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PoV Eren
Als ich wieder zu mir kam, war Neil verschwunden, ich lag auf dem dreckigen Boden der Gasse. Mein Hals tat weh, ich konnte noch immer nicht richtig atmen. Jeder Atemzug, den ich tat, schmerzte. Ich sah mich um, niemand war hier. Es war noch immer dunkel. All zu lange konnte ich nicht bewusstlos gewesen sein.

Panisch griff ich nach meinem Handy, welches sich ein paar Meter von mir befand und sah auf den gesplitterten Bildschirm. Kurz nach 3 Uhr. Ich versuchte mich aufzusetzen, konnte wegen der heftigen Schmerzen in meinem Gesäß jedoch nicht. Lag zitternd auf dem Boden, versuchte mich mit aller Kraft hochzustemmen, doch vergebens. Es ging einfach nicht.

Tränen stiegen in meine Augen. Ich spürte die aufkommende Panik. Die Angst.

Was als nächstes passierte, konnte ich mir nicht ganz erklären. Wie von alleine entsperrten meine Finger das kaputte Handy, tippten Levis Nummer – die ich nicht mal auswendig konnte – ein und drückten auf das grüne Anrufsymbol.

Ich legte das Handy an mein Ohr, spürte das Zittern immer stärker. Spürte die Schmerzen immer stärker. Es klingelte. Einmal. Zweimal. Dreimal.

„Eren hast du eine Ahnung, wie spät es ist?", murrte der Schwarzhaarige angepisst. Unfähig ein Wort rauszubringen, begann ich zu schluchzen und hektisch zu atmen. „Eren?" Keine Antwort. Ich konnte nicht sprechen. „Eren was ist passiert?" – „Hi-hilf mir.", heulte ich dann los und zog meine Beine an meinen Körper, versuchte mich im Schatten ganz klein zu machen.

Ich hörte es rascheln, klang nach einer Bettdecke. Levi war aufgestanden. „Wo bist du?", seine Stimme war ruhig. Besorgt, aber ruhig. Ich hingegen heulte wie ein kleines Mädchen. „Eren, wo bist du?" – „E 28th, 2nd Ave.", gab ich von mir und vergewisserte mich nochmal mit einem Blick auf das Straßenschild. „Ich bin sofort da, beweg dich nicht vom Fleck, ja?" – „I-ich kann mich nicht- ich kann mich nicht bewegen.", stotterte ich und spürte die Tränen über meine heißen Wangen laufen. „Ich bin sofort da."

-

Ich hatte es geschafft mich aufzusetzen, lehnte nun an der Wand des großen Gebäudes und starrte auf den Boden. Noch immer war ich am Zittern, hoch immer fiel mir das Atmen schwer. Das Telefonat mit Levi hatte so sehr wehgetan. Es hatte sich angefühlt, als würde jemand meine Kehle mit Reißzwecken voll kippen. Es tat einfach nur weh. Jeder Atemzug tat weh.

Plötzlich erschien ein helles Licht in der Gasse und ich hörte das Geräusch eines Motors. Dann ein Türknallen. „Eren?", rief Levi und sah sich nach mir um. Ich machte mein Handy an, wies mit dem Licht auf mich hin. Der Ältere schien es zu begreifen und kam sofort auf mich zu, kniete sich vor mich und strich mir die Haare aus dem Gesicht.

Mit glasigen Augen sah ich ihn an, spürte die Tränen erneut aufkommen und keine Sekunde später, hatte er seinen Arm unter meine angewinkelten Knie gelegt, seine andere Hand an meinem Rücken. Er hob mich hoch, ich presste mich heulend an ihn. Ich wusste nicht, wie er es tat. Doch mit einem Mal fühlte ich mich sicherer. Beschützt.

Wortlos trug er mich zum Auto, setzte mich vorsichtig hinein. Ich zischte laut auf, als mein Hintern an das kühle Leder kam, krallte mich in Levis Schulter und begann wieder zu zittern.

Levi tat nichts. Er blieb einfach so stehen. Halb über mich gebeugt. Ließ zu, dass ich meine Fingernägel in seine Haut krallte. Er wartete einfach ab. Wartete bis ich bereit wäre.

Und als ich soweit war, mich ein wenig entspannen konnte und meine Hand von ihm wegnahm, entfernte er sich langsam von mir, schloss die Beifahrertür und saß in Windeseile auf seinem eigenen Platz. Fuhr los.

„Willst du mir sagen, was passiert ist?" Ich schüttelte den Kopf. Schämte mich zu sehr. „Willst du es irgendwem anderem sagen?" Ich zuckte mit den Schultern. „Kannst du nicht reden oder willst du nicht?" Wieder schüttelte ich den Kopf. Er schien zu verstehen, seufzte leise auf und bog ab. „Willst du eine Aussage machen?" Wieder nur ein Schulterzucken. Wer würde sich für diesen Fall interessieren? Ich habe ihm die Einwilligung gegeben. Ich habe niemals Nein gesagt. Es würde nichts bringen das zur Anzeige zu bringen.

Mein Blick fiel aus dem Fenster, die beleuchtete Stadt war wirklich schön. New York war zwar riesig und irgendwo auch eklig – beispielsweise wegen den ganzen Ratten – aber dennoch liebte ich es hier zu sein. „Eren?", hörte ich Levi und drehte meinen Kopf zu ihm. „Ich habe bei mir im Hotel kein Erste Hilfe Kit und im Krankenhaus, werden sie viele Fragen stellen. Aber deine Wunden kann ich nicht so lassen. Ich werde zu meinem Haus fahren."

Mit aufgerissenen Augen sah ich ihn an. „U-und Er-win?", brachte ich es krächzend hervor. „Es ist Freitagnacht. Er wird vermutlich nicht zuhause sein.", erklärte Levi und bog erneut ab. Fuhr kurz durch eine kleine Einfamilienhaus-Siedlung und stoppte dann an einem großen weißen Haus. Hier hatte er gewohnt?

Es stand kein Auto in der Einfahrt, Levi schien darüber erleichtert zu sein.

Ein paar Minuten später saß ich auf einer großen Couch und wartete auf Levi, der im Badezimmer verschwunden war und gerade mit einem Koffer wiederkam, auf dem ein rotes Kreuz abgebildet war. Der Schwarzhaarige setzte sich neben mich auf die Couch, strich mir erneut die Haare aus dem Gesicht und fing dann an die aufgeschürfte Wange zu desinfizieren. Ich zischte schmerzhaft auf, krallte mich unbewusst in seinen Unterarm und kniff die Augen zusammen. Fuck tat das weh!

„Sorry.", murmelte Levi nur und tupfte weiter an der Wunde, streichelte dabei meinen Oberschenkel. Vermutlich versuchte er mich dadurch zu beruhigen oder abzulenken. Und erstaunlicherweise hatte es geklappt. Mein Atem wurde wieder ruhiger und ich ließ ihn einfach machen. Er wusste, was er da tat. Bestimmt.

Dann wandte er sich meinen Handgelenken zu, die von großen blauen Flecken geziert wurden. Direkt am Ende der Elle war ein großer tiefer Kratzer, den ich mir wohl zugezogen hatte, als er mich auf den Boden geschubst hatte. Levi nahm einen neuen Tupfer, desinfizierte diese Wunde ebenfalls und hielt dabei meine Hand. Nicht zu fest. Ich hätte jederzeit zurückziehen können, doch ich wollte nicht. Levi sorgte dafür, dass ich mich sicher fühlte.

Mit einem Mal öffnete sich die Haustür hinter uns und Levis Kopf schnellte hoch. Sein Blick zum Eingang. „Was machst du denn hier?", fragte eine dunkle Stimme und ich drehte ebenfalls meinen Kopf zu Mr. Smith. „Und was macht er hier?", fragte der Blonde dann angepisst und zog sich die Schuhe aus.

Er schien schnell zu bemerken, dass etwas mit mir nicht stimmte, seufzte nur auf und verschwand in einem anderen Raum. Kam danach mit drei Gläsern und einer Flasche Vodka zurück setzte sich auf den Sessel gegenüber von uns und musterte uns. „Läuft da was zwischen euch?" – „Mehr oder weniger.", gab Levi zu wandte sich wieder meinen Verletzungen zu. Smith sah mich an, musterte mich intensiv. „Du warst gestern im Revier?", fragte Levi und Erwin brummte. Wandte seinen Blick nicht von mir ab. „Wie gefällt dir mein Büro?"

Ich stockte und sah zu Levi, der mich nur wissend ansah. Er wusste, dass Erwin gestern in der Tür stand? Er wusste es? „Wirkte nicht wie ein Büro.", murmelte Erwin nur nahm einen Schluck aus dem Glas, verzog leicht das Gesicht. „Was ist passiert? Hat ihn endlich mal jemand verprügelt?" – „Halt die Fresse.", murrte der Schwarzhaarige und wühlte im Verbandskasten rum. „Zeig mal her.", damit stand Smith auf, kam auf mich zu nahm meine Hände. Unsicher sah ich zu Levi, der den Blonden aber nur entspannt musterte. Scheinbar schien Erwin zu wissen, was er da tat. „Wie kriegt er die schnell weg?", fragte der Schwarzhaarige und deutete dabei auf die blauen Flecken.

„Hitze. Und am besten ein Bad in Kamille. Er kann ins Gästebad, wenn er will.", damit sah der Blonde zu mir. Unsicher huschte mein Blick zwischen den blauen Augen des Riesen und den grauen Levis hin und her. „Gut.", Levi stand auf, reichte mir die Hand und unsicher nahm ich diese entgegen. Ging ihm sehr steif hinterher. Vor Smith wollte ich mir die intimen Schmerzen nicht ansehen lassen.

Whore [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt