XV

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Kura führt ihre Einheit auf das obere Plateau. Sie bahnen sich ihren Weg über verbrannte Kisten und Schutt, als sich plötzlich eine Platte bewegt. Eine kalkweiße Hand schnellt heraus – der kleine Finger grotesk zur Seite gebogen, als wäre er aus Gummi. Dieser Idiot war wirklich nicht totzukriegen. Kura erstarrt. Sie kennt diesen Gegner. Zu gut. Ihr alter Erzfeind ist nie zu unterschätzen. Kura hatte es unzählige Male erlebt: Verletzungen, die jeden anderen ausgeschaltet hätten, machten ihn nur noch wilder, noch unbarmherziger. Mit einem gewaltigen Machtschub schleudert er die schwere Platte in die Luft. Staub wirbelt auf. Keuchend, verrußt, aber lebendig, zieht sich der Pau'laner aus der Grube. Kura wirft einen Blick zur Seite – die Flammen fressen sich fast an die Benzinfässer heran. Er fackelt nicht lange. Schon wieder hält er sein Lichtschwert in der Hand, schwingt es bedrohlich. Als gäbe es keinen Schmerz. Keine Angst. Wenn Kura ihm je etwas neiden konnte, dann das: seine völlige Furchtlosigkeit. 
"Zum Shuttle!", ruft sie den Clonen zu. 
Sie zögern. Ihre Blicke verharren auf ihr. Loyal. Bereit, zu bleiben. Ein schmerzhaft warmer Stich durchfährt sie.
"Das ist ein Befehl!", ruft sie fester. Keine Diskussion. Diesen Kampf muss sie alleine führen. Die Soldaten gehorchen. Einer nach dem anderen zieht sich zurück. Jetzt stehen sie sich allein gegenüber.
Zwei Krieger. Zwei Schwerter. Zwei alte Narben.
Ihre Klingen treffen aufeinander – ein Zischen, ein Aufblitzen. Wieder und wieder. Ein Tanz auf Messers Schneide. So oft hatten sie schon gegeneinander gekämpft. Immer mit dem Ziel, den anderen zu übertreffen. Den ersten Platz zu erobern. Das letzte Wort zu behalten. Dies ist der wahre Prüfstein. Kura weicht keinen Schritt zurück. Nicht heute. Verzahnt fegen sie über die brüchige Plattform – ein tödlicher Wirbel aus Licht und Wut. Immer näher rückten sie an den Abgrund. Dann – eine neue Explosion.
Die Plattform erzittert. Stahl stöhnt unter der Last. Der Boden kippt, beginnt gefährlich zu rutschen. Die Konstruktion droht wegzubrechen.
Kura wirft einen Blick zum Shuttle – es hebt ab. Nur haarscharf entkommt es der schräg wegrutschenden Plattform.

"Commander, Sie müssen unverzüglich an Bord kommen! Wir müssen hier weg." Kura sieht zur schräg stehenden Laderampe. Darman winkt ihr wild entgegen, der Wind peitscht durch seine Haare. Sie macht einen Schritt – doch plötzlich zischt eine rote Lichtschwertklinge vor ihr herab, versperrt ihr den Weg und zwingt sie, sich von der rettenden Rampe zu entfernen. Ihr Gegner drängt sie ab. Und schlimmer noch – Kura hat ihr Lichtschwert nicht mehr. Sie weicht zurück, duckt sich unter den Hieben hindurch, tritt und schlägt mit bloßen Händen. Akrobatisch rollt sie über den Boden, kommt hinter ihm hoch und tritt ihm in die Kniekehle. Der Pau'aner knickt ein. Auf Augenhöhe. Kura nutzt die Gelegenheit, stößt ihn mit einem wuchtigen Tritt ganz zu Boden. Doch er ist zäh. Zu zäh. Er richtet sich sofort wieder auf, wischt sich das Blut mit einem angewiderten Schnauben aus dem Gesicht. Kura wirft einen Blick zur Seite – da! Unter einer verbogenen Metallplatte lugt ihr Lichtschwert hervor. Mit einem Satz reißt sie es an sich. Keine Sekunde zu früh.
Denn ihr Gegner stürzt sich mit einem wilden Schrei auf sie, sein Lichtschwert kracht auf ihres nieder und reißt sie zu Boden. Mit dem Rücken auf dem kalten Metallboden stemmt sie sich mit aller Kraft gegen seine Klinge. Ihre Muskeln zittern, jeder Nerv brennt. Dann: Mit einem kräftigen Tritt schleudert sie ihn von sich. Kura kommt auf die Beine und rennt – direkt auf ihn zu. Der Pau'aner, kalt wie immer, lässt sein Doppelklingenlichtschwert rotierend um den Griff kreisen – dann schleudert er es ihr entgegen.
Kura weicht nicht aus. Sie springt.
Gerade so überfliegt sie die rotierende Klinge, rollt sich ab und nutzt den Schwung – sprintet weiter zur Laderampe. Darman wartet, streckt ihr die Hand entgegen. Fast geschafft.
Da kreischt metallisch ein Alarm, die Plattform beginnt endgültig einzustürzen.
Kura springt – und erwischt Darman gerade noch am Arm. Seine kräftigen Hände packen sie, ziehen sie hoch, hinein in die Sicherheit des Schiffs. Keuchend liegen sie nebeneinander, starren auf das brennende Deck. Der Pau'aner steht noch dort. Still. Ohne jede Regung. Inmitten von Rauch, Trümmern und Flammen. Kura steht als Erste auf. Sie wendet sich ab – kein letzter Blick zurück.
Das Shuttle hebt ab und geht auf direkten Kurs nach Coruscant.

Storm of ShadowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt