Kapitel 19

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Steve

Als ich mich wieder beruhigt hatte, gingen wir wieder zu Buckys Eltern. Sie aßen gerade ihre letzten Bisse. Ohne ein Wort setzten wir uns zu ihnen. Lustlos stocherte ich in den inzwischen kalt gewordenen Speck herum. Mir war der Appetit vergangen. Letztendlich legte ich die Gabel weg. Es herrschte eine unangenehme Stille. Niemand wusste so recht, was er sagen sollte.

Letztendlich sagte Thomas: "Ihr habt immer noch nicht eure Geschenke bekommen." Stimmt wegen dem ganzen Scheiß hatten Bucky und ich Heiligabend verpasst. "Ich hab noch ein paar Weihnachtsplätzchen. Vielleicht können wir uns doch noch einen schönen Abend machen", fügte Buckys Mutter lächelnd hinzu. Ja, vielleicht. Ich zwang mich all die düsteren Gedanken beiseite zu schieben und stattdessen diesen Abend mit Bucky und seiner Familie zu genießen. Schließlich war es ja doch noch irgendwo Weihnachten.


Nach dem Essen packten wir unsere Geschenke im Wohnzimmer unter dem geschmückten Weihnachtsbaum mit nun brennenden Kerzen aus. Der angezündeten Kamin knisterte, leise Weihnachtsmusik wurde von dem Plattenspieler in der Ecke gespielt und alles in allem war es eine sehr friedliche Atmosphäre. Ich bekam einen Zeichenblock mit neuer Tinte und Feder, während Bucky ein neues Buch sowie eine Kassette für seinen Walkman bekam. Außerdem schenkten sie uns noch jeweils einen Schal in den Farben unseres Hauses. Die Barnes' Familie war nie wirklich reich, deshalb schätzte ich es umso mehr dass sie sich die Mühe gemacht hatten mir, der eigentlich nur ein Freund ihres Sohnes war, etwas zu schenken. Schade, dass meine Eltern nicht hier waren. Irgendwie gelang es Bucky, seine Metallhand zu verstecken. Sei es unter dem Geschenkpapierberg, einen runtergezogenen Ärmel oder in der Hosentasche. So wie es aussah schöpften seine Eltern keinen Verdacht. Auch Bucky schien endlich wieder glücklich zu sein. Es war ein schöner Abend. Für ein paar Stunden konnte ich die Sache mit Shield und Hydra vergessen.

Aber dann waren die paar Stunden der Glückseligkeit vorbei und ich musste mich wieder zusammenreißen, um beim Einschlafen nicht die ganze Zeit daran zu denken. Nachdem wir alle Kekse aufgegessen und in unser Zimmer gegangen waren, hatten wir uns ins Bett gelegt, schließlich war es ziemlich spät geworden. Aber irgendwie kam ich nicht zur Ruhe und wälzte mich von einer Seite auf die andere. Ich schaute zu Bucky. Er lag ruhig im Bett, seine Atemzüge gingen gleichmäßig. Vermutlich schlief er, doch ich täuschte mich, da er plötzlich ohne seine Augen zu öffnen fragte: "Kannst du auch nicht schlafen?" Ich zuckte zusammen. Er hatte bemerkt, dass ich ihn beobachtet hatte.

"Es ist bloß alles gerade so viel. Mir schwirrt so unendlich viel durch den Kopf gerade. Ich komm' einfach nicht zur Ruhe", gestand ich seufzend. "In Hogwarts können wir uns Sorgen machen. Nicht hier", sprach Bucky so leise, dass ich ihn kaum verstand. Langsam öffnete er die Augen, sah jedoch nur die Decke an. "Gehen wir etwas spazieren. Die Nachtluft sollte erfrischend sein", schlug er vor und seine Stimme war dabei so kalt wie die klirrenden Temperaturen draußen. "Vielleicht hast du recht", seufzte ich uns schwang meine Beine über die Bettkante.

Mit dicker Jacke und Wollschal machten wir einen Spaziergang. Es schneite dicke Flocken und nach nur wenigen Meter vom Haus entfernt spürte ich meine Nase nicht mehr. Meine zitternden Hände verbarg ich in den gefütterten Jackentaschen und ich zog die Schulter gegen den Wind hoch. Schweigend gingen wir die verlassene Straße entlang, die von den Straßenlaternen beleuchtet wurde. Die Sterne waren von den dunklen Wolken verdeckt worden. Die Stille war nicht unangenehm, sie war eher friedlich.

Keiner von uns beiden schien so recht zu wissen, wohin wir gerade gehen sollten also ließen wir uns einfach von unseren Beinen tragen. Nach einiger Zeit ließen wir uns auf einer Bank nieder, die am Straßenrand stand. "Weißt du Steve", brach Bucky das Schweigen. "Es gibt so viel, so verdammt viel, was ich dir erzählen will. Aber ich kann nicht. Ich kann es einfach nicht." Er seufzte. Ich atmete so tief die kalte Nachtluft ein, dass es in meinen Lungen schmerzte. "Ich versteh das Bucky, wirklich. Und du hast sicher deine Gründe dafür, aber bitte, bitte pass auf dich auf", sagte ich eindringlich, die Worte wohl überlegt. Anstatt zu antworten seufzte Bucky erneut. Unruhig kaute ich auf meiner Unterlippe rum. Ich durfte nicht die Beherrschung verlieren. All die Wut gegen Professor Pierce wallte in mir auf wie ein gewaltiger Sturm und dann kam es zum Wolkenbruch. "Ist es wegen Shield? Warum verlässt du Shield nicht einfach? Erpresst er dich? Was hat er gegen dich in der Hand?", die unüberlegten Worte sprudelten nur so aus mir heraus. Bucky knetete nervös die Hände und sah auf den Boden. Ich schluckte hart. Das war zu viel gewesen. "Verstehe. Lass dir Zeit", sagte ich schließlich bedrückt und wünschte mir, ich hätte ihn nicht so unter Druck gesetzt. Diese ganze Shield Sache machte nicht nur etwas mit Bucky sondern auch mit mir.

Die Avengers in Hogwarts [Avengers x Harry Potter Crossover]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt