15. Kapitel 'Er braucht meine Hilfe?'

28.2K 1.1K 66
                                    

'Zur Hölle scheiss drauf! Ich haue definitiv ab!', dachte ich und drehte mich zum gehen um, als ich plötzlich in eine Flüssigkeit trat. Verwirrt ging ich einen Schritt zurück und schaute den kleinen Blutflecken an meiner Schuhsohle an. Meins? Ich schaute an mir runter. Nein, von mir kam es nicht. Es waren mehrere Tropfen und sie führten genau zu ihm. Ich schaute ihn an und er mich. Er wirkte angespannt, nervös und gar nicht mehr so professionell wie gerade eben. Ich musterte ihn mit verengten Augen. Er saß eigentlich ganz entspannt da, aber komischerweise hatte er sich nicht einmal bewegt und wieso hatte er die Bettdecke um sich gelegt? Es war warm hier drinnen, man brauchte keine so dicke Decke. "Ist dir kalt?", fragte ich und beobachtete ihn weiter.

Er lehnte sich in seinem Holzstuhl zurück. "Ja, liegt wohl am Schlafmangel".

Ich nickte knapp und beugte mich runter. Unter dem Stuhl, hatte sich schon eine Blutlache gebildet. Schnell versperrte er mir die Sicht mit der Decke. "Du solltest jetzt besser gehen Catherine".

Gehen? Ich dachte nicht einmal daran. "Steh sofort auf", forderte ich knapp.

Er hob eine Augenbraue. "Ich habe gesagt, du sollst jetzt gehen".

Ich verschränkte meine Arme. Jetzt hatte ich es endlich. "Sie haben dich verwundet, oder? Du wolltest mich schnell loswerden, weil du dich nicht mehr verteidigen kannst. Du hast Angst das ich die Cops rufe und sie dich mitnehmen. Stimmt?"

Er atmete tief ein und zog die Decke weg. Erst jetzt sah man das ganze Blut. Er war wirklich schwer verwundet und ich hatte recht gehabt. Er konnte sich nicht mal gegen mich mehr verteidigen. Aber seine Rolle hatte er perfekt gespielt, bis jetzt. „Stimmt Catherine, ganz genau. Aber glaub mir, ich gehe niemals in den Knast. Wenn du die Cops rufst, sterbe ich eher. Also entscheide dich lieber jetzt, gehst du endlich, oder holst du die Bullen?"

Ich schaute nachdenklich auf den Boden. "Du hast mich entführt, mir ein Trauma verpasst und mich in den Ruin getrieben... Es gibt noch eine dritte Option. Ich helfe dir und dafür sagst du mir, wer dich engagiert hat".

Er grinste breit. "Meine Klienten verraten? Sehe ich aus wie eine Ratte? Du kannst mich sogar foltern, aber selbst dann werde ich es dir nicht sagen".

"Na gut, dann auf Wiedersehen!", sagte ich und lief raus. Ich setzte mich in den Wagen und startete den Motor. So ein Mistkerl! Wieso ging er nicht auf den Deal ein?! Ohne meine Hilfe würde er sterben und anstatt zu reden, verblutete er lieber? Genervt schaltete ich den Motor ab und lehnte mich zurück. Er hatte mein Leben zerstört, aber er hatte es gestern auch gerettet und sein eigenes dafür gegeben. Ich rieb mir übers Gesicht. Wieso konnte ich nicht einfach gehen und ihn hier zurück lassen? Wieso fühlte ich mich schuldig? Wütend stieg ich aus und lief zurück. Ich öffnete die Tür und fand ihn in der selben Position wie zuvor. Nur vor ihm lag ein umgekippter Notfallkoffer. Er hatte versucht sich zu helfen, es jedoch nicht geschafft. Überrascht schaute er mich an. "Was wird das Catherine?"

Ich warf die Schlüssel aufs Bett und lief zu ihm. "Zeig her!"

Vor Anstrengung, lief ihm schon der schweiss von der Stirn. "Wieso gehst du nicht einfach?", fragte er und hielt sich die Wunde.

"Du hast mich vor etwas sehr schlimmen bewahrt und Gott weiss was sie danach mit mir getan hätten. Jetzt einfach zu gehen wäre falsch... Also los, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!", sagte ich und hob das ganze Zeug auf.

Er atmete tief ein und schob sein Oberteil hoch. "Verdammt...", sagte ich und schaute mir den etwa acht Zentimeter langen Schnitt an seinem Bauch an. Das musste echt schmerzhaft gewesen sein. "Das ist tief und eine relativ grosse Wunde. Du hast schon viel Blut verloren, wir sollten schnellstmöglichst die Wunde verschließen", sagte ich nachdenklich. „Ich kann dir helfen, aber sollte es sich entzünden musst du sofort in ein Krankenhaus".

"Verschließen? Wie?", fragte er.

Ich schaute ihn an. "Ich denke das weisst du. Hast du Desinfektionsmittel hier? Und willst du irgendwas vorher trinken? Das wird weh tun".

Er lachte leichte. "Ich glaube ich habe mich falsch ausgedrückt. Du?"

"Ich habe vor meinem Bürojob, im Krankenhaus gearbeitet. Ich kenne mich bestens damit aus. Keine Sorge", sagte ich genervt.

"Es gesehen zu haben und es selbst zu machen, sind zwei verschiedene Dinge". Ich verschränkte meine arme. "Na gut, dann mach es doch selbst!" "Okay! Okay! Tut mir leid", sagte er erschöpft. "Leg einfach los, ich brauche nichts".

Ich nahm das Desinfektionsmittel und desinfiziert alles was ich brauchte. Ich nahm mir die Handschuhe und streifte sie über. "Das wird jetzt weh tun", sagte ich und schaute ihn an. Er biss die Zähne zusammen. "Ist nicht das erste mal". Vorsichtig kippte ich die restliche Flüssigkeit über seine Wunde und machte mich ans Werk. Angespannt hielt er sich an der Stuhllehne und beobachtete jeden meiner Schritte genau. Das irritierte mich föllig und irgendwie tat er mir leid.
Ich entschied mich, ihn etwas in ein Gespräch zu verwickeln.
„Heißt du eigentlich wirklich Sam, oder war das eine Lüge?" "Ja", sagte er sehr knapp und starrte weiter auf seine Wunde. Okay, anscheinend wollte er nicht reden, was ich verstehen konnte. Nähen ohne Narkose war wirklich nicht angenehm. Hoffentlich wurde er schnell Ohnmächtig, aber das geschah leider nicht. Erst als ich fertig war, atmete er erleichtert aus und liess die Stuhllehne los. "Nur noch ein Pflaster und ein Verband und dann wars das schon", sagte ich und stand auf.

Er nickte und lehnte sich vor.  "Kannst du mir aber erst hier raus helfen?", fragte er und zeigte auf sein Hemd.

"Zuerst das Pflaster", sagte ich und klebte es schnell auf die geschlossene Wunde. Ich öffnete sein Hemd und hielt kurz inne. Wow... Jetzt wurde es auch noch unangenehm, weil der Mistkerl grinste. Hatte er das extra gemacht? "Was?" Ich schaute ihn nervös an. "H-Hör auf damit! Ich mach das nur weil du verletzt bist und mich darum gebeten hast!", sagte ich wütend und half ihm aus seinem Hemd. 'Gott im Himmel, das meinte also Hektor mit, Adonis Körper'...

You can never escape from me (In Bearbeitung!)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt