2. Kapitel 'Wie werde ich am besten meinen job los?'

43.6K 1.3K 59
                                    

Ich arbeitete so schnell wie ich konnte, doch ich hatte noch nicht einmal die Hälfte, die er auf meinem Tisch gestellt hatte, geschafft. Es war schon acht Uhr Abend und die meisten hatten das Büro verlassen, außer ich. "Verflucht!", zischte ich und betrachtete meinem Finger. Das ich mich am Papier schnitt, hatte mir auch noch gefehlt! "Mistkerl!", fluchte ich wütend und betrachtete meinen Finger. Das konnte er mir doch nicht einfach antun! Oder?! War das gesetzlich überhaupt erlaubt? Seine Mitarbeiter bis in den Tod arbeiten zu lassen?!

"Wir haben schon lange Feierabend Cat", sagte Hektor und kam um die Ecke gelaufen. Dieser Mann war so elegant, das hatte Hektor echt an sich. Es saß immer alles perfekt an ihm und er roch auch immer so gut, nicht so wie ich. Meine Haare standen inzwischen in alle Richtungen und ich wollte nicht in den Spiegel gucken, wahrscheinlich sah ich aus wie eine Straßenschwalbe... 'Omg, ich sehe aus wie eine Straßenschwalbe...', dachte ich verzweifelt und schaute in die Spiegelung meines hundert Jahre alten PC's. Nicht mal Stripperin konnte ich so werden.

"Gib mir noch einen Teil, zusammen kriegen wir das schneller weg", sagte er und wollte sich die Hälfte greifen, doch ich hielt ihn ab. "Nein schon gut! Nana wartet bestimmt schon auf dich. Na los, lass sie nicht warten", sagte ich lächelnd und nahm mir ein Taschentuch. Damit tupfte ich das Blut von meinem Finger und später würde ich meine Tränen trocknen. Nana war Hektors Mutter und ich wusste das sie im Moment sehr krank war. Er sollte nicht noch mich als Last haben.

"Catherine, ich kann dir helfen..." "Nein, das brauchst du nicht. Hier, siehst du, ich bin gleich fertig. Das habe ich schon erledigt!", sagte ich und zeigte mit einem gespielten Lächeln auf den unfertigen Stapel, den er sich zuvor schnappen wollte.

"Bist du dir sicher? Ich..." "Ja, ich bin sicher", unterbrach ich ihn. "Und jetzt ab nachhause! Du hast heute schon länger gearbeitet als ich".

"Na gut, wir sehen uns dann morgen süße und sag mir Bescheid, sobald du zuhause bist! Vergiss es nicht! Du weißt ich rufe sonst die Polizei?!", sagte er wie immer hysterisch. Ich musste lachen, zum ersten Mal wirklich an diesem Tag. "Ja, das weiß ich", sagte ich.

Er knutschte mich einmal ab. "Gute Nacht und... Schlepp mir heute nicht noch jemanden ab!"

"Du weißt genauso wie ich, das dass niemals passieren wird. Ich werde einsam sterben. Grüsse Nana von mir". Er grinste. "Nicht einsam, ich werde immer bei dir sein! Und mach ich!" "Gute Nacht Hek, wir sehen uns morgen", sagte ich lachend. Er konnte einen echt gut aufheitern.

"Ich liebe dich, schöne!", rief er nochmal aus dem Lift, während sich die Türen schlossen. "Und vergiss nicht mir zu schreiben!" "Mach ich!", rief ich zurück und schaute wieder auf den Stapel. Verdammt war das viel.
Das erste Mal seit dem ich hier arbeitete, sah ich diesen Raum komplett leer. Ich war noch nie solange hier gewesen und hatte so viele Überstunden gemacht, wie heute. Es sah verdammt gruselig aus, nur meine Nachtischlampe war an, der Rest war dunkel. 'Okay Cathy, wir zwei kriegen das schon hin!', sagte meine innere Stimme motiviert. 'Konzentrier dich einfach auf deine Arbeit, dieser Kerl wird dich nicht raus ekeln!' Ich nahm mir die erste Akte und atmete tief ein. "Los geht's!"...

Als ich endlich fertig war, lehnte ich mich erleichtert zurück. 'Gott sei dank! Ich habe es geschafft, ich habe es endlich geschafft!', dachte ich grinsend und schaute auf die Uhr. Hektor hatte schon eine Nachricht um neun von mir bekommen, er sollte sich keine Sorgen um mich machen. Ich hatte einiges geschafft und war sehr stolz drauf, doch als ich die Zeit sah, weiteten sich meine Augen und ich fühlte mich plötzlich nicht mehr so gut. 'Heilige Scheisse, es ist schon zwölf!' Und ich war zu Fuß unterwegs. 'Fuck!' Ich stopfte alles in meine kleine Tasche und begab mich schnell nach draußen in die Dunkelheit. Die Straßen waren leer gefegt und es war toten still. Das war gut, ich wollte auf keinen Fall einem Drogensüchtigen oder einem Gangmitglied begegnen. Von denen gab es reichlich hier! Doch manchmal trügt auch der ruhige Schein. Die Gefahr ausgeraubt, vergewaltigt oder beides gleichzeitig zu werden, war immer noch sehr hoch. In den Gassen konnte man sich gut verstecken, deshalb mied ich sie so gut es auch ging und wechselte auch öfter die Straßenseiten. Zum Glück hatte ich Jack nochmal gefüttert, ansonsten wäre der kleine bis jetzt verhungert. Bestimmt hatte er schon wieder Hunger! Ich musste mich echt beeilen. Nur noch drei Blocks trennten mich von meinem... 'Sicheren', Zuhause. In der Ferne, sah ich Lichter eines Autos auf mich zu kommen. 'Bestimmt eine Gang!' Die Nervosität packte mich sofort, doch das Auto fuhr Gott sei dank einfach an mir vorbei. Ich war sehr Paranoid, aber das war begründet. Diese Stadt war nunmal sehr gefährlich und für eine Frau die alleine lebte, besonders.

Zuhause angekommen, sprang mich mein Kater sofort an. "Hey!", sagte ich und kuschelte sofort mit ihm. "Wenn du wüsstest, was ich für ein scheiss Tag Heute hatte. Ich hoffe deiner war besser. Na los, du kriegst nochmal Futter". Als ich mit der Verpflegung des kleinen fertig war, warf ich mich erschöpft in mein Bett. "Jacky, wenn ich irgendwann mal tot umfalle, bitte iss mich nicht, okay?" Kurz vegetierte ich zwischen, wach sein und schlaf. Ich musste mich noch umziehen, aber ich war einfach so müde. Mein Blick fiel kurz auf den Wecker. Zwei Uhr Nachts und ich musste schon um sieben wieder auf den Beinen sein "Gute Nacht...", murmelte ich, ehe ich innerhalb von Sekunden einschlief...

Mein Wecker klingelte pünktlich um sieben Uhr und riss mich mal wieder aus meinem zu kurzen Schlaf. Sofort vergrub ich mein Gesicht in meinem Kissen und schaltete das verdammte Teil aus. Ich fühlte mich wie ein Zombie, der von einem LKW überrollt, angeschossen, und nochmal überrollt wurde, aber trotzdem noch lebte. Lebten Zombies? Sie waren Untote, also ja. Langsam richtete ich mich auf, dabei knacksten alle meine Gelenke. So müde wie heute, war ich noch nie gewesen. Gestern war einfach zu anstrengend gewesen und was würde mich heute erwarten? Noch mehr Arbeit? Noch länger arbeiten?! Wahrscheinlich würde ich das nicht mal schaffen.

Ich schlenderte seufzend ins Bad und betrachtete mich im Spiegel. Meine Augenringe reichten bis zum Boden und meine Haare standen in alle Richtungen. Nicht mal abgeschminkt hatte ich mich gestern. Mies gelaunt, nahm ich mir den Kamm. 'Heute brauchst du eindeutig mehr Make-up als gestern und das alles Dank Mister Arschloch!' Müde wusch und bemalte ich wieder mein Gesicht. Als ich mir mit der Wimperntusche auch noch ins Auge stach, war der Tag perfekt. "Verfff...!", schrie ich und hielt mir das Gesicht vor Schmerz und alles begann wieder von vorne. Ich ließ alles weg, außer Make-up und sah kurz darauf aus wie ein Albino. Seufzend schloss ich die Augen. "Egal, scheiss drauf...", murmelte ich und lief ins Zimmer zurück.

Ich suchte nach gewaschener Kleidung, doch musste bitter feststellen, das ich nichts sauberes mehr hatte. Meine Sachen musste ich von Hand waschen, oder in einem Waschshop, weil ich keine Waschmaschine hatte. Aber das würde ich nicht mehr schaffen, also nahm ich mir etwas, was ein bisschen frisch aussah und zog es einfach an.

Ich füllte zuletzt Jacks Schale und warf einen Blick auf die Uhr. Es war... 'Scheisse! Zehn vor acht!' So müde wie ich war, hatte ich mir einfach zu viel Zeit gelassen! "Aus dem Weg Jack!", schrie ich und sprang über ihn...

You can never escape from me (In Bearbeitung!)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt