Steve
Ich begab mich auf dem Weg zur Großen Halle für das Mittagessen. Meine Gedanken schwirrten um das, was Bucky mir gerade offenbart hatte. Ich muss was, daraus machen. Was wenn Pierce ihn wirklich deswegen tö-. Nein, diesen Gedanken durfte ich nicht zulassen. Sollte ich Tony sagen, dass Bucky seine Eltern getötet hatte? Nein. Auf gar keinen Fall. Jedenfalls noch nicht. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich von Weitem laute Stimmen hörte. Ich bog um die Ecke und sah, dass sich vor dem Ausgang zum Innenhof eine riesige Menschentraube gebildet hatte. Die meisten tuschelten untereinander und Unbehagen wuchs in mir heran. Ich hielt in der Menge Ausschau nach jemanden, den ich kannte. Da erblickte ich den Rotschopf der Slytherin Wanda unter ihnen. Ich quetschte mich zu ihr durch und fragte sie: "Was ist hier los?" Sie sah mich nicht an, sondern versuchte über die Menge einen Blick in den Innenhof zu erhaschen. "Loki wurde aus dem Unterricht vom Zauberministerium rausgezerrt", meinte die Rothaarige. Mein Herz setzte einen Schlag aus. "Was? Warum?", fragte ich, obwohl ich die Antwort eigentlich schon wusste.
"Er wird beschuldigt, Tonys Eltern umgebracht zu haben", erklärte Wanda. Unwissend, wie ich darauf reagieren sollte, fragte ich stattdessen: "Weiß... Tony es schon? Ich weiß nicht, denke aber nicht, er hat ja sein Zimmer die letzten paar Tage nicht verlassen." Wachsendes Unbehagen keimte in mir auf. Sie haben tatsächlich Loki festgenommen, aber er war es nicht. Es war Bucky. Mir drehte sich der Magen um, als ich daran dachte. Wie konnte Bucky damit nur leben? Aber der Zustand, in dem er war, als er mit mir geredet hatte, konnte man eigentlich nur als nicht tot beschreiben. Wie konnte ich Lokis Unschuld beweisen, ohne Bucky zu verraten? Aber irgendwann musste das mit Bucky rauskommen, oder? Aber er wird von Pierce beeinflusst. Mit einem Mal brach alles auf mich ein und alle Erkenntnisse, bis ich dachte, ich müsste mich übergeben.
Da ertönte neben mir eine unbekannte, harsche Stimme. "Steve Rogers?" Ich drehte mich um und sah drei Mitarbeiter des Zauberministerium und... den Shield-Agenten Rumlow. Also arbeiteten sie wahrscheinlich mit Pierce zusammen. Ich knirschte mit den Zähnen. Ich unterdrückte meine aufsteigende Wut und Angst, entspannte mich und antwortete: "Ja?" Eine wachsende Unruhe stieg in mir auf. Wussten sie von dem, was ich alles wusste? "Wir möchten Sie bitten, mit uns zu kommen." Mein Mund war knochentrocken. Die tuschelnden Schüler um mich herum waren vollkommen verstummt und ich bemerkte den verwirrten Blick Wandas, den die Rothaarige neben mir mir zuwarf. Ich konnte noch niemanden von Buckys Enthüllungen erzählen. "Dürfte ich noch kurz-" Ich unternahm einen schwachen Versuch, ihnen kurz zu entkommen und einen Zettel zu schreiben, doch dieser wurde jäh unterbrochen, als einer von ihnen monoton sagte:
"Sie sollen sofort mitkommen."
"Wohin?"
"Das werden Sie dann schon sehen."
"Von wem kam der Befehl?"
"Das braucht Sie nicht zu interessieren."
Doch aufgrund von Rumlows schmutzigen, siegessicheren Grinsen, konnte ich mir denken, dass Pierce seine schmierigen Finger im Spiel hatte. Ich krallte mich an dem Riemen meiner Tasche fest.
"Wirds bald?", meinte einer von ihnen. Ich hatte keine Chance, ihnen irgendwie zu entkommen und selbst wenn, sie würden mich überall auf dem Hogwartsgelände finden. Bevor sie mich aufhalten konnten, lehnte ich mich schnell zu Wanda und flüsterte so leise, dass nur sie mich hören konnte: "Pierce kontrolliert die Schüler, Hydra greift bald an, Shield ist-" Eine kräftige Hand packte mich an der Schulter und zerrte mich weg von ihr. "Steve!", rief sie, doch wurde von Rumlow zurückgehalten. Ich wehrte mich gegen den festen Griff des Beamten, der seine Finger grob in meine Schulter gekrallt hatte, dann riss ich mit aller Kraft seine Hand weg und sagte entschlossen und etwas zu sarkastisch für die Situation, in der ich mich grade befand: "Vielen Dank, ich kann alleine gehen." Sie flanktierten mich von allen Seiten, Rumlow war derjenige, der hinter mir ging. Meine Zukunft und die von Hogwarts stand auf Messersschneide. Ich kämpfte gegen den verlockenden Drang an, einfach loszustürmen und zu fliehen, doch das durfte ich nicht, es gab keine Möglichkeit zur Flucht. Ich krallte meine Finger noch tiefer in den Lederriemen. War es das? Nein, das durfte nicht das Ende sein, es wird einen Weg geben, damit sich alles zum Guten wendet. Aber das hier war keine Gute-Nacht-Geschichte, in der alles mit einem Happy-End endete. Das hier war die verdammte Realität und im Moment sah es nicht gerade gut für mich aus.
"Das wars, Sherlock. Deine Zeit ist abgelaufen", flüsterte Rumlow von hinten in mein Ohr. Mit einem Mal entluden sich all meine angestauten Emotionen in einem gewaltigen Schlag in Rumlows Gesicht. Dieser taumelte zurück, hielt sich die blutende Nase, während die erstaunte Menge an Schülern überrascht aufstöhnte. Augenblicklich waren drei Zauberstäbe auf meinem Kopf gerichtet und ich hob langsam die Hände, nur allmählich realisierend, was ich gerade getan hatte. Vermutlich war es die falsche Reaktion gewesen, ihm die Nase zu brechen, aber verdammt, hat sich das gut angefühlt. "Keine schnelle Bewegungen, Zauberstab auf den Boden legen, hinknien und die Hände, da, wo wir sie sehen können", befahl mir einer der Beamten. Ich unterdrückte meine aufwallenden Gefühle an Frustration, weil ich absolut machtlos war. Ich kam mir vor wie ein Schwerverbrecher. Ich atmete ruhig aus und holte meinen Zauberstab aus meiner Tasche, und legte ihn langsam auf dem Boden ab, damit sie jede meiner Bewegungen beobachten konnten. Ich spürte die Blicke der anderen Schüler auf meiner Haut brennen.
Bloßgestellt.
Hilflos.
Verloren.
Und irgendwo in der Ferne meinte ich Pierce' höhnisches Lachen hören zu können.
Sie brachten mich in einen Teil von Hogwarts, den ich vorher noch nie gesehen hatte. Es war ein Katakomben-ähnliches, unterirdisches Labyrinth aus Gängen. Es roch modrig und verrotten und die Luft war sehr feucht. Manchmal hörte man Wassertropfen in eine Pfütze fallen und nur der Zauberstab des Beamten vor mir spendete Licht. Wir bogen so oft links und rechts ab, bis ich irgendwann den Überblick verlor. Ich sah so viele abzweigende, dunkle Gänge, die sich nur wenige Schritte in der Finsternis verloren. Ich wollte nicht wissen, was für Monster dort lauerten. Die Stille war erdrückend, da man fast nur unsere Atemzüge und unsere Schritte hörte. "Und? Wie viele Leichen hat Pierce hier unten versteckt?", fragte ich etwas trocken. Rumlow lachte hinter mir auf. Er wusste bestimmt die Antwort. Es war vermutlich unangebracht, aber was hätte ich zu diesem Zeitpunkt denn noch zu verlieren? Mir zog sich der Magen zusammen, daran zu denken, dass sie mich hier unten womöglich umbringen könnten und niemand würde je meine Leiche finden. Mein Mund fühlte sich mit einem Mal ganz trocken an.
Nach einer gefühlten Ewigkeit hielten wir an einer morschen aber stabil wirkenden Holztür an. Und mit einem Mal wurde mir klar: sie wollten mich hier unten nicht töten. Sie wollten mich hier unten festhalten und zum Schweigen bringen. Wollten sie mich auch foltern? In einen Animagus verwandeln? Die grausamen Möglichkeiten schienen schier endlos zu sein. Einer von ihnen schloss die Tür auf und machte Platz, fast als wollte er mich einladen, einzutreten. Kurz zögerte ich. "Für wie lange?" Natürlich bekam ich keine Antwort. Als ich keine Anstalten machte, hineinzugehen, spürte ich die Spitze eines Zauberstabes in meinem Rücken. Rumlows Grinsen sah ich beinahe vor mir. Widerwillig betrat ich die kleine Zelle, in der lediglich ein kleines, verdrecktes Bett stand und eine kleine Kerze, die in einem Loch in der Wand stand. Sobald ich drinnen war, knallte die Tür hinter mir zu.
Großartig. So sah also mein neues Leben aus.
Die nächsten Kapitel habens in sich! ^^
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Die Avengers in Hogwarts [Avengers x Harry Potter Crossover]
ФанфикDas vierte Jahr in Hogwarts bricht für Steve, Tony und die anderen an und natürlich gibt es Probleme: Hausaufgaben, Aufsätze und Prüfungen. Doch ahnen sie nicht, dass eine viel größere Bedrohung, nur einen Steinwurf entfernt, im Verbotenen Wald, dar...