry dankbar für die entspannte Art von Mr. Binns. Er hatte seine Kapuze von Pullover tief ins Gesicht gezogen um seine Wunden zu verdecken. Das letzte was er wollte, war noch mehr Aufmerksamkeit von seinen Mitschülern zu erregen.

Kurz spielte er mit den Gedanken, seinen Freunden heute aus dem Weg zu gehen, um eine Diskussion zu entgehen. Sie würden sich nur Sorgen um ihn machen, wenn sie ihn so sahen.

Seufzend verwarf Harry diesen Gedanken jedoch schnell wieder. Das letzte mal, als er seinen Freunden aus dem Weg gehen wollte, waren sie trotzdem auf ihm zugekommen und hatten ihn so lange genervt, bis er nachgegeben hatte.

Es brachte nichts, eine Auseinandersetzung mit seinen Freunden zu vermeiden. Sie waren seine Freunde. 

Harry rutschte auf seinem Stuhl hin und her, während Mr. Binns monoton über historische Ereignisse sprach. Vor Schmerzen konnte er sich nicht richtig auf den Unterricht konzentrieren. Sein Gesicht pochte und seine Rippen fühlten sich sehr unangenehm an. Er richtete seinen Blick auf die Tafel und versuchte zu verstehen, was Mr. Binns gerade versuchte zu erklären, doch seine Sicht verschwamm. 

Hinter seinem Rücken fingen seine Mitschüler an zu tuscheln. Harry wollte einen Blick nach hinten werfen, doch dabei knackte einer seiner Rippen. Um ein schmerzhaftes Keuchen zu unterdrücken, biss Harry die Zähne zusammen und hielt die Luft an. Seine Hände verkrampften sich. Nachdem der Schmerz etwas abgeklungen war, atmete Harry gedrosselt aus und vergrub seinen Kopf in den Händen.

Er war gerade erst fünf Minuten in der Schule und könnte schon jetzt vor Schmerzen schreien. Wie zur Hölle sollte er die nächsten sechs Stunden nur überstehen?

Plötzlich hörte er, wie jemand den Stuhl neben ihm zurückzog und sich setzte. Harry drehte den Kopf leicht zu Hermine, welche sich neben ihm niedergelassen hatte, obwohl jede Bewegung schmerzte. 

Unauffällig griff sie nach seiner Hand unter dem Tisch und musterte ihn besorgt.

,,Was ist los mit dir?", fragte sie ihn leise, damit niemand außer ihm sie hören konnte.

,,Nichts", murmelte Harry und blickte wieder zur Tafel, als könnte er sich damit aus dem Gespräch retten. 

,,Hör auf, mir auszuweichen. Ich sehe doch, dass etwas nicht stimmt. Du hast Schmerzen, oder?", fragte sie mit einem Hauch von Dringlichkeit in der Stimme. Harry biss die Zähne zusammen und schüttelte kaum merklich den Kopf. 

„Es geht mir gut, Hermine", antwortete er, doch die angespannte Haltung seines Körpers und der Hauch von Schmerz in seiner Stimme verrieten ihn. Hermine ließ sich davon jedoch nicht täuschen. Sie lehnte sich näher zu ihm.

,,Du kannst mich nicht anlügen, Harry. Ich kenne dich", flüsterte sie und schaute ihn eindringlich an.

,,Uhhhhh, Hermine mag Potter", machten sich hinter den beiden ein paar Mitschüler über sie her. Hermine lehnte sich etwas zurück und schaute mit roten Wangen nach hinten. Harry lehnte sich ebenfalls verlegen zurück und schaute zu Hermine, um ihre Reaktion darauf zu beobachten.

Das Leben von Harry Potter (wird derzeit überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt