29. Kapitel 'Die Versuchung'

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Mit einem mal, viel mir das atmen schwerer. Ich stand da und wusste nicht mal ansatzweise, was ich tun sollte. Der Wachmann fokussierte uns. Seine Waffe zielte direkt auf mich und ich hatte das Gefühl, das er nicht mehr lange zögern würde. "Legen sie das Messer weg! Oder ich schieße!", drohte der Mann.

Ich hörte Sam hinter mir lachen. "Wenn sie nicht eine zweite Leiche hier liegen haben wollen, sollten sie ihre Waffe weglegen". Bedrohte er mich ernsthaft? "Entscheid dich Catherine, du hast jetzt die Wahl", flüsterte er mir leise zu. Nervös schaute ich den Wachmann an. Jetzt konnte ich entweder Sam verraten, oder mit ihm fliehen. Es war ein Ultimatum und ich entschied einfach.

"Ich fordere sie noch einmal auf!..." "Halt die klappe!", schoss Sam zurück. "Leg die Waffe hin! Oder sie ist tot!"

Mir lief eine Träne die Wange runter. Hilfesuchend schaute ich den Mann an. "B-Bitte! Helfen sie mir!" Ich fühlte mich dabei echt schlecht, aber nur so konnte ich Sam helfen zu fliehen.

"Letzte Chance! Waffe auf den Boden und langsam zu mir schieben!", forderte Sam ungeduldig. Zögernd befolgte der Mann endlich seine Anweisung und ging in die hocke. "Sie haben schon jemanden getötet, wollen sie wirklich noch..." "Ich will die Waffe haben! Sofort", unterbrach ihn Sam wütend. Der Mann schob sie seufzend  rüber und endlich konnte ich erleichtert aufatmen. "Auf den Boden legen!", sagte Sam und hob die Waffe auf. „Beide!" Als wir beide auf dem Boden lagen, lief Sam zu dem Mann und legte ihm Handschellen an. Beunruhigt schaute mich der Wachmann an. "Haben sie keine Angst, er wird..." Sam packte ihn an den Haaren und schlug seinen Kopf gegen den Boden. „Das reicht mein Freund", sagte er knapp. Geschockt über seine Brutalität setzte ich mich auf und rieb mir nervös über die Arme. Und jetzt? Ich hatte mich für Sam entschieden, aber trotzdem fühlte sich das nicht so richtig an. Irgendwie hatte ich Angst... Nicht vor ihm, eher vor den Konsequenzen. Was wenn die Polizei alles herausfand? Ich konnte... Plötzlich streckte er mir seine Hand entgegen, daraufhin zuckte ich erschrocken zusammen. „Man...", sagte ich leise. „Du steckst echt voller Überraschungen..." „Keine Angst", sagte er und zog mich hoch. „Ich würde dir nie etwas tun".

"Gibt es sonst noch was, was ich wissen müsste? Bist du vielleicht noch der Anführer einer Gang?", sagte ich und ließ mich mitziehen.

Er schüttelte den Kopf und blieb stehen. "Hör zu, ich weiss das das alles gerade ein bisschen zu viel für dich ist", sagte er und nahm mein Gesicht zwischen seine Hände. "Wir werden noch einmal darüber reden, versprochen! Aber erst wenn wir sicher Zuhause sind. Ich bringe dich jetzt zum Auto und dort wartest du auf mich".

"Was hast du vor? Willst du ihn etwa auch töten?!", fragte ich geschockt. Das würde ich nicht mit machen!

"Ich töte keine unschuldigen Menschen", sagte er knapp und versuchte mich zu beruhigen. "Und ich will nur unsere Spuren verwischen. Es gibt jetzt einen Zeugen, deswegen kann ich die Leiche nicht beseitigen. Alles wird so bleiben". "Okay", sagte ich leise. Nur Spuren... Keine weitere Leiche.

"Kommst du?" Ich nickte und folgte ihm bis zum Auto. Er setzte mich rein und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. "Ich bin gleich zurück... Bitte warte auf mich".

"Ich bin voller Blut... Wo soll ich sonst hin", sagte ich und schloss die Autotür. Er hatte Angst das ich weglief, dafür war es aber schon lange zu spät...

Nach etwa zwanzig Minuten, tauchte er in der Dunkelheit auf. Wortlos setzte er sich ins Auto und fuhr los. Während der ganzen Fahrt, schaute ich aus dem Fenster. In meinem Kopf war nichts mehr. Ich hatte keine Gedanken. Irgendwann merkte ich, wie das Auto langsamer wurde. Wir waren schon da? Ich wollte gerade aussteigen, als er mich aufhielt. "Warte kurz", sagte er und schaute nach oben. "Deine Nachbarin steht am Fenster. Sie raucht eine. Wir warten bis sie weg ist". Ich nickte und lehnte mich wieder zurück. Er schaute mich an. "Also..." Ich drehte mich zu ihm. "Also?" Egal was er jetzt sagen würde, im Moment kam nichts bei mir an.

Er nahm meine Hand. "Vertraust du mir?" Zögerlich nickte ich. Sofort lief mir eine Träne über die Wange. Ich wusste nicht wieso. Hatte ich vielleicht einen Schock? Verständlich wäre es. Vorsichtig wischte er sie weg. "Tut mir leid das ich dir weh getan habe... Ich will dich nicht verlieren, Catherine".

Ich atmete tief ein und blinzelte schnell die anderen Tränen weg. "Ab jetzt bist du zu hundert Prozent ehrlich, okay? Ich will alles wissen was du machst und was du getan hast. Von Anfang an".

Er nickte leicht und schaute raus. "Okay... Wir können jetzt hoch". Ich stieg aus und lief schnell mit ihm nach oben. Im Bad, versuchte ich mich auszuziehen, doch meine Hände zitterten so sehr als ich das ganze Blut sah. Ich hatte ganz vergessen das ich darin ausgerutscht war und jetzt fühlte ich mich schlimm!

"Warte, ich helfe dir", sagte er und eilte mir sofort zur Hilfe. "D-Das ist von ihm...", murmelte ich verwirrt. "Keine Sorge, wir waschen das alles weg". Er zog mich zur Dusche und stellte sich mit mir darunter. Er hatte zwar noch Klamotten an, aber das schien ihn nicht zu stören. "Danke", sagte ich leise und liess alles über mich ergehen.

Sauber und angezogen, lag ich im Bett. Auch er hatte Gott sei dank geduscht. Ich roch kein Blut mehr und das war gut. Wir starrten uns nun schon seit längerer Zeit an. Langsam rutschte ich zu ihm und legte meinen Kopf auf seine Brust. Ich brauchte gerade einfach Nähe, um etwas darüber hinweg zu kommen. "Ich liebe dich", sagte er plötzlich leise. Ich kniff meine Augen zu. Im Moment, konnte ich es nicht erwidern...

You can never escape from me (In Bearbeitung!)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt