Steve
In einen der Schränke fand ich noch einen dunklen Mantel, den ich mir überstreifen konnte. Obwohl es Mai war, wehte heute ein eisiger Wind, also werde ich nicht zu sehr auffallen. Nach einiger Zeit sah ich, wie sich bereits die ersten Schüler über die weite Grasebene auf den Weg zum Quidditch-Feld machten. Also ließ ich meinen Zauberstab unter meinem Umhang verschwinden und fischte einer der Beeren von Loki heraus. Ich biss auf sie und im nächsten Moment stand ich hinter einer der Sälen, die den Innenhof säumten.
Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich musste alles tun, um nicht aufzufallen. Wenn ich jetzt auffliege, war alles umsonst. Es kribbelte mir in den Beinen, einfach loszulaufen, doch ich zwang mich, mich mit gemäßen Schritten unter die anderen Schüler zu mischen. Zu meiner Freude erkannte ich, dass ich nicht der einzige war, der einen Kapuzenmantel trug, der Teile seines Gesichtes versteckte. Ich entspannte meine Schultern und lugte hin und wieder unter meiner Kapuze hervor, um zu sehen, ob irgendjemand von den Avengers hier war. Bedauerlicherweise sah ich niemanden von ihnen und so trottete ich mit dem riesigen Zug an Schülern zum Quidditch-Feld.
Dort angekommen bemerkte ich, dass sich die Häuser untereinander mischten. Kein Wunder. Schließlich kämpften hier die Schulen und nicht die Häuser um den Pokal. Also setzte ich mich so unauffällig wie möglich in die hinterste Reihe, an einer der Türme, wo die Lehrer saßen. Mir blieb fast das Herz stehen als sich jemand neben mich setzte. "Schön, dass du hier bist, Cap.“ Es war die vertraute Stimme von Bruce und ich entspannte mich sofort. Die anderen Schüler redeten so laut durcheinander, dass man von unserer Konversation sehr wahrscheinlich nichts mithören konnte. Trotzdem senkte ich meine Stimme. "Woher-?“, wollte ich fragen, doch Bruce unterbrach mich. "Deine Schuhe. Niemand anderes trägt diese hässlichen Lederschuhe aus den 1940er Jahren.“ Das ergab Sinn.
"Wir haben deinen Brief erhalten.“ Erfreut stellte ich fest, dass Stephen ebenfalls hier war. Er saß neben Bruce, doch ich hatte ihn bisher noch nicht bemerkt, da meine Kapuze mein Sichtfeld erheblich einschränkte. "Denkst du wirklich, es passiert heute?“, fragte Stephen. "Ja“, antwortete ich knapp, da ich nicht unnötig reden und deshalb dann auffliegen wollte.
"Loki?“, fragte ich.
"Verschwunden“, meinte Bruce und ich sah im Augenwinkel wie er Richtung Spielfeld blickte.
"Tony?“
"Ihm geht es besser“, erklärte Stephen.
Ich schluckte hart. "...Bucky?“
Betretenes Schweigen trat ein und ich fühlte einen heftigen Stich in meinem Herz. Das konnte nicht sein. Hatten sie ihn wirklich...? Pierce scheute vor nichts zurück, das wusste ich aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass er Bucky tatsächlich... Nein. Aufhören mit den Gedanken. Selbst wenn er... fort ist, genau dann muss ich jetzt kämpfen. Ansonsten wäre all das, was er getan und erlitten hat umsonst gewesen. Und das durfte ich nicht zulassen.
Das Quidditch-Spiel begann, doch ich konnte es keineswegs genießen. Auch wenn es so ausssah, als würde Hogwarts verlieren, waren meine Gedanken mit ganz anderen Sorgen beschäftigt. Unruhig wippte ich mit meinem Fuß auf und ab und ließ meine Finger auf meinen Oberschenkel trommeln. Beinahe panisch blickte ich von einer Seite zur anderen und versuchte irgendwie nur die kleinsten Anzeichen von Gefahr zu erkennen. Ich musste gefasst sein, einzuschreiten. Unter meinem langen Umhang verfestigte ich den Griff um meinen hölzernen Zauberstab. Um mich zu beruhigen fuhr ich mit meinem Finger die verschnörkelten Linien auf ihm nach.
Da hielt ich plötzlich mitten in dieser Bewegung inne. Ich fühlte eine eisige Präsenz. Es fühlte sich an, als würde eine kalte Klaue sich um mein Herz schließen und es zusammendrücken. Ich japste nach Luft und konzentrierte mich darauf, langsame, tiefe Atemzüge zu nehmen.
"Alles okay?“, fragte Bruce neben mir, der meine Schnappatmung bemerkt hatte. Da spürte ich, wie der Druck um mein Herz wieder geringer wurde. "Ich-ich denke schon“, meinte ich leise, noch vollkommen verstört von dem gerade Geschehenen.
Aber da war noch etwas. Keine Hand, die mein Herz zerquetschte. Nein. Ein Blick, der sich tief in mein Herz hineinbohrte. Ein Blick, mit dem ich nur allzu gut vertraut war. Ich hob meinen Kopf und da sah ich ihn. Da saß er, in dem Tribünenturm, der neben mir stand. Professor Pierce. Mit eiskaltem Blick, der mich innerlich zusammenzucken ließ, starrte er auf mich herab. Unsere Blicke trafen sich wie funkensprühende Steine, die aufeinander schlugen. Mein ganzer Körper schrie danach, meinen Zauberstab zu zücken und ihn zu töten. Krampfhaft vergrub ich meine Fingernägel in meinen Handflächen und ich zitterte am ganzen Leib.
Töte ihn! Töte ihn! Töte ihn!
Schrie die Stimme in meinem Kopf und nur mit ganzer Mühe konnte ich dem verlockenden Drang widerstehen. Und dann... lächelte Pierce. Ein triumphierendes, siegessicheres Lächeln, das die Wut in mir hochsteigen ließ. Fast gewaltsam riss ich meinen Blick von ihm los und versuchte mich trotz des hohen Adrenalin in meinem Körper zu beruhigen.
Nach der Wut kam die Angst. Er wusste, dass ich hier war. Warum unternahm er nichts dagegen? Oder hatte er das schon, ohne dass ich es bemerkt hatte? Was wenn-
All meine Gedanken verstummten, als ein Brüllen ertönte. Ein markerschütterndes Brüllen, dass mein Organe zum Schwingen brachte. Das Gejubel verstummte, die Spieler auf dem Feld hielten inne. Viele Schüler hielten sich die Ohren zu, suchten verzweifelt nach jemanden, der ihnen helfen konnte. Denn viele ahnten bereits, was es war. Die Spannung war so intensiv, dass man sie beinahe zerschneiden konnte. Während viele sich zusammenkauerten und klein machten, richtete ich meinen Blick zuerst nach oben, wo Pierce sich umdrehte und erneut zu mir herabsah und lächelte. Es war so bösartig, dass es mir die Haare aufstellte. Und dann sah ich gerade aus, zwischen die Türme des Quidditch-Felds hindurch in den Verbotenen Wald, in dessen Inneren sich etwas bewegte. Etwas Gewaltiges. Und es kam auf uns zu.
Das hier war Pierce' Angriff auf Hogwarts. Nein, sein Angriff hatte bereits vor Monaten angefangen. Das hier war die finale Schlacht.
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Die Avengers in Hogwarts [Avengers x Harry Potter Crossover]
FanfictionDas vierte Jahr in Hogwarts bricht für Steve, Tony und die anderen an und natürlich gibt es Probleme: Hausaufgaben, Aufsätze und Prüfungen. Doch ahnen sie nicht, dass eine viel größere Bedrohung, nur einen Steinwurf entfernt, im Verbotenen Wald, dar...