Kapitel 25

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Steve

Ich betrat das Zimmer für Geschichte der Zauberei, das für ein paar Tage als Befragungszimmer umfunktioniert wurde. Die Tische und Bänke waren an die Seiten geschoben worden, sodass nur noch in der Mitte ein Pult stand mit zwei Stühlen. Everett Ross schenkte sich gerade eine weitere Tasse Kaffee ein, als ich hineinkam. Er blickte auf und sagte: "Bitte, nehmen Sie doch Platz." Er machte eine kurze Handbewegung zu einen der Stühle.

Ich war etwas nervös und fühlte mich, als hätte ich etwas verbrochen. Aber ich habe doch nichts falsch gemacht, oder? Ich setzte mich hin, Mister Ross gegenüber von mir. Er nahm einen Stift in die Hand und richtete noch einmal den Papierstapel vor ihm. "Also gut, Steve Rogers, wo waren Sie am Abend, als Howard und Maria Stark ermordet wurden?" Erneut versetzte es mir einen kurzen Stich ins Herz, als ich das hörte, doch ich wagte es nicht, seinem Blick auszuweichen. "Das wissen Sie doch bereits", meinte ich. "Ja, das tue ich, aber ich möchte die Geschichte von Ihnen persönlich hören."

Stephen, Bucky und ich hatten uns eine gemeinsame Geschichte ausgedacht, damit sie mit unseren einzelnen Aussagen übereinstimmte. Das hatten wir in unseren Geheimraum direkt nach der Rede von Maria Hill gemacht. Jedoch hoffte ich, dass die anderen beiden wirklich alles mitbekommen hatten, da Stephen wahrscheinlich die ganze Zeit mit den Gedanken bei Tony war und Bucky noch abwesender wirkte als sonst. Also ratterte ich die vorbereitete Erklärung herunter:

Dass Stephen uns gefragt hatte, ob wir ihm bei seinen Übungen helfen würden, dass wir zugestimmt hatten, bis in die Nacht hinein mit ihm trainiert hatten und dann letztendlich auf dem Weg zu unseren Gemeinschaftsräumen waren.

Everett Ross unterbrach mich kein einziges Mal, notierte sich gelegentlich etwas und nahm hin und wieder einen Schluck aus seiner Kaffeetasse. Als ich geendet hatte sah er mich an. "Das war alles? Ist Ihnen etwas aufgefallen während dem Training oder auf dem Rückweg?", er sah mich mit seinen grauen Augen durchdringend ab. "Nein, nichts", meinte ich und meine Gedanken flogen kurz zurück zu dem Gespräch mit Loki, dass kurz danach stattgefunden hatte. "Wirklich gar nichts?" Einen Moment war ich mir sicher, er wüsste davon und ich musste mich krampfhaft dazu zwingen, meine Augen nicht abschweifen zu lassen. "Nein, Sir." Endlich notierte er etwas und ließ mich aus seiner brutalen Umklammerung frei. Leise seufzend ließ ich die Schultern sinken und schloss einen Moment meine Augen, um meinen Herzschlag zu beruhigen. "Hat sich irgendeiner Ihrer Freunde in letzter Zeit seltsam benommen oder verändert?"

Bucky!

Schrie es sofort in meinem Kopf. "Nein, Sir, mir ist nichts aufgefallen", erklärte ich und schüttelte leicht den Kopf. "Verstehe", erwiderte er trocken, doch auch das schien er mir nicht zu glauben. Es war als wüssten wir die Wahrheit des anderen, doch niemand wagte es, diese Wahrheit auszusprechen. Er machte sich erneut ein paar Notizen.

"Wer war es, der Maria und Howard gefunden hat?", fragte ich plötzlich, ohne weiter darüber nachzudenken. Everett Ross' Augenbrauen schossen nach oben. Er war genauso überrascht von der Frage wie ich selbst. "Bitte?", fragte er nach, doch ich wiederholte sie nicht, sondern hielt trotzig seinem Blick stand. "Es... war ein anonymer Tipp", erklärte Mister Ross. Ich zog eine Augenbraue hoch und legte den Kopf schief.

Ross seufzte, legte den Stift zur Seite, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich zurück. Fast kam es mir jetzt vor als würde er mich nicht mehr als Schüler, sondern als Gleichstellten behandeln. "Man sagte mir bereits, dass ich mich vor Ihnen in Acht nehmen sollte. Man hat mir auch abgeraten, Ihnen irgendwelche Informationen zu geben. Aber ich bin hier um einen Mordfall zu lösen und ich werde alles tun, das zu schaffen." Ich zog die Augenbrauen zusammen. "Machen wir einen Deal", schlug er vor. "Ich sage Ihnen, was ich weiß und Sie sagen mir, was Sie wissen." Ich schluckte hart. Sollte ich die Wahrheit sagen? Trotzdem nickte ich.

"Howard und Maria Stark wurden von einem Slytherin namens Loki gefunden. Aber er weigert sich uns, zu sagen, was er dort gesucht hatte." Ich konnte es nicht unterdrücken, meine Augen weit aufzureißen. "Deshalb könnte es auch sein, dass Loki der Täter sein könnte. Er wurde in Gewahrsam genommen." "Aber das ergibt doch keinen Sinn. Warum sollte er die beiden ermorden, nur um sich dann selbst auszuliefern?" Ich denke ich versuchte mehr mich selbst als Mister Ross zu überzeugen. Unbeachtet meines Kommentars fuhr er fort: "Die beiden wurden mit einem Zauber getötet, der von einem Zauberstab mit dem Kern eines Thestralschwanzhaars beschworen wurde."

Ich setzte mich aufrecht hin. "Ist das nicht das seltenste Material für einen Zauberstabkern?", fragte ich und Everett Ross bestätigte dies mit einem Nicken. "Und Loki besitzt einen dieser Zauberstäbe", meinte er. Mein Herz machte einen Satz und ehe ich etwas anderes denken konnte platzte es aus mir heraus: "Er war es nicht!" Mister Ross gab mir einen verwirrten und neugierigen Blick. Ich seufzte. "Auf dem Weg zu meinem Gemeinschaftsraum in dieser Nacht traf ich auf Loki. Er war es nicht. Ich übernehme die Verantwortung dafür." "Du hast keine Beweise dafür. Für mich sind das nichts als leere Worte, das weißt du hoffentlich", meinte Ross. Ich musste Lokis Unschuld beweisen. "Haben Sie sonst noch etwas für mich?"

Einen Moment glitten meine Gedanken zu Shield, Hydra, der Folter durch den Cruciatus-Fluch und die Animagus-Verwandlung. Ich setzte ein falsches Lächeln auf und meinte: "Nein, das war alles." An seinem Blick erkannte ich, dass er mir nicht glaubte. "Also schön, Mister Rogers, Sie können jetzt gehen." Ich erhob mich steif und ging zur Tür, wobei ich Ross' misstrauischen Blick in meinem Rücken spürte.

Ich schloss die Tür hinter mir und fühlte augenblicklich wie die Anspannung meinen Körper verließ. Ich hatte gehofft, dass Everett Ross und die ganzen Zaubereiministerium-Angestellten Pierce behindern würden, doch stattdessen sah es so aus, als würden sie eher uns untersuchen wollen. Ich hob meine Schultasche vom Boden auf, die ich neben der Tür abgelegt hatte und machte mich auf den Weg zu Wahrsagerei. Ich hatte so gut wie die gesamte Stunde bereits verpasst aufgrund der Befragung und da es sowieso die letzte Stunde war, beschloss ich, den Rest einfach zu schwänzen. Es gab für mich sowieso derzeit Wichtigeres als die Zeichen der Sterne zu deuten.

Ich schlurfte durch die leeren Gänge, unsicher wohin ich gehen sollte. Nachdenklich schaute ich aus den Fenstern auf die hügelige Wiesenlandschaft dahinter. Da wurde ich plötzlich von jemanden an den Schultern gepackt, herumgerissen und mit dem Rücken gegen die Wand gedrückt. Einen Moment blieb mir die Luft aus der Lunge weg und erkannte, nachdem ich mich gefasst hatte, dass es Bucky war. Einen schnellen Herzschalg war ich erleichtert, im nächsten unendlich besorgt. Er war schweißgebadet, die Haare klebten ihm in Strähnen an der Stirn. Bucky hatte tiefe Augenringe und seine Atmung ging stoßweise. Er wirkte verwirrt und irgendwie verrückt, aber in seinen Augen lag ein brennender Kampfeswille.

"Mein Gott Bucky, was haben sie dir ange-" "Hör zu, Steve, ich hab nicht viel Zeit. Pierce kontrolliert Fury. Und Hydra... Hydra gibt es nicht!" Er kam mir mit seinem Gesicht näher. "W-was soll das heißen?", stammelte ich. "Pierce hat einen Illusionstrank gebraut und in die Getränke gemischt." Ich war vollkommen überfordert. "Aber das an Weihnachten-", setzte ich an. "Da gabs kein Monster. WIR waren es, Steve, die Agenten haben Zauber beschwört, damit sie auf Hydra abgestimmt sind", erklärte er fast panisch und krallte seine Finger noch fester in meine Schultern. "Und der weiße Wolf?" "Verdammt, das war ich. Er hat uns in Animagi verwandelt, jeden von uns. Pierce hat uns gefoltert und gebrochen. Er benutzt uns. Er hat mich gezwungen, Tonys Eltern zu töten." "Warte wa-" "Er wird bald Hogwarts angreifen. Bald. Und wir sind ihm unterworfen. Verstehst du nicht, wir, Shield, sind Hydra."

Für einen Moment schien die Welt still zu stehen, die Zeit sich zu verlangsamen. Buckys mit Tränen gefüllten Augen schauten mich hilfesuchend an, er wartete darauf, dass ich etwas sagte. Ich fühlte mich, als würde ich neben mir selbst stehen, als wäre ich nur ein Beobachter. Und dann prasselte alles auf mich ein. Alles ergab Sinn. Ich öffnete den Mund, doch es kam nichts heraus. Da lockerte sich Buckys Griff an meinen Schultern. "Steve, nachdem ich dir das gesagt habe, habe ich Angst, dass ich verschwinde." Seine Stimme zitterte und brach ab. "Ich habe unverzeihliche Dinge getan, aber ich hoffe, dass wir uns eines Tages wiedersehen. Mach das es nicht umsonst ist, bitte." Seine Stimme versagte bei den letzten Worten. Er ließ von mir ab und sprintete den Gang entlang. Kein einziges Mal blickte er zurück. Sag was, du Idiot! Halte ihn auf! Fast gewaltsam zwang ich mich dazu, den Mund zu öffnen. "Bucky!" Er hielt inne und drehte sich zu mir um. "I'm with you 'til the end of the line." Ein müdes und erschöpftes Lächeln, dann drehte er sich um und verschwand hinter der nächsten Ecke und ließ mich mit all meinen Gedanken allein zurück.

Die Avengers in Hogwarts [Avengers x Harry Potter Crossover]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt